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Flinter Shipping gehört zu den großen Akteuren in der Kümo- und »kleinen« Mehrzweck­schifffahrt. Doch auch die niederländische Reederei leidet unter den Rahmenbedingungen, Schiffsinsolvenzen können zum Teil nicht vermieden werden. Der Fokus für die Zukunft liegt auf einer Erweiterung des Service-Portfolios

Aktuell betreibt Flinter 37 Schiffe mit Tragfähigkeiten zwischen 2.300t und 11.000t. Die Ratenkrise ging an der Flotte allerdings nicht spurlos[ds_preview] vorbei. Seit 2013 wurden elf Frachter verkauft, sechs davon allein in diesem Jahr. Drei Transaktionen waren von den finanzierenden Banken initiierte Notverkäufe. CEO Bart Otto will eine weitere Schrumpfkur nicht ausschließen: »Wir gehen davon aus, dass wir weitere Schiffe verlieren werden, etwa kleine Containerfeeder. Sie waren zu Höchstpreisen vor der Krise bestellt worden und haben nie Geld verdient, daher denke ich, dass die Banken den Stecker ziehen werden.« In der übrigen Flotte sehe es etwas besser aus, die Einkünfte würden Betriebskosten (Opex) und Zinszahlungen abdecken, eine Kredittilgung sei aber nicht möglich.

Flinter hatte seine Flotte mit Einschiff-Gesellschaften und niederländischen und deutschen Banken aufgebaut, ähnlich wie es die große Mehrheit der deutschen Reedereien getan hatte, denen mittlerweile ein Ausverkauf droht. Genutzt wurde dabei ein niederländisches Finanzierungsmodell, dass dem deutschen KG-Markt ähnelt. Die vielfach geäußerte Kritik an den Banken will Otto nicht teilen: »Ich bin sehr beeindruckt von unserer deutschen Bank, die sehr professionell arbeitet und uns lange und intensiv unterstützt«, so der Reedereichef. Nach Informationen der HANSA handelt es sich dabei um die Bremer Landesbank, deren Zukunft derzeit allerdings sehr unklar ist (HANSA 07/2016). Insgesamt habe man bislang gute Unterstützung von den finanzierenden Banken erfahren. Weil viele Schiffe relativ jung seien, habe man Zahlungsaufschübe bekommen, andernfalls hätten die Schiffe »nicht überlebt«. Neugeschäft in Form eines Flottenausbaus ist mit diesem Finanzierungssystem jedoch nicht zu realisieren. »Wir haben letztes Jahr vergeblich versucht, Kapital einzusammeln«, so Otto weiter. Selbst Investitionspläne für Modernisierungsmaßnahmen mussten ad acta gelegt werden.

An der grundsätzlichen Ausrichtung der Reederei wollen die Verantwortlichen allerdings nichts ändern. Auch in fünf oder zehn Jahren will man im Segment bis maximal 12.000tdw aktiv sein. »Wir machen keine verrückten Sachen und gehen in neue Segmente«, sagt der CEO. Eine der wichtigen jüngeren Veränderungen in der Strategie war der Eintritt in den größeren Atlantik- sowie den Mittelmeer- und Schwarzmeer-Verkehr, nachdem Flinter ursprünglich vor allem Nord- und Ostsee befahren hatte. So habe man mehr Optionen bei der Flottenauslastung, auch bei Wartungs- und Reparaturarbeiten, die im Süden deutlich günstiger seien.

Darüber hinaus arbeitet Flinter mit einem internen Erlöspool in dem aktuell 25 Mehrzweckschiffe fahren. In der Vergangenheit gab es Gespräche mit interessierten Reedereien über eine Kooperation in diesem Bereich. Man nahm jedoch davon Abstand, weil der Koordinierungsaufwand zu groß gewesen wäre. Der Flinter-Chef dazu: »Wenn jemand dazustoßen möchte, müsste er unseren Prozessen folgen. Das wird nicht geschehen, denke ich.«

Am grundsätzlichen Marktproblem, dem sich auch Flinter nicht entziehen kann, ändert all dies aber nichts: die Tonnage-Überkapazität. Otto hat jedoch Hoffnung auf eine zumindest leichte Besserung: »Es gibt kaum Neubauten und die Flotte ist sehr alt, daher erwarten wir einige Verschrottungen.« Die Meinung teilen viele in der Branche, allein im Kümo-Segment sind dem Vernehmen nach 40% der Tonnage auf dem Markt älter als 20 Jahre. Die Leeraner EMS-Fehn-Group etwa will davon profitieren und mit einem Ausbau und einer Verjüngung der Flotte punkten (HANSA 12/2015).

Bei Flinter setzt man für den Moment eher auf den Dienstleistungsbereich als Wachstumsmarkt. »Es gibt einiges, was man verbessern kann: Die IT oder die Vernetzung der Schiffe mit der Reederei. Wir haben mit Unterstützung der niederländischen Regierung einiges in die Weiterentwicklung unserer Systeme zum Monitoring von Verbrauch und Performance investiert«, sagt Otto. Das sei die Zukunft und man wolle dies als Dienstleister auch anderen Reedereien anbieten.
Michael Meyer