Spotmarkt Woche 14: Export treibt die Raten hoch

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Kapazitätsengpässe für Container- und Schwergutverladungen am europäischen Kontinent haben Frachten und Charterraten am Spotmarkt steil nach oben geschickt.

Die Spotpreise für Containerverladungen nach Fernost zogen stark an, und auch Ausreise[ds_preview]n mit Schwergut-Mehrzweckfrachtern verteuerten sich nach Maklerangaben um einige 1.000 US-Dollar.

Die seit Wochen währenden Stellplatz-Engpässe im Containerverkehr von Europa nach Fernost lassen Verladern mit dringenden Bedarfen keine andere Wahl, als deutlich draufzuzahlen, um ihre Ware auf den Versandweg zu bekommen. Laut dem World Container Index (WCI) schoss die Durchschnittsrate für die Relation Rotterdam-Shanghai am Donnerstag (06.04.) um sage und schreibe 65% auf 1.557 $/FEU (40-Fuß-Container) hoch.

Angleichung von Fronthaul und Backhaul

Nach Einschätzungen aus Linienagenturkreisen sind die Engpässe sowohl der Repositionierung von Schiffen und Containern für die neuen Allianz-Fahrpläne per Anfang April als auch einem unerwarteten Anstieg der Exportmengen geschuldet. Inzwischen hat sich das Spotratenniveau im Asien-Europa-Verkehr ostgehend und westgehend fast angeglichen.

»Man kann Fronthaul und Backhaul kaum mehr unterscheiden«, wie ein Hamburger Spediteur gegenüber der HANSA erklärte. Für die Relation Shanghai-Rotterdam weist der WCI ein Spotniveau von 1.676 $/FEU aus – nur 119 $ mehr als für Verladungen in entgegengesetzter Richtung. Üblicherweise beläuft sich die Diskrepanz wegen des relativen Ladungsmangels in Europa auf etliche 100 $ bzw. 100% oder mehr der Backhaul-Rate (Ex-Nordeuropa).

Einen leichten Anstieg verzeichnet der WCI auch für Verschiffungen von Shanghai nach Rotterdam sowie nach Genua und im Transatlantikverkehr. Der acht Routen umfassende Gesamtindex kletterte entsprechend um 12% auf fast 1.524 Punkte.

Hoffnung für MPP-Tonnage

Einen Silberstreif am Horizont gibt es offenbar auch für die seit Jahren arg gebeutelte MPP-Tonnage – zumindest in Europa. Charterschiffe mit einer Tragfähigkeit von gut 12.000 t und einer kombinierten Hebekapazität von mindestens 120 t seien sowohl am Nordkontinent als auch im Mittelmeer plötzlich Mangelware geworden, berichtete ein Befrachtungsmakler. Folge: Charterer müssen einige 1000 $ mehr pro Tag bieten als noch im März, um sich eines der wenigen Schiffe zu sichern.

Für »Trips out« von Nordwesteuropa soll sich das Ratenniveau für 12.000-Tonner auf 8.000–8.500 $/Tag verbessert haben. Im Mittelmeer erzielte entsprechende Tonnage zuletzt sogar rund 10.000 $/Tag für eine Reise nach Nordamerika, wie die HANSA erfuhr.

Ob es der Beginn eines festeren Markttrends oder nur ein Strohfeuer ist, bleibt abzuwarten. Für Mehrzweckfrachter mit geringeren Krankapazitäten (2 x 40t etc.) hätten die Raten in Europa bislang noch nicht angezogen, und in Fernost sei der MPP-Chartermarkt angesichts erhöhter Tonnage-Verfügbarkeit nach wie vor im Keller, heißt es.

Für Capesize-Bulker geht es wieder bergab

Am Bulker-Spotmarkt ging es die Woche (03.-07.04.) über für Capesize-Typen kontinuierlich bergab (um 18% auf 15.570 $/Tag), während sich Panamaxe im Zeitcharter-Trip-Geschäft um 4% auf 11.443 $/Tag verbesserten. Auch Supramaxe und Handysize-Bulker erzielten leichte Steigerungen auf 9.813 bzw. 8.020 $/Tag. Die Verbesserungen für Panamaxe und Supras sind vor allem anziehenden Raten im Atlantik geschuldet, wohingegen es im asiatisch-pazifischen Raum wohl auch bedingt durch Feiertage in Fernost zu Beginn der Woche auf einzelnen Routen etwas nach unten ging.

Im Tanker-Sektor war die Entwicklung in den einzelnen Marktsegmenten ebenfalls gegensätzlich. Großtanker der VLCC-Klasse profitierten von gleichzeitig steigender Nachfrage im Persischen Golf sowie in Westafrika. Die Tageserträge für Reisen nach Fernost stiegen um mehrere 1.000 Dollar auf rund 20.500 (ex Golf) und 23.000 $/Tag (ex Westafrika).

Die Raten der Supramaxe gaben in Westafrika und im Mittelmeer peu à peu nach. In der Mittelmeerfahrt sackte das Ertragsniveau am Spotmarkt von fast 27.000 $/Tag bis auf rund 20.400 $/Tag ab. Aframaxe standen im Mittelmeer ebenfalls massiv unter Druck, konnten sich dafür aber in Nord- und Ostsee recht gut behaupten. (mph)