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Die Häfen der Nordrange haben im vergangenen Jahr den Containerumschlag

um 1,6 % steigern können. Die großen Häfen verzeichneten Zuwächse, während

die kleineren teilweise an Ladung verloren haben. Von Thomas Wägener
Ein wesentlicher Faktor für einen wachsenden oder rückgängigen Warentransport in einem Hafen sind die Dienste der Reedereien. So ist auch[ds_preview] die positive Entwicklung Antwerpens zu erklären, der 2016 den größten Sprung im Containerumschlag machte. Erstmals wurde die 10-Mio.-TEU-Marke übertroffen. Die 10,04 Mio. TEU entsprechen einem Anstieg von 4% im Vergleich zum Vorjahr.

Für den Hafen Antwerpen wirkten sich die Zusammenschlüsse von Reedereien und die Neustrukturierung von Diensten besonders positiv aus. Insbesondere durch »2M« kommen jetzt deutlich mehr Schiffe des Branchenprimus Maersk in den Schelde-Hafen als früher. Selbst die knapp 400m lange Triple-E-Klasse der Dänen macht nun im größten belgischen Hafen fest. Darüber hinaus hat MSC in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche große Neubauten in Betrieb genommen, die ebenfalls die Schelde-Terminals anfahren. Zudem hat CMA CGM seine Dienste von Zeebrügge abgezogen und nach Antwerpen beordert.

Ein weiterer Grund für die positive Entwicklung Antwerpens ist die Verlagerung des Containerumschlag vom rechten ans linke Scheldeufer. Hier gibt es im Gegensatz zur anderen Uferseite für Unternehmen und Hafenanlagen noch ausreichende Expansionsmöglichkeiten. Ein weiterer großer Vorteil: Containerschiffe, die im neuen Hafen Deurganckdok festmachen, müssen nicht mehr geschleust werden. Dies spart in erster Linie Zeit, denn nicht nur der Schleusenvorgang fällt nun weg, sondern auch die Fahrten innerhalb es Hafens.

Das erste Terminal, das im Deurganckdok in Betrieb gegangen ist, war Antwerp Gateway. Den größten Anteil hält DP World Antwerp (42,5%), je 20% haben Zim Ports und Cosco China, 10% gehören Terminal Link/CMA CGM und die restlichen 7,5% sind im Besitz von duisport. Insgesamt verfügt die Anlage über eine Kailänge von knapp 2.500m. Für den Umschlag standen anfangs neun Ship-to-Shore-Krane bereit, 14 Automated Stacking Cranes (ASC) sowie ein schienenmontierter Portalkran. Ergänzt wurde das Terminalequipment durch sieben Straddle Carrier und einen Reachstacker. Im vergangenen Jahr kamen sechs schienengebundene unbemannte ASCs hinzu, die die Container automatisch stapeln. Diese dritte Generation der ASCs arbeite zudem schneller und sicherer und könne eine Box mehr übereinander stellen als die üblichen vier Schichten, so der Terminalbetreiber. Ferner wurde inzwischen ein separates Binnenschiffterminal installiert sowie zusätzliche Aufbewahrungsstreifen. Darüber hinaus stehen sechs Gleise mit 700m Länge und vier weitere als Abstellfläche zur Verfügung. Durch die getätigten Investitionen soll sich die jährliche Kapazität von 2,2Mio. TEU auf 2,8 Mio. TEU erhöhen, so DP World Antwerp. Auch der Weitertransport auf der Schiene soll in naher Zukunft stark ansteigen. Nach eigenen Angaben plant der Betreiber eine Verdreifachung der transportierten Container von derzeit wöchentlich 25 Zügen auf rund 75. Somit könnten dann etwa 800.000 Container per Eisenbahn befördert werden.

Seit dem vergangenen Jahr hat sich auch MSC im Deurganckdok niedergelassen. Das Unternehmen hat seinen Betrieb vom Delwaidedok auf dem rechten Scheldeufer dorthin verlagert. Das MSC Home Terminal ist ein Joint Venture zwischen Terminal Investment Limited (TIL) und PSA Antwerp, das auch die Konzession hat.

Seit dem Umzug trägt das neue Terminal im Deurganckdok nun den Namen MSC PSA European Terminal (MPET). Die jährliche Kapazität der Umschlaganlage wird von Port of Antwerp mit etwa 7 Mio. TEU beziffert. Wegen des zu erwartenden Wachstums prognostizieren die Belgier aber, dass diese Zahl bald erreicht werden wird.

Auch Rotterdam verzeichnete im vergangenen Jahr im Containerumschlag einen Zuwachs. Die 12,4 Mio.TEU entsprechen einem Anstieg um 1,2% im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleibt Europas größter Seehafen auch in diesem Warensegment die Nummer eins auf dem Kontinent. Sowohl im Import (+1,5%) auf 6,45 Mio.TEU als auch im Export (+0,9% ) auf 5,94 Mio.TEU gab es Steigerungen. Während mehr Fracht nach Fernost und Nordamerika verschifft worden seien, sei der Warenaustausch mit Südamerika zurückgegangen, informiert der Hafen.

Den Angaben zufolge hat es insbesondere in der zweiten Jahreshälfte in Rotterdam deutliche Zuwächse im Boxenumschlag gegeben. Demnach gingen von Juli bis Dezember 2016 4,9% mehr Stahlbehälter über die Kaikanten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies unterstreichen auch die Zahlen der beiden neuen Containerterminals auf der Maasvlakte 2. Während bei Rotterdam World Gateway (RWG) und APM Terminal II laut der Hafengesellschaft im ersten Halbjahr 2016 zusammen nur 0,6 Mio. TEU umgeschlagen worden waren, hat sich der Wert in der zweiten Jahreshälfte auf 1,1 Mio. TEU nahezu verdoppelt. Dies habe auch an der nun erfolgten Softwareabstimmung gelegen. Anfangs habe es ein paar Startschwierigkeiten gegeben, räumte Rotterdams Hafenchef Allard Castelein ein, denn die Terminalsoftware und die Containerbrücken, hätten erst aufeinander abgestimmt werden müssen. Dies sei ein komplexer Vorgang gewesen, der einige Monate in Anspruch genommen hätte.

Auch der Schritt, in der Waalhaven-Region ein Shortsea-Center einzurichten, macht sich offenbar nun bezahlt. Bei den Shortsea- und Feederverkehren innerhalb Europas hat es Port of Rotterdam zufolge ebenfalls Steigerungen gegeben. Der Warenaustausch zwischen dem niederländischen Hafen und Großbritannien, Irland, Spanien und Portugal habe zugenommen, während der Transport ins Fahrtgebiet ScanBaltic rückläufig gewesen sei.

Der Hamburger Hafen, in der Statistik der größten Europäischen Containerhäfen auf Rang drei geführt, hat ebenfalls 2016 wieder mehr Boxen umgeschlagen als im Vorjahr. Die 8,9 Mio. TEU, die über die Kaikanten gingen, entsprechen einem Zuwachs von 1% im Vergleich zu 2015.

Wie in den großen Westhäfen war das zweite Halbjahr 2016 der Hauptgrund für die positive Entwicklung. Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing (HHM), zufolge lag die Steigerung im dritten Quartal bei 3,2%, und im vierten sogar bei 4,3%. Trotz eines verhaltenen Jahresbeginns habe es somit einen Zuwachs geben können.

Die Gründe für das Wachstum sind vor allem die positiveren Entwicklungen mit den Haupthandelspartnern. Der für Hamburg bedeutende Containerverkehr mit Asien verbesserte sich um 1,3% auf 4,3Mio. TEU und der mit den chinesischen Häfen um 1,6% auf 2,6Mio.TEU. Zudem hat es nach Angaben des Hafens eine Steigerung des Boxenumschlags in den Fahrtgebieten Nord- und Südamerika gegeben (+2,9%). Besonders erfreulich sei auch die 4,5-prozentige Steigerung im Warenaustausch mit Russland. Trotz der unverändert geltenden Sanktionen nehme das Land wieder Rang zwei ein, unter den wichtigsten Handelspartnern des Hamburger Hafens. Das Fahrtgebiet Europa blieb mit 2,6 Mio.TEU auf Vorjahresniveau. Ein Grund dafür waren die Direktanläufe von Containerliniendiensten nach Göteborg und Gdansk. Deshalb sei der Handel mit Schweden (-10,6%) und Polen (-9,7%) deutlich zurückgegangen.

Die übrigen Häfen der Nordrange, darunter die bremischen Häfen, Le Havre und Zeebrügge konnten das Vorjahrergebnis indes nicht bestätigen und verloren an Ladung. Die rund 5,5Mio. umgeschlagenen Standardcontainer in Bremerhaven entsprechen einem Rückgang von 1%, denn einige Dienste von »2M« sind nach Wilhelmshaven verlegt worden. Aus diesem Grund setzte sich auch 2016 der positive Trend am einzigen deutschen Tiefwasserhafen fort. Im vergangenen Jahr gingen dort 0,48 Mio. TEU über die Kaikanten. Im Vorjahr waren es noch rund 426.000. Damit ist der Hafen allerdings bei weitem noch nicht voll ausgelastet.

Ein Gewinner beim Containerumschlag ist auch der Ostseehafen Gdansk, der nicht zur Nordrange gezählt wird. Das Deepwater Container Terminal (DCT) Gdansk hat 2016 nach eigenen Angaben insgesamt 1,3Mio. TEU umgeschlagen. Dies bedeute einen neuen Rekord für den Tiefwasserhafen sowie für den gesamten Containerumschlag in Polen, informierten die Betreiber. Dies habe in erster Linie an den Direktanläufen von Reedereien mit großen Schiffen gelegen. Bereits im Oktober habe die Zahl der im- und exportierten Container den Vorjahreswert von 1.068 Mio.TEU erreicht. Mit dem nun fertiggestellten zweiten Tiefwasserliegeplatz könnte die Kapazität sogar verdoppelt werden.


Thomas Wägener