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Die deutschen Seehäfen machen politische Umstände und die Konjunktur für den erneuten Ladungsverlust verantwortlich. Doch bereits im kommenden Jahr wird mit einem leichten Wachstum gerechnet
Die 2015 umgeschlagenen gut 296Mio.t entsprechen einem Minus von 2,6% gegenüber dem Jahr 2014. Auch im ersten Halbjahr 2016 habe[ds_preview] es einen Umschlagrückgang in Höhe von 2% im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres gegeben, sagte Klaus-Dieter Peters, Präsident des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Hamburg.

Der Umschlagrückgang sei hauptsächlich auf die wirtschaftliche Entwicklung der beiden für Deutschland wichtigen Handelspartner China und Russland zurückzuführen. Hiesige Infrastrukturengpässe hätten sich ebenfalls negativ auf die Umschlagentwicklung der Seehäfen ausgewirkt.

»Wir haben es derzeit mit konjunkturellen Schwankungen zu tun, nicht mit strukturellen Dauerproblemen«, betonte Peters. Die Mitgliedsunternehmen des ZDS würden zumeist weiter auskömmliche oder gute Betriebsergebnisse einfahren. Zudem habe sich die Zahl der Arbeitsplätze in den deutschen Seehäfen kaum verändert. Insofern könne von Stabilität in schwierigen Zeiten gesprochen werden, sagte Peters.

Der ZDS begrüßt die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung wie den Investitionshochlauf, den Bundesverkehrswegeplan 2030, den Aktionsplan Güterverkehr und Logistik und das neue Nationale Hafenkonzept. All dies würde die Modernisierung des deutschen Verkehrsnetzes beschleunigen. Für die Umsetzung der Pläne fordert der Verband allerdings mehr Personal sowie ein verschlanktes Planungs- und Umweltrecht. Dies sollte möglichst schnell umgesetzt werden, denn die Seehäfen rechnen schon in naher Zukunft wieder mit einem Wachstum.

Bereits für 2016/2017 hofft der ZDS-Präsident auf einen leichten Anstieg des Güterumschlags insgesamt. Er stützt sich auf eine Prognose des britischen Beratungsunternehmens Drewry, das ein besseres zweites Halbjahr 2016 prognostiziert. Aufgrund steigender Frachtraten und eines etwas höheren Frachtvolumens erwarten die Briten für die Branche im kommenden Jahr einen operativen Gewinn in Höhe von 2,5Mrd. $. Erste Anzeichen eines leichten Aufschwungs seien bereits auf den Terminals zu beobachten, so Peters, der am Jahresende sein Amt als ZDS-Präsident abgibt. Sein Nachfolger wird Frank Dreeke, Vorstandsvorsitzender der BLG Logistics Group.

Heftige Kritik übte der ZDS an der Wettbewerbspolitik der Europäischen Kommission. Diese gefährde »mit ihren unausgegorenen Vorstößen zum Beihilferecht dringend notwendige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und damit den Wirtschafts- und Logistikstandort Deutschland«, so Peters.

Hintergrund der Kritik sind Vorschläge zum Beihilferecht für Häfen. Dieses regelt, ob und wie die öffentliche Hand Haushaltsmittel für Infrastruktur bereitstellen darf. »Es geht darum, ob der Bund und die Länder zukünftig überhaupt noch in Autobahnen oder in Eisenbahnnetze oder eben in Hafeninfrastruktur investieren dürfen, ohne vorher die Europäische Kommission um Erlaubnis bitten zu müssen«, erläuterte Peters. Der ZDS fordert daher, »dass Mitgliedsstaaten wie Deutschland und das Europäische Parlament bis auf Weiteres ihre noch ausstehende formale Zustimmung zur Hafen-Verordnung (Port Package III) verweigern.«

Neben Peters gibt auch Vizepräsident Ulfbenno Krüger sein Amt zum Jahreswechsel ab. Ihm folgt Jens Aurel Scharner, Geschäftsführer der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock. In das fünfköpfige Präsidium wurden außerdem Jan Müller, J. Müller Aktiengesellschaft, Frank Schnabel, Brunsbüttel Ports / Rendsburg Port, sowie Angela Titzrath, Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), gewählt.
TWG