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Im Fokus der 27. SMM (Shipbuilding, Machinery and Marine Technology) in Hamburg standen Digitalisierung und umweltfreundliche Antriebe. Flexibilität der neuen Produkte sowie Lärm- und Gewichtsreduzierung waren weitere Schlagworte
Ein Erfolgsfaktor der alle zwei Jahre stattfindenden Messe sei seit jeher die enorme Innovationskraft der beteiligten Unternehmen. Leistungsstarke und umweltschonende[ds_preview] Schiffsmotoren, präzise Navigationstechnik, Innovationen in Sachen Landstromversorgung oder intelligente Systeme zur Wasseraufbereitung – in allen Bereichen der maritimen Branche werde optimiert, erneuert und erfunden, so der Veranstalter Hamburg Messe und Congress (HMC). In diesem Jahr drehte sich fast alles um die beiden Kernthemen Digitalisierung und umweltfreundliche Antriebstechnik.

Wie wichtig Digitalisierung und Smart Shipping für die Schifffahrt sind, verdeutlicht auch der Erfolg des erstmals abgehaltenen Maritime Future Summit, der sich im Wesentlichen mit genau diesen Themenfeldern beschäftigte. Mehr als 120 Teilnehmer informierten sich auf der von der HANSA organisierten Veranstaltung über Entwicklungen und Trends.

Viele der Aussteller präsentierten sich mit ihren Produkten, die die Schiffe der Zukunft besser, effizienter, sicherer und umweltfreundlicher machen sollen. So setzt CD-adapco beispielsweise auf innovative Schiffs-Designs. Diesbezüglich bietet dem Unternehmen zufolge Star-CCM+ den besten Ansatz, umfassende CFD-Simulationen der Großausführung von Schiffen unter realen Betriebsbedingungen durchzuführen. Dadurch ließen sich im Endeffekt bessere und effizientere Schiffsentwürfe erstellen. Schließlich unterliege die maritime Industrie einer stetig steigenden Anzahl von Vorschriften und Bestimmungen, im Bezug auf Energieeffizienz und Emissionskontrolle. Diese Reglements würden alle Aspekte der zukünftigen Leistungen der Schiffe beeinflussen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen müsse sich die Branche von den traditionellen Entwurfsmethoden lösen und die Schiffsleistung bereits im Entwurfsstadium optimieren.

Danelec Marine hat auf der SMM die neue DM700-Serie von ECDIS-Navigationssystemen präsentiert. Die Produkte fußen auf ECDIS, das die Leistungsstandards der neuen IEC und IHO erfüllt, die ab August 2017 in allen ECDIS-Installationen auf Schiffen vorgeschrieben sind. Wie die im Jahr 2015 in den Markt eingeführten DM800-Serie, basiere auch die DM700-Serie auf der Linux-Software, einer intuitiven, leicht zu bedienenden Benutzeroberfläche, branchenführender Kartografie, robusten und energiesparenden LED-Monitoren sowie der von Danelec eigens entwickelten SoftWare Advanced Protection (SWAP)-Technologie. Die neue ECDIS-Serie sei die kleinste und kompakteste des Unternehmens. Bei der Entwicklung habe man besonders Wert darauf gelegt, sie schnell und einfach auf den Kommandobrücken der Schiffe installieren zu können.

Marinex hat das Ballastwasser-Behandlungssystem Trojan Marinex vorgestellt, das nach Unternehmensangaben nur etwa halb so groß ist wie Systeme anderer Anbieter. Die Neuerung ist, dass die Lampen nunmehr in Reihe angeordnet sind. Dadurch würden die Verkabelung und die elektrischen Schalttafeln erheblich reduziert. Durch diese Innovation habe der Fußabdruck des gesamten Systems um bis zu 30% reduziert werden können. Mit den in Reihe angeordneten Lampen sind Modelle mit einer Durchflussrate von 150m3/h bis hin zu 1.500m3/h ausgestattet. Zertifiziert wurden die Anlagen von der Klassifikationsgesellschaft DNV GL.

Das Unternehmen Vega zeigte in Hamburg den neuen Radarsensor Vegaplus 64, der zur Füllstandmessung von Flüssigkeiten dient. Das Gerät arbeitet laut Hersteller mit einer Sendefrequenz von 80 GHz. Dies bedeute, bei einer Antennengröße von 80mm, einen Öffnungswinkel von nur 3°. Dadurch empfange der Radarsensor nur eindeutige Reflexionen von dem zu messenden Medium. Demzufolge sei die Messung sicherer und zuverlässiger. Bei herkömmlichen Radarsensoren mit 26 GHz-Sendefrequenz betrage der Öffnungswinkel bei gleicher Antennengröße 10°, so Vega. Durch den deutlich breiteren Signalstrahl könnten Rührwerke, Einbauten oder Anhaftungen an der Behälterwand Störungen verursachen, die das Messergebnis beinträchtigen könnten. Mit einem Dynamikbereich von 120 dB erfasse das Vegaplus 64 selbst kleinste Signale, sagt der Hersteller. Dadurch ließen sich bei praktisch allen Medien in der Petrochemie, von Rohöl bis zu Flüssiggasen, zuverlässige Messungen durchführen.

AkzoNobel hat in Hamburg das neue Produkt Intersleek 1000 eingeführt. Hierbei handelt es sich um eine biozidfreie Beschichtung, die auf der Lanion-Technologie basiert. Mit dem neuen Produkt könnten bis zu 6% an Kraftstoff eingespart und der CO2-Ausstoß verringert werden, sagt der Hersteller. Die patentierte Technologie beinhaltet bio-erneuerbare Stoffe, die die Leistung des Schiffes verbessern sollen. Rümpfe, die mit Intersleek 1000 beschichtet würden, behielten ihre glatte Oberfläche, wodurch der Widerstand reduziert werde, so das Unternehmen. Dies wirke sich positiv auf den Verbrauch aus. In der Testphase wurde die neue Beschichtung auf Autotransportern, Containerschiffen und LNG-Tankern angewendet.

Neben den beiden Hauptthemen Digitalisierung und Umweltfreundlichkeit standen Gewichts- und Lärmreduzierung sowie die flexible Anwendung der Produkte im Mittelpunkt auf der Messe.

Das im westfälischen Herne beheimatete Unternehmen Vulkan Couplings präsentierte die Kupplung Vulkardan F. Das neue Produkt sei drehweicher, kürzer, und leichter als vergleichbare Kupplungen auf dem Markt, so der Hersteller. Durch 40% weniger Gewicht und eine kompakte Bauform mit kürzerer Einbaulänge ergäben sich nicht nur Kostenvorteile. Ein neues Konstruktionskonzept und neue Ansätze in der Vulkanisation hätten zu den Verbesserungen der technischen Eigenschaften der Kupplung geführt. Beispielsweise habe so die zulässige Drehzahl um 10% erhöht werden können. Ferner ließe sich durch eine optimierte Elementform die Verlustleistung, also die durch Wechseldrehmomente entstehende Wärme, schnell abführen. Vulkardan F ist bisher in zwei Größen von 8,20kNm bis 16,25kNm erhältlich und kommt auf Arbeitsbooten wie Schleppern bis hin zu Megayachten zum Einsatz.

Centa präsentierte eine überarbeitete Lösung für leichte und besonders versatzfähige Wellenanlagen: Die leichte, drehstarre Centadisc-C-Membrankupplung. Zwei hintereinander angeordnete biegeweiche Membranen ergeben in Kombination mit einem CFK-/GFK-Zwischenrohr eine Antriebswelle mit optimaler Laufgüte, die in leichten Schiffen und Fähren sowie in Windenergieanlagen zum Einsatz kommen. Dem Hersteller zufolge bieten die steifen, leichten Zwischenrohre den Vorteil hoher biegekritischer Drehzahlen, sodass Wellenstränge unter Einsparung von Lagerstellen länger umgesetzt werden können. Neues sei die standardisierte, wellenstirnseitige Verzahnung zwischen Kupplungselement und Zwischenwelle bzw. Aggregatanschluss, durch die alle Bauteile formschlüssig verbunden seien.

August Storm und die niederländische Wärtsilä-Tochter QuantiParts haben auf der SMM ihre weitere Zusammenarbeit mit der offiziellen Unterzeichnung des Distributorship Agreement weiter gefestigt. Die beiden Unternehmen arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Seit der Übernahme des Marine Bereichs von Deutz durch Wärtsilä ist August Storm Service Dealer, vor allem für die Binnenschifffahrt. Mit der neu gegründeten Tochter QuantiParts werden vor allem die bei Wärtsilä integrierten Motorenmarken gebündelt. Hierzu zählen Stork Werkspoor Diesel, Deutz, Deutz MWM, Bolnes, Sulzer A/S 4 stroke, SACM, Poyaud und Crepelle. Durch diese Neustrukturierung werde ein noch höherer Grad an Flexibilität erreicht und ungeplante Stillstandszeiten weiter reduziert. »Mit dieser Zusammenarbeit können wir unseren Kunden einen noch schnelleren und flexibleren Service bieten«, so Bernard Storm bei der Vertragsunterzeichnung.

Ungenutztes Social-Media-Potenzial

Vor der diesjährigen SMM hat Raike-Schwertner, eine Agentur für Kommunikationsberatung, die maritimen Unternehmen im Hinblick auf ihre Social-Media-Aktivitäten untersucht. Demnach verfügen nur 34% der deutschen Firmen überhaupt über Social-Media-Kanäle. Damit hinke die maritime Branche dem bundesdeutschen Durchschnitt hinterher. Andere Studien zeigten, dass rund 70% der Industrie und 73% der im Handel tätigen Unternehmen Social-Media als Kommunikationswerkzeug nutzten. Die maritimen Player im Raum Benelux und Skandinavien seien im Vergleich zu Deutschland aktiver. Hier seien 44% der Unternehmen im Bereich Social-Media tätig. Für die Untersuchung hat Raikeschwertner Daten von rund 400 deutschen Unternehmen sowie 100 Firmen aus den Beneluxländern sowie Skandinavien erhoben, die allesamt Aussteller auf der SMM waren. Demnach gilt Facebook beliebteste Social-Media-Plattform bei den untersuchten deutschen Unternehmen. Im nordeuropäischen Raum habe hingegen LinkedIn die Nase vorn, das hier knapp vor Facebook liege. »Das lässt auf einen anderen Umgang mit den sozialen Medien bei unseren nördlichen Nachbarn schließen«, sagt Alexander Schwertner, Geschäftsführer bei Raikeschwertner. Facebook, Twitter und YouTube dienten primär der klassischen Unternehmensdarstellung, während LinkedIn in erster Linie auf Recruiting und Business-Kommunikation abziele, ergänzt Schwertner.

Durch die Untersuchung wird deutlich, dass sich viele Unternehmen noch immer wenig bis gar nicht mit dem Phänomen Social-Media beschäftigen. Viele würden über gar keine sozialen Netzwerke verfügen oder überwiegend über ein oder zwei Kanäle kommunizieren, anstatt das breite Spektrum der Plattformen zu nutzen, so die Spezialisten. »Es wirkt noch oft so, als hätten die maritimen Unternehmen keine klare Linie in ihrem Social-Media-Auftritt«, resümiert Schwertner. Da die Anzahl der Nutzer stetig wachse, liege für die maritime Branche noch sehr viel unausgeschöpftes Potenzial in diesem Bereich der Kommunikation, so seine Schlussfolgerung.