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Ungebrochen hoch sind die Teilnehmerzahlen der seit Jahrzehnten etablierten Schiffahrtsregatta, die traditionell am letzten Augustwochenende in der »Dänischen Südsee« ausgesegelt wird. Auch in diesem Jahr werden wieder 1.200 Teilnehmer aus 20 Nationen erwartet

Als einer der wichtigsten Branchentreffs neben der alle zwei Jahre stattfindenden Fachmesse SMM und dem Eisbein-Essen der Schiffsmakler hat[ds_preview] sie sich zu einem festen Termin für die deutsche maritime Wirtschaft entwickelt. Was nach einer 1983 von dem Hamburger Schiffsmakler Peter Gast initiierten Spaßwettfahrt unter befreundeten Schifffahrtskaufleuten begann, hat sich seitdem nicht nur zu einem der großen deutschen Yachtrennen, sondern zur größten Privatregatta Europas entwickelt. Durch die Mischung aus sportlichem Anspruch, »Business«, privater Atmosphäre und gesellschaftlichem Event sowie der internationalen Gästeliste ist dieses »Sommerforum der Schifffahrt« zu einer wichtigen Netzwerkveranstaltung der Branche geworden.

In diesem Jahr wird das vom 26. bis 28. August stattfindende maritime »get together«, das die speziell dafür gegründete Hamburger Firma Peter Gast Schiffahrtsregatta GmbH veranstaltet, bereits zum 34. Mal zwischen Schleimünde und dem dänischen Ærøskøbing ausgesegelt. Für den Start am 27. August ab 9 Uhr von Schleimünde waren bis Redaktionsschluss – ohne das halbe Dutzend Begleitfahrzeuge – schon 115 Yachten aller Klassen und Größen zwischen 8 und 21m Länge gemeldet, deren Anzahl sich nach Einschätzung der Veranstalter aber noch auf rund 130 Einheiten erhöhen und damit das Vorjahresniveau erreichen dürfte. Wie attraktiv diese Veranstaltung zu sein scheint, belegt auch die Eile, mit der ein großer Teil der Anmeldungen erfolgte: Nur eine Minute nach der Freischaltung der Regatta-Website am 10. Mai hatte Olaf Töbke um 13:28 Uhr die Teilnahme der »Mary X« für Nippon Paint Marine Europe registriert.

»Es ist toll, dass diese traditionelle Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder eine breite Unterstützung durch Sponsoren aus der maritimen Wirtschaft, vor allem durch Reedereien, Klassifikationsgesellschaften und Banken gefunden hat. Ohne sie wäre eine Durchführung in dieser Form gar nicht möglich«, freut sich Dieter Gast, der zusammen mit seinem Bruder Christian – beide sind Geschäftsführer der Peter Gast Shipping GmbH – die Organisation der Veranstaltung vor neun Jahren von seinem heute 87-jährigen Vater Peter übernommen hat. Den Erfolg führt er auf den Mix von gesellschaftlichem Event und hohem Spaßfaktor zurück, wobei die Schifffahrt im Vordergrund stehe und trotzdem sportlich gesegelt werde. »Die Herausforderung besteht für uns darin, zukunftsfähig zu bleiben«, beschreibt er die eingeleitete Kursanpassung bei der Ausrichtung der maritimen Großveranstaltung. Auch vor dem Hintergrund, dass die Grenze der Liegeplatzkapazität im dänischen Zielhafen längst erreicht sei, wolle man sich künftig vor allem auf Teilnehmer aus dem Bereich der Schifffahrt fokussieren, der schon jetzt mit zahlreichen bekannten Reedereinamen wie unter anderem Hamburg Süd, Hapag-Lloyd, Peter Döhle, Harren & Partner oder MACS gut repräsentiert wird.

Erwartet werden in diesem Jahr wieder rund 1.200 Teilnehmer aus 20 Nationen, darunter Persönlichkeiten aus Schifffahrt und ihr verbundenen Branchen wie Hafenwirtschaft, Schiffbau, Zulieferer, Dienstleister, Versicherer, Rechtsanwälte, Banken, aber auch Repräsentanten aus Politik und Verwaltung. Zu den Ehrengästen gehört in diesem Jahr Jens Bullerjahn, Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt, der sich auf der für die Bremer Landesbank startenden »Sans Souci«, einer Contest 50 CS unter Skipper Stephan Andreas Kaulvers, einschiffen wird. Wie 2015 wird Frank Nägele, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein wieder die Crew der von Blohm + Voss gemeldeten »Thila«, eine Luffe 48, unterstützen. Ebenfalls erneut an Bord der von der Lampe & Schwartze KG gemeldeten und für die Handelskammer Bremen unter Patrick Wendisch startenden »Nike« ist Bremens Senator für Wirtschaft, Arbeit & Häfen, Martin Günthner. Sein Hamburger Amtskollege, der passionierte Segler Frank Horch, kann allerdings aus terminlichen Gründen ebenso wenig Flagge zeigen wie sein »Stammschiff«, die »Haspa Hamburg«, eine J/V52 des Hamburgischen Vereins Seefahrt, die wegen der Teilnahme an internationalen Regatten oder den Olympischen Segelwettbewerben in Rio nicht zur Verfügung steht. Wieder mit dabei ist dagegen Cuxhavens Oberbürgermeister Ulrich Getsch, wobei bis Redaktionsschluss noch nicht feststand, auf welchem Schiff.

Aus sportlicher Sicht ist auch in diesem Jahr wieder ein Großteil der bekannten deutschen Yachten der Bigboat-Szene am Start, die oftmals von Firmen für diese Veranstaltung gechartert werden. Zwar fehlen Favoriten wie die Hochsee-Racer »Uca« und »Haspa Hamburg« sowie der Vorjahressieger »Opal«, doch sind für die fünf Starts in neun Klassen renommierte Schiffe wie der Sieger der 32. Schifffahrtsregatta, die »Outsider«, die Volvo Ocean Racer »Illbruck« und »Ospa«, die »Bank von Bremen« und die von einer Damencrew gesegelte »Tutima« gemeldet. Auch Oldtimer und Klassiker, darunter die Classic Yawl »Peter von Seestermühe«, die 12-KR-Yawl »Athena« und die Ketsch »Linda The« sind wieder dabei. Ebenfalls am Start sind attraktive Zwölfer, darunter die für die Nord/LB startende »Cintra« und die »Anita« sowie die 1912 in Hamburg erbaute »Heti«, wobei man bei Redaktionsschluss noch auf eine Bestätigung für die Beteiligung der 1939 von Abeking & Rasmussen erbauten »Spinx« aus Flensburg wartete.

Wie erstmals vor drei Jahren mit der Entsendung der »Dubhe« hat die Dänische Heimwehr erneut zugesagt, als Zeichen der Verbundenheit wieder eines ihrer Marinefahrzeuge, die schon im Vorjahr hier eingesetzte »Aldebaran« (MHV 801), als Startschiff nach Schleimünde zu schicken. Als Zielschiff soll – falls der vorgesehene Svitzer-Schlepper nicht dafür freigestellt werden kann – wieder die Motoryacht »Shamwari«, eine Adriatic 40 Fly, von Stefan Kummerfeldt, fungieren.

Zum Team der Wettfahrtleitung gehören neben Prinz Alexander zu Schleswig-Holstein (NRV) wieder Marcus J. Boehlich (SVAOe) und Roland Rademacher (KYC). Die Vorabend-Veranstaltung steht wie gewohnt unter dem Motto »Gast Family & Friends« in Grauhöft auf dem Gelände von Henningsen & Steckmest. Hinzu kommen weitere Abendveranstaltungen an anderen Plätzen, etwa der von einem Spielmannszug sowie Bürgermeister Jørgen Otto Jørgensen und Mitgliedern der Veranstalterfamilie Gast angeführte Marsch aller Regattateilnehmer durch die pittoreske Stadt Ærøskøbing. Er führt zur Festveranstaltung und zur Siegerehrung in die Zeltstadt, die vor dem von dem beliebten Havnemester i.R. Peter Gregersen professionell arrangierten Mastenwald am Alten Hafen aufgebaut wird. Dieter Gast freut sich über die Gastfreundschaft und engagierte Unterstützung der Inselkommune, für die die Regatta längst zu einem touristischen Event und Wirtschaftsfaktor geworden ist. Um die zwischenmenschliche Verbundenheit und Freundschaft zwischen Dänemark und Deutschland noch stärker sichtbar zu machen, wünscht er sich eine möglichst starke Beteiligung der Regattateilnehmer an dem Festzug durch Ærøskøbing.

Dass zwischen Sport und Spaß die Kommunikation zu kurz kommt, ist nicht zu befürchten. Dafür bieten sich vielfältige Plattformen: Auf den einzelnen Vorveranstaltungen wie den Treffen am Freitagabend, auf den Booten während der Liegezeiten in den Häfen oder während der Wettfahrten, beim gesponserten Einlaufbier, bei der Siegerehrung, Abendessen oder Frühstück im Festzelt oder auf der Rückreise am Sonntag gibt es Gelegenheit zum fachlichen Austausch, Small Talk und Kontaktpflege.

 


Jens Meyer