Berenberg trotzt der Krise

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In einem spektakulären Deal hat die Privatbank Berenberg ein Schiffsportfolio im Wert von rund 300 Mio. $ von der Royal Bank of Scotland übernommen.
Von Krischan Förster

Erste Verhandlungen mit der Royal Bank of Scotland, die sich gänzlich aus der Schiffsfinanzierung zurückziehen will, waren im vergangenen Herbst[ds_preview] noch ergebnislos geendet. In einer zweiten Runde wurden Orix und Berenberg Teilportfolien angeboten: Schiffskredite mit einem Volumen von rund 600 Mio. $ wechselten den Besitzer. Berenberg hat ein Portfolio von rund 300 Mio. $ übernommen, das größtenteils in seinen Kreditfonds »Berenberg Alternative Assets Fund« geflossen ist, in dem ein großer deutscher institutioneller Anleger maßgeblich investiert ist.

»Dabei handelt es sich ausschließlich um ›performing loans‹ mit interessanten Kunden«, betont Philipp Wünschmann, Leiter der Schifffahrtsabteilung bei Berenberg, gegenüber der HANSA. Die schottische Bank galt Jahrzehnte lang als einer der Marktführer in Griechenland, insofern sei die Gelegenheit günstig gewesen, da auch die Hamburger dort einen ihrer Kernmärkte neben Deutschland und Zypern sehen. Die übernommene Flotte bestehe fast ausschließlich aus Bulkern und Tankern von vorzugsweise griechischen Reedern, so Wünschmann.

Ein zweites Teilportfolio aus dem Bestand der RBS hat zeitgleich das japanische Finanzunternehmen Orix erworben – und anschließend ins Asset Management bei Berenberg gegeben. »Das ist für uns ein interessantes Geschäft«, sagt Wünschmann. Wir bauen damit unser Dienstleistungsgeschäft für Kunden und institutionelle Investoren weiter aus, ohne jedoch dafür die eigene Bilanz zu belasten«.

Im deutschen, aber auch europäischen Schiffsfinanzierungsmarkt herrscht derzeit große Unruhe. Nach der Commerzbank sind nun auch andere Häuser wie die HSH Nordbank, die NordLB oder auch die Banken in Skandinavien gezwungen, ihre Portfolios zum Teil drastisch zu verkleinern. Die Bremer Landesbank hat ihre Eigenständigkeit bereits verloren, nachdem sie ihren Kapitalbedarf aus eigener Kraft nicht mehr decken konnte.

Bei Berenberg stehen die Zeichen dagegen auf Wachstum. Laut Wünschmann sieht sich das privat geführte Geldinstitut auch künftig eher als Dienstleister beim »commercial banking« (Zahlungsverkehr, Devisen, Anlageberatung) und als Berater für internationale Schifffahrtskunden. Rund 450 Adressen sind es momentan.

Dazu kommt verstärkt das Investmentbanking. Der Berenberg-Fonds habe »noch Platz« für weiteres Geschäft. Man beobachte den Markt auf der Suche nach weiteren zum Verkauf stehenden Portfolios aufmerksam. Denn das Interesse auf Investorenseite sei vorhanden, sogar wieder zunehmend. »Aber es muss für alle Seiten passen«, sagt Wünschmann. Im Fokus stehen dabei ausschließlich »performing loans«.

Eher nachrangig ist angesichts eines eher kleinen eigenen Portfolios das Kreditgeschäft. »Aber für attraktive Geschäfte, bei denen das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken stimmt, sind wir immer offen«, sagt Wünschmann. Es werde daher auch künftig »selektives« und »opportunistisches« Neugeschäft geben, vorrangig mit Bestandskunden.

Im Geschäftsjahr 2016 hatte Deutschlands älteste Privatbank, mit 161 Mio. € das höchste Ergebnis in der 427-jährigen Geschichte erzielt. Der Jahresüberschuss legte dabei um 56% zu. Das heute verwaltete Vermögen von 40,7 Mrd. € (Vorjahr: 40,1 Mrd.) soll in den kommenden Jahren deutlich steigen, kündigte die Bank an.