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Was Verarbeitung und Strapazierfähigkeit angeht, gibt es im Schifffahrts- und Offshore­bereich besondere Anforderungen an Korrosionsschutz. Sistec hat dazu das 1K luftfeuchtigkeitshärtende System »Carapax« entwickelt
Egal ob an Brücken, Stahlkonstruktionen, Schiffen, Hafenanlagen, oder Windturbinen – Korrosion ist allgegenwärtig. Sie tritt nicht nur an Stahl und Eisen[ds_preview] auf, sondern auch an Beton, Holz, Kunststoffen sowie Leicht- und Schwermetallen. Die Ursachen sind vielschichtig, neben Feuchtigkeit (Wasser) und Sauerstoff (Luft) entsteht sie auch durch Chloride (Meeratmosphäre) oder Sulfate und Stickoxide (Industrieatmosphäre) sowie Bakterien.

Gewöhnlich rückt Korrosion nur dann ins Blickfeld, wenn ein spektakulärer Schadensfall eintritt. Mit immensen Kosten: Diese belaufen sich in den Industrieländern auf 3 bis 4% des Bruttoinlandsprodukts – ein Milliardenbetrag. Neben den wirtschaftlichen Schäden gibt es auch die Sicherheit sowie Gesundheits- und Umweltaspekte zu beachten. Hinzu kommen relativ neue Technologien wie die zur regenerativen Energieerzeugung in Offshore-Windparks oder Turbinen für Gezeitenkraftwerke. Aufgrund fehlender Erfahrungswerte, wie sich jahrzehntelange Beanspruchung durch Salzwasser und Temperaturschwankungen auswirken, ist man hier auf zuverlässige und bewährte Lösungen für die jeweiligen Korrosionsprobleme angewiesen.

Häufig werden im Markt zum Schutz vor Korrosion sogenannte Zweikomponenten (2K)-Epoxid-Systeme eingesetzt, die bei normalen Belastungen auch gute Dienste leisten. Aber gerade bei härteren Umfeldbedingungen (wie z.B. im Rohrbereich, Stahlwasserbau, Schiffen, Offshore-Windkraft, saure Industrieatmosphäre etc.) lohnt ein Blick auf die fast schon vergessenen 1K luftfeuchtigkeitshärtenden Polyurethan-Systeme:

Der Korrosionsschutz Carapax

Das Carapax-System – Carapax ist die Bezeichnung für den Schildkrötenpanzer – basiert auf Polyurethan, dem anerkannt zähesten Beschichtungsmaterial, und entspricht auch heute mit permanent optimierten Rezepturen dem modernsten Stand der Technik –seit Jahrzehnten in der Praxis bewährt.

Was Ende der 1960er-Jahre begann, wird heute von Sistec Coatings aus Ludwigsburg fortgesetzt: die Erfolgsgeschichte der weltweit ersten 1K luftfeuchtigkeitshärtenden Korrosionsschutz-Systeme (begründet von Leo Meyer in Bühl, Baden, unter der Marke »Metallogal«). Die Tradition und die Erfahrung mit den Originalprodukten und -Rezepten wurden Ende 2013 von Sistec Coatings übernommen und unter der Marke Carapax fortgeführt.

Carapax-Produkte sind sehr langlebige Lösungen, die trotz geringer Schichtdicken die Leistungsfähigkeit klassischer Beschichtungen häufig übertreffen und somit auch sehr kosteneffizient sind. Sie stehen mit verschiedenen Grundierungen, Zwischenbeschichtungen und reinen Deckbeschichtungen – passend für jedes Anwendungsgebiet – zur Verfügung, mit zahlreichen Vorteilen.

Einkomponentige Systeme

Während typische Zwei­kom­ponenten-Systeme mit Härter Nachteile haben –wie längere Vorbereitungszeit, Risiko von Mischfehlern (insbesondere in Regionen, in denen die Ausbildung der Anwender nicht dem hiesigen Niveau entspricht) sowie verringerte Topfzeiten – bestechen die 1K-Polyurethan-Systeme durch eine einfache Handhabung und Applikation, quasi »ready to use«. Und wenn am Ende des Tages Mengen des Gebindes übrig sind, können diese mit Verdünner abgedeckt, im verschlossenen Eimer aufbewahrt und am nächsten Tag noch weiter verwendet werden.

Zeit ist Geld

Trocknungs- und Überarbeitungszeiten sind ein entscheidender Faktor, wenn es gilt, große Flächen bzw. viele Werkstücke schnell und professionell zu beschichten. Carapax ist bereits nach 45 bis 60 Minuten überarbeitbar mit einer Folgeschicht, die nach ca. 24 Stunden bereits belastet werden kann. Ein weiterer Aspekt ist die Schichtenanzahl: Selbst in den höchsten Korrosivitätskategorien C5-I (Industrie) bzw. C5-M (Meerwasseratmosphäre) werden maximal drei Schichten benötigt, d.h. eine Fertigstellung innerhalb von 15 Stunden ist problemlos möglich, in Extremfällen können Carapax-Systeme bereits nach zwei Stunden mit Meerwasser belastet werden. Andere Systeme benötigen mehr Zeit.

Luftfeuchtigkeitshärtung

Das wohl entscheidendste Argument des Systems ist die Luftfeuchtigkeitshärtung. Während 2K-Systeme als zweite Komponente einen Härter benötigen, hat Carapax seinen Härter fast immer »dabei«: Die Luftfeuchtigkeit ist der Härter, und zwar ein sehr effizienter. Das bedeutet in der Praxis, dass keine Arbeitsunterbrechung bei kritischen Wetterbedingungen nötig ist. Trocknung und Härtung sind selbst bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Luftfeuchtigkeiten bis zu 98% (z.B. in den Tropen) möglich, da die Austrocknung nicht in einer Halle stattfinden muss. Hinzu kommt eine fast komplette Unabhängigkeit von der Oberflächentemperatur: Auch bei Temperaturen von unter -5°C (eisfrei) bis zu +60°C ist Carapax applizierbar – und dadurch effizient beim Einsatz in der Produktion, da keine Lagerkapazitäten und Hallenflächen blockiert werden.

Fast immer ist der Aufwand für die Beschichtung – also die Baustelleneinrichtung, das Beschichterteam, die Arbeitsunterbrechung, die Zeit in der Werft und viele weitere Faktoren – weit kostspieliger als das Beschichtungsmaterial selbst. Umso wichtiger ist deswegen die lange Lebensdauer. Polyurethan als Bindemittel fördert die optimale Haftung, weist eine sehr gute Beständigkeit gegen chemische Einflüsse und Lösemittel auf und führt somit zu einer überdurchschnittlichen Lebensdauer – selbst im schweren Korrosionsschutz. Eine Beständigkeit von 15 bis 20 Jahren ist keine Seltenheit, sondern eher die Regel – eine gute Applikation und Untergrundaufbereitung vorausgesetzt.

PU-Systeme bieten sich insbesondere bei härtesten Beanspruchungen an, gerade weil sie extrem stabil und abriebfest sind. Die dauerhaft zäh-elastische Struktur ergibt einen Korrosionsschutz mit enormer mechanischer Stabilität und Abriebfestigkeit, was beispielsweise bei Hafenbauten (Spundwände, Kaimauern), im Offshore-Bereich oder bei Rohrinnenbeschichtungen entscheidend ist. Ferner sind die Systeme beständig gegen Meerwasser, Chemikalien, Wärme sowie UV-Strahlung.

Was passiert aber, wenn Beschichtungen bei Transport, Montage oder im Laufe der Zeit beschädigt werden? Hier kommt es auf die Reparaturfreundlichkeit an: Aufgrund der guten Benetzbarkeit in Verbindung mit einer sehr dichten Filmbildung sind die Carapax-Produkte auch noch nach Jahren sowohl mit sich selbst als auch auf fremden Beschichtungen reparierbar.

Das hohe Festkörpervolumen der Carapax-Produkte in Verbindung mit der langen Lebensdauer führt zudem zu einer wesentlich geringeren Umweltbelastung, auch während der Applikation, da im Normalfall die Produkte gebrauchsfertig eingestellt sind und kein Verdünner erforderlich ist.

Referenzen, die für sich sprechen

Carapax bzw. das identische Vorgängerprodukt Metallogal wurde in den vergangenen Jahrzehnten bereits bei vielen renommierten Kunden eingesetzt. Exemplarisch seien hier die Containerkaie Bremerhaven, die Hapag-Lloyd-Flotte in Europa, die Statoil Gaspipeline in 300m Meerestiefe, das Tauchboot von Jacques Cousteau sowie zahlreiche Schiffe (Tanker, Hurtigruten etc.) genannt. Aber auch ganz aktuelle Projekte verlassen sich auf die Qualität von Carapax, z. B. im Offshore-Bereich oder bei Gaspipelines in extrem saurem Umfeld.

Autor: Oliver Schulz,

Managing Director bei Sistec Coatings

oliver.schulz@sistec-coatings.de
Oliver Schulz