Update zur Nationalen Maritimen Konferenz: Politik will Schifffahrt »fit machen«

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Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung für die Schifffahrt setzt voll auf das Thema »Digitalisierung«. Die Branche solle »fit gemacht werden für die digitale Revolution«, hieß es heute bei der 10. Nationalen Maritimen Konferenz in Hamburg.

Zahlreiche Vertreter aus der maritim[ds_preview]en Industrie und der Landes- und Bundespolitik trafen sich in der Hansestadt, um über aktuelle Probleme und mögliche Lösungen für die angeschlagene deutsche Branche zu treffen. Wie bei den vergangenen Ausgaben der Konferenz versicherte die Politik der Schifffahrt auch in diesem Jahr ihre grundsätzliche Rückendeckung.

Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries und der maritime Koordinator der Bundesregierung Uwe Beckmeyer als Gastgeber fokussieren ihre Arbeit dabei vor allem auf die Digitalisierung und ihre Chancen. Den gleichen Weg hatte der Verband Deutscher Reeder (VDR) im Vorfeld der Konferenz eingeschlagen, der allerdings auch mehr Engagement seitens der Politik forderte. Nicht ohne einen gewissen Stolz verkündeten die SPD-Politiker, dass man sich gemeinsam mit Bund, Ländern, Verbänden und Gewerkschaften auf eine »Gemeinsame Erklärung« geeinigt habe.

»Die maritime Wirtschaft ist eine Schlüsselbranche für unsere Exportnation.«

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries

Auch Dobrindt betont maritime Digitalisierung

Bei der Konferenz traten auch Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (CSU) sowie sein Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) auf. Beide betonten wie ihre Regierungskollegen die große Bedeutung des Digitalen.

Dobrindt
Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (CSU) und sein Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) traten auf der Nationalen Maritimen Konferenz auf (Quelle: BMVi)

»Die maritime Wirtschaft steht mit der Digitalisierung vor einer echten Effizienzrevolution. Jetzt geht es darum, damit verbundene Potenziale zu nutzen und unsere Wettbewerbsfähigkeit digital zu behaupten. Dafür starten wir ein umfangreiches Maßnahmenpaket – und investieren kräftig in die Branche: Wir bauen die Gigabit-Netze der Zukunft, fördern die Digitalisierung der Häfen und unterstützen die Ideen von Startups und Gründern für die Schifffahrt 4.0.«, sagte der bayrische Politiker. ?

Das Maßnahmenpaket umfasst verschiedene Elemente:

  • Mit dem IHATEC-Programm will das BMVI die Häfen bei der Erforschung und Entwicklung digitaler Hafentechnologien unterstützen. Ziel ist die Optimierung von Güterumschlag und Logistik. Im Zeitraum 2017-2020 stehen für IHATEC 64 Millionen Euro bereit. Über 11 Millionen Euro Fördergelder wurden bereits 2017 bewilligt – u. a. Projekte in Bremen, Hamburg und Wilhelmshaven.
  • Mit einem Sonderprogramm für den Glasfaseranschluss von Häfen und Gewerbegebieten investiert das BMVI 350 Millionen Euro in die Anbindung entsprechender Gebiete an das Gigabit-Netz. Darüber hinaus profitiere die maritime Branche bereits von der 4-Milliarden-Euro-Breitbandförderung für den Glasfaser-Anschluss unterversorgter Regionen. So bekommt beispielsweise Hamburg über 7,5 Millionen Euro, teilte das Ministerium mit.
  • Mit dem mFUND unterstützt das BMVI Startups und Gründer – und gibt 100 Millionen Euro für die Entwicklung digitaler Geschäftsideen im Bereich Mobilität. Im Förderverfahren befinden sich zahlreiche Projekte aus der maritimen Wirtschaft. Zum Beispiel gingen bereits 1,7 Millionen Euro in ein Projekt, das maritime Datensätze zur Deutschen Bucht erstellt.?

Darüber hinaus starte er das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ), um die Kompetenzen von Bund, Ländern und Gewerkschaften in der maritimen Wirtschaft zusammenzuführen und intelligent zu koordinieren, sagte Dobrindt. Der Verein mit Sitz in Hamburg werde sich zukünftig um sämtliche Themen der maritimen Branche wie Digitalisierung, Ausbildung, Umweltschutz und Wissenstransfer kümmern. Das BMVI stellt für die Gründung des DMZ rund 9 Millionen Euro bis 2019 bereit.

Kabinetskollegin Zypries hob die Bedeutung der Branche für Deutschland hervor: »Mit 400.000 Arbeitsplätzen und 50 Milliarden Euro Umsatz im Jahr vereint sie erfolgreich Hochtechnologie mit erheblichem Innovationspotenzial.« Ungeachtet der aktuellen konkreten Probleme nannte sie die Digitalisierung »das Zukunftsthema« auch für die maritime Wirtschaft. »Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, die Technologieführerschaft und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern«, so die Ministerin weiter.

„Energiewende« als Heilmittel für Werften und Zulieferer?

Auch die Zuliefer- und Schiffbau-Industrie kommt mit der Politik zusammen. Die Branche leidet immer mehr unter dem eingebrochenen globalen Neubaumarkt auf den Schifffahrtsmärkten. Viele Zulieferer kämpfen gegen ein eingebrochenes Orderbuch und schauen sich zum Teil sogar schon nach Alternativen um. Nicht wenige fordern mittlerweile konkrete politische Unterstützung, weil Investitionen in die Zukunft, die eher mittel-, wenn nicht sogar nur langfristig Abhilfe schaffen, angesichts der knappen Kassen teilweise gar nicht möglich sind.

Das Wirtschaftsministerium setzt dennoch vor allem auf Innovationen. Im Rahmen der Konferenz startete das Ministerium eine gemeinsame Initiative zur »maritimen Energiewende« mit den Verbänden VSM und VDMA. Ziel sei es, einen nationalen Dialog zu initiieren, hieß es.

Beckmeyer ergänzte: »Die Unternehmen der maritimen Wirtschaft sind als Logistikbranche seit jeher eng verflochten. Im Zuge der Digitalisierung erleben wir aber, dass sich Produktions- und Dienstleistungsprozesse zunehmend vernetzen. Wir wollen die maritime Wirtschaft dabei unterstützen, ganze Wertschöpfungsketten zu entwickeln und so weltweit erfolgreich zu agieren«, sagte der Politiker und lobte die Arbeit der Regierung: »Daher freue ich mich, dass wir für die Jubiläumskonferenz in Hamburg wichtige Initiativen für den maritimen Standort Deutschland an Bord haben und es gelungen ist, gemeinsam mit Bund, Ländern, Verbänden und Gewerkschaften eine gemeinsame Erklärung zur Digitalisierung zu verabschieden.«

Die gemeinsame Erklärung benenne zentrale Handlungsfelder und Maßnahmen, um die Branche »fit für die digitale Revolution zu machen«. Hierzu gehörten v.a. der Ausbau der digitalen Infrastruktur, ein intelligenter Datentransfer in der maritimen Lieferkette, die gezielte Förderung der Digitalisierung im Rahmen maritimer F&E-Programme sowie die Einführung internationaler Industriestandards.

»Die Digitalisierung ist eine von neun Säulen der „Maritimen Agenda 2025“, die das Bundeskabinett im Januar 2017 beschlossen hat«, hieß es. Eben jene Agenda wurde von den maritimen Verbänden Deutschlands allerdings bereits als »nicht ausreichend« kritisiert.