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Im Jahr 2013 ging der Gesamtumschlag in den deutschen Seehäfen

erstmals seit längerem leicht zurück. Für das laufende Jahr wird aber wieder mit einem geringen Wachstum gerechnet. Zudem stehen in vielen Häfen zahlreiche Investitionen an.
Die deutschen Seehäfen haben für die wirtschaftliche Entwicklung des gesamten Landes eine wichtige Bedeutung. Das vergangene Jahr[ds_preview] stand jedoch ähnlich wie die Jahre zuvor im Zeichen der Krise. Anders als in der jüngeren Vergangenheit schlug sich dies auch auf den Gesamtumschlag der deutschen Seehäfen nieder, denn dieser war seit langer Zeit wieder rückläufig. In den Seehäfen der Bundesrepublik wurden 2013 insgesamt rund 340Mio.t umgeschlagen. Diese Zahl schließt die auf Binnenschiffe umgeschlagenen Güter mit ein. Im Vergleich zum Vorjahr gab es in den deutschen Seehäfen einen leichten Umschlagrückgang von rund 1,1% (2012: 343,97Mio.t). Für das laufende Jahr rechnen die Experten indes wieder mit einem leichten Anstieg des Gesamtumschlags.

Bremen/Bremerhaven

Beim Gesamtumschlag von Seegütern musste die Hafengruppe Bremen/Bremerhaven im vergangenen Jahr einen Rückgang um 6,2% auf 78,8Mio.t (2012: 84Mio.t) hinnehmen. Rund 66,2Mio.t des Gesamtumschlags gab es in Bremerhaven, die übrigen 12,6Mio.t in Bremen. Grund für diese Entwicklung sind insbesondere Einbußen im Container-, konventionellen Stückgut- und Massengutumschlag. Der Umschlag von Fahrzeugen habe mit 2,18 Mio. Automobilen indes in etwa das Niveau des Vorjahres erreicht, teilte die Hafengesellschaft bremenports zum Geschäftsjahr 2013 mit.

Beim Containerumschlag verzeichnete Bremerhaven hingegen Verluste. Dieser sank in Deutschlands zweitgrößtem Hafen von 6,1Mio. TEU (2012) auf 5,8Mio. TEU, was einem Minus von 4,7% gleichkommt. Der Umschlag von Stückgütern in den bremischen Häfen verringerte sich insgesamt um 6,4% auf 68,9Mio.t (2012: 73,6Mio.t). Der Massengutumschlag verzeichnete ein Minus von 4,9%, sodass 2013 nur noch 9,9Mio.t statt der 10,4Mio.t aus dem Vorjahr umgeschlagen werden konnten. Bremens Wirtschafts- und Häfensenator Martin Günthner kommentierte: »Noch 2012 hatten die bremischen Häfen gegen den Negativtrend in anderen europäischen Standorten das beste Ergebnis ihrer Hafengeschichte erzielt. 2013 wurden wir dann – später als die Konkurrenz – mit den Auswirkungen der konjunkturellen Krise in vielen Teilen der Welt konfrontiert.« Für 2014 erwartet der Senator eine stabile Entwicklung der Umschlagzahlen.

Das von Bomin Linde LNG geplante LNG-Terminal in Bremerhaven soll im kommenden Jahr in Betrieb gehen. Gegenwärtig würden die nötigen Genehmigungen eingeholt, teilte das Unternehmen mit.

Hamburg

Entgegen des Trends konnte der Hamburger Hafen den Gesamtumschlag auf rund 139Mio.t steigern. Das entspricht einem Wachstum von 6,2% im Vergleich zum Vorjahr. Sowohl der Stückgutumschlag mit 96,8Mio.t (+5,7%) als auch der Massengutumschlag mit 42,3Mio.t (+ 7,2%) sorgten in Deutschlands größtem Universalhafen für ein positive Ergebnis. Ein wichtiges Standbein der Hansestadt bleibt der Containerumschlag. Hier konnte Hamburg um 4,4% auf 9,3Mio. TEU zulegen.

Die Entwicklung sei vor allem auf die um 10% gesteigerten Transshipmentverkehre in die Nord- und Ostseeregionen sowie auf den wieder anziehenden Containerverkehr mit Asien und hier vor allem mit den Haupthandelspartnern China und Hongkong zurückzuführen, teilte Hafen Hamburg Marketing (HHM) mit. Zudem konnte der Standort Markteinteile im Containergeschäft gewinnen und seine Position als zweitgrößter Containerhafen Europas hinter Rotterdam und vor Antwerpen ausbauen. Im weltweiten Vergleich der umschlagstärksten Containerhäfen belegt Hamburg Rang 15.

Mit der Inbetriebnahme der fünf neuen Containerbrücken konnte die Umstrukturierung des von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) betriebenen Containerterminals Burchardkai (CTB) abgeschlossen werden. Auf dem Container Terminal Altenwerder (CTA) geht das BESIC-Projekt in die heiße Phase. Zusätzlich zu den zehn batteriebetriebenen AGVs (Automated Guided Vehicles) sollen zum Jahresende zwei Lithium-Batterien getestet werden, die eine kürze Ladezeit haben sollen.

Auch der Terminalbetreiber Eurogate setzt auf »grüne Energie«, indem er eine Windenergieanlage auf seinem Gelände in Betrieb genommen hat, die 25 bis 50% der auf dem Terminal benötigten Energie liefern soll. Darüber hinaus steht die Becker Marine Systems entwickelte LNG-Hybrid-Barge, die Kreuzfahrtschiffe mit Flüssiggas und Strom versorgen soll, kurz vor der Einführung. Ferner bekommt der Hamburger Hafen für rund 75Mio. € ein drittes Kreuzfahrtterminal, das im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll. Zudem ist geplant, dass 2015 die LNG-Bunkerstation von Bomin Linde LNG ihre Arbeit aufnimmt, kündigte Geschäftsführer Mahinde Abeynaike kürzlich bei der Vorstellung der neuen »Maritimen LNG Plattform« an.

Mecklenburg-Vorpommern

Rostock, der größte Hafen in Mecklenburg-Vorpommern, hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben den Gesamtumschlag um rund 1% steigern können. Insgesamt gingen 21,4Mio.t Güter über die Kaikanten. Positiv entwickelte sich die Schüttgutbilanz (+15%), die auf 6 Mio.t umgeschlagene Güter anstieg. Getreide und Düngemittel seien dafür die Garanten gewesen, heißt es aus dem Hafen. Der Umschlag von Getreide wuchs sogar um knapp 1Mio.t auf 3 Mio.t. Einbußen gab es indes bei Flüssig-, Stück- und Fährgütern. Die Ausbauarbeiten auf der Eisenbahnstrecke Rostock–Berlin waren einer der Gründe dafür. Dadurch musste der Hafen erneut auf den Zementumschlag in einer Größenordnung von 500.000t verzichten. Eine Stagnation gab es hingegen im RoRo-Umschlag. Wie im Vorjahr rollten rund 1,25Mio.t RoRo-Güter über

Rostocks Kaikanten.

Der Hafen Sassnitz hatte ein weniger positives Jahr 2013; er verzeichnete im Warenumschlag ein Minus von rund 10,3%. Grund hierfür war der Abschluss des Nord-Stream-Projekts. Für den Bau dieser Pipeline durch die Ostsee sind in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Rohren per Schiff nach Sassnitz transportiert worden. Dies fällt nun weg. Für das laufende Jahr rechnet man mit einem leichten Umschlagrückgang.

Auch der Seehafen Stralsund konnte das gute Ergebnis von 2012 nicht bestätigen. Er musste Umschlagrückgänge in Höhe von etwa 18% auf rund 1,51 Mio.t Güter verkraften und lag damit etwa auf dem Niveau von 2011. Für den deutlichen Rückgang sei vor allem das schwache erste Quartal des vergangenen Jahres verantwortlich, sagte Hafengeschäftsführer Sören Jurrat. Als Hauptgrund führte er den harten Winter an.

Wismar konnte hingegen beim seeseitigen Umschlag im zurückliegenden Jahr einen Zuwachs von 3,7Mio.t auf 3,9Mio.t verzeichnen. Spitzenreiter an der Ostsee ist der Hafen den eigenen Angaben zufolge weiterhin beim Umschlag von Holz und Holzprodukten. Kurz vor dem Jahresende konnte in dieser Sparte ein Umschlag von 1,4Mio.t. erzielt werden. Einer der Großkunden in diesem Bereich ist die Firma Ilim Nordic Timber.

Der Umschlag von Schwergut und Projektladung gewinnt für Wismar zunehmend an Bedeutung. Anfang April wurden zwei Siemens-Transformatoren mit Einzelgewichten von je 100t umgeschlagen. Für die Zukunft rüstet sich der Seehafen mit dem zweiten Bauabschnitt der Hafenerweiterung, deren Fertigstellung für das Jahr 2017 geplant ist.

Niedersachsen

Die Seehäfen in Niedersachsen haben zusammengenommen im vergangenen Jahr rund 45,9Mio.t Güter umgeschlagen. Das entspricht einem Rückgang von rund 7%. Mit Ausnahme des Emder Hafens, der das Umschlagergebnis des Vorjahres bestätigen konnte, haben alle anderen Standorte weniger Waren umgeschlagen als im Vorjahr, teilte die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports mit. In Emden wurden 2013 satte 45% mehr Windenergiekomponenten umgeschlagen, was sich positiv auf die Gesamtbilanz auswirkte. Gleiches gilt für Forstprodukte wie Papier um Zellstoff, deren Umschlag um 7% zunahm. Der Automobilumschlag erreichte mit 1,12 Mio.Fahrzeugen fast das Rekordniveau von 2012 (1,25 Mio.). Der Hafen rechnet für das laufende Jahr mit einer weiteren Belebung des Automobilumschlags.

Die Häfen Nordenham (-15%) und Cuxhaven (-10%) indes haben den Angaben zufolge am meisten verloren. In Nordenham war die verminderte Einfuhr von Kohle durch die Verlagerung der Güterströme zwischen den Standorten der Rhenus-Gruppe dafür hauptverantwortlich. In Cuxhaven war es auf den verminderten Umschlag von Massengütern wie Baustoffen zurückzuführen, der um 28% sank. Der Umschlag in Brake (-8%) und Stade (-7%), zwei Häfen die hauptsächlich Massengüter umschlagen, verringerte sich ebenfalls deutlich. In Stade wurden infolge temporärer Wartungsarbeiten an einem im Hafen ansässigen Produktionswerk weniger Rohstoffe als Schüttgut per Seeschiff angeliefert. Der gesamte Umschlag fester Massengüter sei um 11% hinter dem Vorjahresergebnis zurückgeblieben, hieß es.

Die Hafengesellschaft will die Entwicklung der niedersächsischen Häfen durch Investitionen in die Unterhaltung und den Ausbau der Infrastruktur in diesem Jahr wieder in positive Bahnen lenken. Insgesamt sollen 72Mio. € dafür bereitgestellt werden. Die größte Investition fällt den Angaben zufolge am Südpier in Brake an (AGRI-Terminal). Dort soll ein zweiter Liegeplatz für Großschiffe bis zu einer Länge von 275m entstehen. Die Firma J. Müller, Hafenbetreiber in Brake, hat Ende 2013 eigenen Angaben zufolge bereits rund 22,5Mio. € in neue Silokapazitäten investiert. Mit dem zweiten Liegeplatz will Brake der wachsenden Umschlagentwicklung im Bereich Getreide- und Futtermittel gerecht werden.

Das Thema Offshore-Windenergie bleibt für die niedersächsischen Häfen auch in den kommenden Jahren interessant. Eigenen Angaben zufolge ist man mit der Auslastung der Offshore-Häfen im vergangenen Jahr zufrieden gewesen.

In Cuxhaven wurde eine Sohlbefestigung an der Hafenanlage durchgeführt und auf einer Fläche von rund 30.000 m2 soll im Hafenareal von Norddeich ein weiteres Offshore-Projekt realisiert werden. Das Unternehmen Dong Energy will dort die »Betriebsführungszentrale Deutsche Bucht« für die Windparks »Riffgrund 1/2« und »Godewind 1/2« errichten. Im Frühjahr 2015 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Zudem wollen die niedersächsischen Häfen konkrete Strategien für den Einsatz von Flüssiggas (LNG) entwerfen. Die Reederei AG Ems rüstet derzeit die Borkum-Fähre »Ostfriesland« für den Einsatz von LNG um. Diese soll im Hafen von Emden vom Unternehmen Bomin Linde LNG mit Flüssiggas als Kraftstoff versorgt werden. Die Umbauarbeiten an dem Schiff werden nach Auskunft von Knut Gerdes, Abteilungsleiter nautisch-technische Inspektion bei der AG Ems, Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Zudem soll eine mit LNG-Antrieb ausgerüstete Helgoland-Fähre, die gegenwärtig auf der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser gebaut wird, ab Mitte 2015 von der Reederei Cassen Eils, ein Tochterunternehmen der AG Ems, von Cuxhaven aus die Nordsee-Insel bedienen.

Schleswig-Holstein

Der Umschlag in den schleswig-holsteinischen Häfen ging im abgelaufenen Jahr um 2,9 % auf rund 46,52Mio.t zurück. Knapp 48 Mio. t wurden 2012 umgeschlagen. Für das laufenden Jahr wird mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Der Umschlag in Brunsbüttel verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 500.000t auf etwa 11Mio.t. Einer der ausschlagebenden Gründe dafür war der einmonatige Stillstand des Kupferkonzern Aurubis in Hamburg, einem der Großkunden des Hafens.

Die Baumaßnahmen in der Mitte der Kaje sollen nach Auskunft von Brunsbüttel Ports noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Insgesamt habe man 15 Mio.€ in den die Erneuerung der Spundwand, der Kaigleise und der Pierplatte investiert. Die geplante LNG-Bunkerstation, die der Hafen mit der Shell-Tochter Gasnor plant, wird voraussichtlich frühestens 2017 den Betrieb aufnehmen, da vermutlich erst dann eine ausreichende Nachfrage nach LNG als Schiffskraftstoff bestehe, so Carsten Lorleberg, Referent der Geschäftsführung bei Brunsbüttel Ports. Bis dahin setzt der Hafen auf eine LNG-Bebunkerung per Lkw.

Der Kieler Seehafen konnte das Umschlagergebnis aus dem Vorjahr in etwa bestätigen. Wie 2012 wurden auch 2013 rund 6,3 Mio.t umgeschlagen.

Der Güterumschlag im Lübecker Hafen lag 2013 bei rund 23,1Mio.t. Das waren rund 800. 000t und damit 3,3 % weniger als im Vorjahr. Der Containerumschlag verringerte sich auf 102. 000TEU (2012: 116. 000TEU). Die Zahl der verladenen Fahrzeuge ging nach dem deutlichen Einbruch des Vorjahres erneut signifikant zurück. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 76. 000 Einheiten verladen. 2012 hatte der Ostseehafen noch die Abfertigung von 89. 000 Fahrzeugen gemeldet