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Angesichts der schwachen Schifffahrtsmärkte und einer Risikovorsorge in Rekordhöhe will die Bremer Landesbank ihr Schifffahrtsportfolio um mehr als ein Drittel von 6,7 auf nur noch 4,5 Mrd. € verringern.
Derzeit macht das Geschäftsfeld Schiffsfinanzierung mit rund 6,7Mrd. € rund ein Drittel des gesamten Kreditvolumens der Landesbank aus. Dieser Anteil soll[ds_preview] in den kommenden zwei bis drei Jahren deutlich um mehr als 2 Mrd. € auf etwa ein Viertel reduziert werden, kündigte BLB-Vorstandschef Stephan-Andreas Kaulwers bei der Vorstellung der Bilanzzahlen für 2015 an. Das wären noch maximal 4,5 Mrd. €.

Grund ist die anhaltende Belastung der Bilanz durch die krisenbedingte Risikovorsorge. Im vergangenen Jahr hatten die nötigen Wertberichtigungen für die von der Bank finanzierten Schiffe eine neue Rekordsumme von 341Mio. € erreicht, gegenüber 271Mio. € im Jahr zuvor. Bei der BLB sorgte dies nach IFRS für einen Gewinneinbruch um 84% auf nur noch 5Mio. € (2014: 31Mio. €). »Damit liegen wir weit unter unseren Prognosen«, räumte der Vorstandschef ein.

Im laufenden Geschäftsjahr kalkuliert die Bank angesichts der anhaltenden Marktschwäche und der weiter erforderlichen Risikovorsorge in ähnliche Größenordnung wie 2015 vorsorglich sogar einen möglichen Verlust ein.

Im Portfolio stehen derzeit noch 648 Schiffe, darunter gehören Containerschiffe (204), MPP (197) und Bulker (71) zu den besonders vom Ratenverfall betroffenen Segmenten. Sie machen zusammen mehr als zwei Drittel der Flotte und mit 4,3Mrd. € Expo­sure rund 68% des Kreditvolumens aus. Das aktuelle Marktniveau pendelt bei diesen Schiffen momentan zwischen 25% und 55% des langjährigen Durchschnitts – also auf absolutem »Krisenniveau«.

Ein weiteres Problem: Obwohl das Portfolio im vergangenen Jahr um rund 100 Schiffe mit einem Marktwert von 300Mio. € verkleinert werden konnte, sei das Kreditvolumen wegen des starken Dollars nahezu unverändert geblieben – das betrifft auch die Risiken für die Bilanz. Denn die kurzfristigen Perspektiven in der Schifffahrt beurteilt die BLB eher skeptisch. Besserung sei, wenn überhaupt, frühestens ab 2017 in Sicht.

Die Strategie eines der wichtigsten deutschen Schiffsfinanzierer ist daher ganz klar auf Abbau ausgerichtet. »Wertschonend«, wie Kaulwers betont. Innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre soll das Portfolio auf höchstens noch 4,5Mrd. € schrumpfen, die BLB folgt damit dem Kurs der Konzernmutter NordLB. Neben der regulären Tilgung bestehender Kredite stehen rund 30 Schiffe, älter als 15 Jahre, zum Verkauf. Weitere »non-performing loans« sollen restrukturiert und mit Investoren-Kapital refinanziert werden.

Als Blaupause könnte dabei das Geschäft dienen, das jüngst mit einem norwegisch-niederländischen Konsortium (Marsoft + Vroon) geschlossen worden war. 24 Containerschiffe, zuvor in der Hand von mehr als einem Dutzend deutscher Reedereien, hatten so Eigentümer und Betreiber gewechselt. Obwohl die beiden Partner inzwischen im Streit liegen und acht weitere Schiffe nachverhandelt werden müssen, spricht die BLB von einem erfolgreichen Modell. In diesem Jahr sollen weitere 500Mio. € aus dem Portfolio getilgt werden, heißt es.

Das Neugeschäft liegt dagegen schon seit einigen Jahren bis auf wenige selektive Abschlüsse faktisch »auf Eis«, daran werde absehbar nicht gerüttelt, 2016 stehe das Thema überhaupt nicht auf der Tagesordnung. »Bei unseren deutschen Kunden sehen wir im Moment und auch perspektivisch relativ wenig Potenzial«, sagte Bankvorstand Björn Nullmeyer. Zunächst müssten die Märkte zurück ins Gleichgewicht finden, erst dann seien auch wieder neue Projekte denkbar.


Krischan Förster