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Die angeschlagene Hamburger Reederei Rickmers hat ihren Verlust im Geschäftsjahr 2016 mehr als verdoppelt. Das Ergebnis nach Steuern fiel auf –341 Mio. €.

Der größte Verlusttreiber war die Geschäftssparte »Maritime Assets« (Erwerb und kommerzielles Management von Schiffen) mit –[ds_preview]271 Mio. € (2015: -86 Mio. €). als Grund nennt der Bericht das Auslaufen margenstarker Charterverträge, die durch Anschlussverträge auf niedrigem Marktniveau ersetzt werden mussten. Die Chartererlöse gingen um 68 Mio. € auf 304 Mio. € (2015: 372 Mio. €) zurück.

Auf das Schiffsvermögen waren erneut Wertberichtigungen in Höhe von rund 231,7 Mio. € nötig. Sonst hätte das Konzernergebnis bei –109 Mio. € gelegen, teilte das Unternehmen mit.

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Der Bereich »Maritime Services« (technisches Schiffsmanagement) wurde dagegen noch ein leichtes Plus von 11 Mio. € (2015: 10,9 Mio. €) verbucht. Mit der Rickmers-Linie (–11,6 Mio. €) war die dritte Unternehmenssparte erst im Februar 2017 an die Bremer Zeaborn-Gruppe verkauft worden.

Die Flotte der Reederei-Gruppe schrumpfte von 130 Schiffen (2015) auf 114 Schiffe (31.12.2016). Die seinerzeit 15 Panamax-Frachter des Rickmers Maritime in Singapur, inzwischen in Abwicklung, zählten da noch hinzu. Nach der »India Rickmers« (alias »Hanjin Newport«) wurde dann aber auch die »Kaethe C. Rickmers« in den Schrott geschickt, die restlichen 14 Schiffe wurden vor Kurzem bekanntlich en bloc an Navios verkauft. Der Wert der gesamten Flotte wurde Ende 2016 noch mit 1,6 Mrd. € gegenüber 2,6 Mrd. € im Jahr zuvor angesetzt.

Rickmers
Geschäftszahlen 2016

Bis zum 10. Mai hängt nun das Schicksal der gesamten Unternehmensgruppe an einem seidenen Faden. Denn bis dahin müssen die Anleger der Rickmers-Anleihe von insgesamt 275 Mio. € – ohne vorherige Versammlung – entscheiden, ob sie einer Restrukturierung und damit einer Fortführung der Geschäftsaktivitäten zustimmen oder aber eine Insolvenz herbeiführen.

 

Das Sanierungskonzept sieht vor, dass Firmengründer Bertram Rickmers 75,1% seiner Anteile an ein Finanzvehikel namens »LuxCo« in Luxemburg überträgt, das die »Neuen Rickmers-Aktien« im Zuge einer Kapitalerhöhung von der Rickmers Holding AG übernimmt. Die Laufzeit soll bis Ende 2027 ohne jegliche Zinszahlungen verlängert werden.

Bertram Rickmers gibt Kontrolle ab

Bei LuxCo soll zudem ein Teil der Bankkredite der HSH Nordbank und gegebenenfalls auch der UniCredit gebündelt werden. Über einen späteren Verkauf der Aktien an einen Investor – es heißt, innerhalb der nächsten drei Jahre – sollen die Gläubiger dann ausgezahlt werden. Sie sollen bis dahin von einer möglichen Markterholung profitieren oder zumindest ihre Verluste begrenzen. So der Plan.

Dazu heißt es: »Forderungen werden nur aus freiem Vermögen der LuxCo, insbesondere aus den Erlösen aus einem Verkauf der Neuen Aktien sowie aus etwaig ausgeschütteten Dividenden bedient.« Zinsen würden bis 2020, dem Ende der Sanierungszeit, kapitalisiert. Die Verteilung möglicher Verkaufserlöse sähe wie folgt aus:

  • Anleihe-Gläubiger: 57,6% (für 275 Mio. € Anleihevolumen)
  • HSH Nordbank: 36,1% (für eine revolvierende Kreditlinie von 165 Mio. $ mit einer Laufzeit bis Mai 2018)
  • weiterer Gläubiger: max. 6,3% (für einen 30-Mio.-Kredit, vermutlich von UniCredit)

Allerdings sind die Banken »vorrangig besichert«, die Anleger dagegen »gänzlich unbesichert«. Eine Mindestzahlung von 54 Mio. € geht demnach, vor allen anderen, an die HSH. Im Gegenzug ist die Bank offenbar zu weiteren Tilgungsstundungen, Zinskürzen und Laufzeitverlängerungen sowie zur Freigabe von bereits gepfändeten Geldbeträgen bereit.

Ob diese Pläne am Ende aufgehen, bleibt abzuwarten …


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