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Sie hat sich als weltweit größte Privatregatta etabliert: In diesem Jahr fand die von der Peter Gast Shipping veranstaltete Schiffahrtsregatta zwischen Schleimünde und Ærøskøbing bereits zum 32. Mal statt.
Die 1983 von dem Hamburger Schiffsmakler Peter Gast nach einer verlorenen Wette unter befreundeten Kaufleuten der Schifffahrtsbranche mit 47 Booten[ds_preview] und 225 Crew-Mitgliedern initiierte Wettfahrt hat sich inzwischen zu einem festen Termin der deutschen Schifffahrtszene entwickelt. Insgesamt 133 Boote verschiedenster Typen und Klassen – vom Oldtimer bis zur HighTech-Regattayacht – mit 1217 Crewmitgliedern und Gästen aus 19 Nationen beteiligten sich an dem maritimen Mega-Event. Schon am Freitagabend hieß Dieter Gast, der zusammen mit seinem Bruder Christian die Organisation der Veranstaltung vor sieben Jahren von seinem heute 85-jährigen Vater Peter Gast übernommen hatte, die persönlichen Gäste der Familie sowie Freunde und Partner in der Halle der Yachtwerft Henningsen & Steckmest in Kappeln willkommen. »Wir freuen uns über die vielen Zusagen und sind begeistert, dass die Schiffahrtsregatta auch nach 32 Jahren so großen Anklang findet«, zeigte sich Regattabegründer Peter Gast zufrieden.

Adamas trotz Frühstart erfolgreich

Offensichtlich übermotiviert war dabei die Crew der unter Jan Peters für Stella Marine Services gestarteten »Adamas«, eine Luffe 43/97: Beim fünften und letzten Start hatte sie das Startschiff zwar schon vor allen Mitbewerbern passiert, leider jedoch noch vor dem Startschuss. Nach dem Rückruf durch die Wettfahrtleitung kehrte die Yacht zurück, um die Startlinie noch einmal regelkonform zu passieren. Trotz dieses Manövers konnte sie sich bis zum Rennende noch akzeptabel qualifizieren und den 33. Platz belegen.

Nur wenige Minuten vor ihrem Start in Klasse 5 um 9.20 Uhr sah sich die unter Skipper Gerd Hübner für SKF/Blohm + Voss gestartete »Flenx«, eine X-412, plötzlich mit einem technischen Problem konfrontiert: Das Rollreff hatte sich voll um das Vorstag gewickelt, sodass Christian Düsterhoff kurzentschlossen zur Mastspitze aufentern musste, um die Situation zu bereinigen. Das konnte er so schnell erledigen, dass die Yacht mit nur 15 Minuten Verspätung an die Startlinie kam und die Differenz erfolgreich aufholen konnte.

Als schnellste Yacht passierte – wie schon 2013 – die »Outsider«, eine Canting-Keel-Regattayacht vom Typ Elliot 52ss unter Skipper Tilmar Hansen, schon nach zwei Stunden, 56 Minuten und drei Sekunden die von dem als Zielschiff eingesetzten Motorboot »Shamwari« vor Mølle Gab markierte Ziellinie und sicherte sich damit nicht nur den von der Kommune Ærø gestifteten Preis für das First Ship in Port, sondern auch den Silberpokal für das erste Schiff nach gesegelter sowie den von Marine Pool gestifteten Sonderpreis für das erste Schiff nach berechneter Zeit: Zwei Tage Training auf einem MOD-70-Katamaran, der zu den schnellsten Seglern der Welt gehört. Die »Outsider« war nur elf Minuten schneller als die von Edward Reinholdt geführte Tourenyacht »Opal«, die als zweites Schiff vor der »Ember Sea« unter Niels Hentschel (3 Stunden, 20 Minuten und 53 Sekunden) und der zwei Sekunden langsameren »Uca« unter Jan Dabelstein eintraf. Einen beachtlichen 7. Platz nach gesegelter Zeit konnte die unter Christian Woge für den Hamburgischen Verein Seefahrt gestartete Haspa Hamburg«, eine J/V52, belegen, auf der sich wieder Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch und Haspa-Chef Dr. Harald Vogelsang eingeschifft hatten. Horchs Bremer Amtskollege Martin Günthner landete dagegen mit der für die Handelskammer Bremen gestarteten »Nike« unter Skipper Patrick Wendisch abgeschlagen auf Platz 29.

Erstmals einen beachtlichen 10. Platz konnte in diesem Jahr die einzige Damencrew mit der unter dem Kommando von Kirsten Harmstorf ambitioniert gesegelten »Tutima« belegen. In der Crew der für Peter Gast Shipping gestarteten DK46 war mit Andrea Berutti dieses Mal allerdings ein Mann mit einem weiblich klingenden italienischen Vornamen als Gast »Hahn im Korb«. Als 4. Schiff nach berechneter Zeit der Klasse 9 konnte sich die »Tutima«-Crew zudem über eine Schale aus Sterling-Silber freuen.

Mit verkürztem Besanmast im Ziel

Zwischen zwei in der Oldtimer-Klasse gestarteten Regattateilnehmern gab es nach Passieren von Skjoldnaes bei leicht auffrischendem Wind kurz vor SØby die einzige Kollision: Der Skipper der für die hanseboot gestarteten »Bounty« hatte bei einem Drehmanöver hinter der vor ihm segelnden Classic Yawl »Peter von Seestermühe« offensichtlich die Länge seines Bugspriets unterschätzt und geriet damit in die Wanten des Besanmastes des vor ihm laufenden Kollisionsgegners. Dadurch brach ein etwa zwei Meter langes Teil von der Spitze des Besanmastes ab und blieb in abgeknickter Position in den Drähten hängen. Gleichzeitig wurde auch der Papageienstock genannte Heckspriet abgebrochen. Nach Sicherung beider »Bruchstücke« konnte die Wettfahrt zwar mit reduzierter Segelfläche, aber sicher fortgesetzt werden. Immerhin landete das lädierte Schiff noch auf dem 4. Platz nach berechneter Zeit und erhielt dafür eine Schale aus Sterling-Silber. Dafür konnte sich die »Bounty«-Crew als erstes Schiff der 15 Schiffe aus der Klassiker-Klasse nach berechneter Zeit über eine Silberschale freuen.

Erst nach Passieren der Ziellinie gelöst werden konnten die Probleme der unter Thomas Haake für Abeking & Rasmussen gestarteten 8KR-Yawl »Hera«: Nachdem sich beim Bergen des Spinnakers dessen Schoten im dafür nicht vorgesehenen Propeller/Ruderbereich festgesetzt hatten, entledigte sich Crewmitglied Wolf Dietz kurzerhand seiner Oberbekleidung, um das Unterwasserproblem professionell zu lösen.

Nachdem die meisten Crews nach der größtenteils bei böigem Schauerwetter absolvierten Zieldurchfahrt und der anschließenden Segelbergung bei wieder freundlicherem Wetter den Hafen von Ærøskøbing erreicht hatten, wurden sie in der Hafeneinfahrt mit dem traditionellen Läuten der von Peter Gast vor Jahren gestifteten Schiffsglocke des ehemaligen Shell-Tankers »Sepia« empfangen. Salutschüsse und Pulverdampf aus einer an der Hafeneinfahrt aufgestellten Kanone galten später der Begrüßung des »Last Ship Home«, des nach fünf Stunden, 33 Minuten und 42 Sekunden eingetroffenen Schoners »Preussischer Adler«. Zur Crew des unter Skipper Herbert Aly für Blohm + Voss Shipyards gestarteten Schiffes, mit dem der kleine Hafen praktisch voll belegt war, gehörten u.a. der Hamburger MAN-Manager Tilmann Greiner und der Chef der Hamburger Bureau-Veritas-Niederlassung Hans-J. Gätjens. Zu den größten Yachten gehörte die 22m lange »Ventus« des Hamburger Immobilieninvestors Frank Albrecht, eine Solaris 70, die unter Skipper Addi Bauer den 22. Platz nach gesegelter Zeit belegte. Die 30’-Yacht »Marie Jo«, eine Pogo 30 unter Skipper Berthold Brinkmann, war das kleinste der 133 gestarteten Schiffe.

Traditioneller Marsch

Es folgte der von Bürgermeister Jørgen Otto Jørgensen und der Familie Gast angeführte Marsch der Regattateilnehmer durch die pittoreske Stadt Ærøskøbing zur Festveranstaltung in der vor dem Alten Hafen aufgebauten Zeltstadt. »Wir haben mehrfach Krisen erlebt, auf den Schifffahrtsmärkten gibt es gute und schlechte Zeiten. Trotzdem wird zusammen gesegelt. Schließlich geht es darum, sich auszutauschen und gemeinsam auch in schwierigen Zeiten Lösungen zu suchen, wofür die Schiffahrtsregatta vielfältige Plattformen bietet«, sagte Dieter Gast. »Auch wenn das Interesse an einer Teilnahme breiterer Kreise nach wie vor sehr groß ist, ist und bleibt der Schwerpunkt der Regatta nach wie vor die Schifffahrt. Mit dem Verlauf der 32. Ausgabe können wir sehr zufrieden sein: Es gab viele tolle Yachten, nur einen Frühstarter und eine Kollision und auch das Wetter hat eigentlich ganz gut mitgespielt.« Alle 133 gestarteten Yachten seien ins Ziel gekommen und es habe keine Proteste gegeben. Ærøskøbings Bürgermeister Jørgen Otto Jørgensen dankte der Familie Gast dafür, dass seine Stadt 32 Jahre Ziel dieser Regatta ist, die sich Jahr für Jahr zur heutigen Größe und damit zum größten Fest auf Ærø etwickelt habe. Auch Hafenmeister Peter Gregersen schilderte unter dem Beifall der Crews seine Erfahrungen mit dem alljährlichen Ansturm der Regatta-Flotte aus Deutschland. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch, der bereits zum sechsten Mal teilnahm, überbrachte die Grüße der Hansestadt und betonte die Bedeutung dieser Regatta für den informellen Austausch innerhalb der maritimen Branche. Wie sein Bremer Amtskollege Günthner unterstrich er die Notwendigkeit der Fahrwasseranpassung von Elbe und Weser und der Zusammenarbeit der Küstenländer, um die Bedeutung der norddeutschen Häfen und ihrer Infrastruktur für die deutsche Wirtschaft in Berlin stärker ins Bewusstsein zu rücken.

Bei der anschließenden Preisverleihung wurden die jeweils ersten vier Schiffe der neun Klassen nach berechneter Zeit sowie das jeweilige First Ship Home (gesegelte Zeit) geehrt. Dabei erhielt der in der Klassiker-Klasse 1 gestartete Zwölfer »Evaine« als schnellstes Schiff ein Halbmodell als von der Hammonia Reederei und Abeking & Rasmussen gestifteten Wanderpreis. Alle Platzierungen sind unter www.pgs.de abrufbar. Bei lukullischen Genüssen sowie Musik der Band Max & Friends wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.


Jens Meyer