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Foto: Rickmers
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Noch bis heute um Punkt Mitternacht haben die Anleihegläubiger von Rickmers Zeit, um per Mail oder Fax dem vorgeschlagenen Sanierungsplan zuzustimmen. Wahrscheinlich wird aber eine zweite Runde nötig.

Die Anleger haben die Wahl zwischen zwei Übeln: Entweder sie schreiben einen er[ds_preview]heblichen Teil ihres Investments ab oder aber sie riskieren die Insolvenz und damit noch größere Verluste bis hin zum Totalausfall.

Um ein gültiges Ergebnis zu erzielen, müsste für mindestens 50% des ausstehenden Gesamtwertes der Anleihe (275 Mio. €) ein positives Votum abgegeben werden. Als wahrscheinlich gilt dies nicht. Im Vorfeld hatten sich mehrere Anleger oder deren Vertreter gegen die schriftliche Abstimmung ausgesprochen, die Rickmers ohne vorherige Versammlung anberaumt hatte.

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Wird die erforderliche Quote verfehlt, dürfte es doch noch eine »Präsenz-Versammlung« geben, für die dann allerdings eine beschlussfähige Anwesenheit von 25% ausreichend wäre. Als möglicher Termin steht der 1. Juni bereits im Raum.

Bertram Rickmers, Rickmers Gruppe
Bertram Rickmers (Foto: Rickmers)

Wie von der HANSA berichtet, sollen 75,1% der bisher von Allein-Aktionär Bertram Rickmers gehaltenen Anteile an ein neues Finanzvehikel namens »LuxCo« in Luxemburg übertragen werden. Bei der LuxCo sollen zudem ein Teil der Bankkredite und die Anleiheschulden gebündelt werden. Die Gläubiger würden faktisch zu Anteilseignern des Unternehmens und sollen über einen Verkauf der Anteile an einen Investor innerhalb der nächsten drei Jahre ausgezahlt werden. Die eigentlich fälligen Zinszahlungen sollen solange kapitalisiert werden.

Sanierungskonzept bei Anlegern umstritten

Unter den Anlegern ist das Sanierungskonzept mehr als umstritten. Sie befürchten, dass sie gegenüber der HSH Nordbank, dem Hauptgläubiger der Rickmers Gruppe, erheblich benachteiligt werden könnten.

Tatsächlich sieht der Plan vor, dass 54 Mio. € – vor allen anderen Auszahlungen – an die »vorrangig besicherte« HSH Nordbank geleistet wird. Im Gegenzug ist die Bank dem Vernehmen nach zu weiteren Tilgungsstundungen, Zinskürzen und Laufzeitverlängerungen der Darlehen sowie zur Freigabe von bereits gepfändeten Geldbeträgen bereit. Erst nach dieser Sonderzahlung kämen die »gänzlich unbesicherten« Anleger zum Zuge.

Der Verteilungsschlüssel billigt ihnen zwar immerhin 64,6% aus dem Erlös zu, gegenüber 35,4% für die HSH Nordbank. Ursprünglich sollte auch die UniCredit bedacht werden, ist aber offenbar aus dem LuxCo-Konzept herausgefallen. Doch wie viel Geld das am Ende sein könnte, steht in den Sternen. Lediglich die im Juni fälligen Zinsen in Höhe von insgesamt gut 24 Mio. € sollen noch ausgezahlt werden.

Möglicher Verkaufserlös unter Wert der Anleihe

Rickmers selbst rechnet in einer Mitteilung an die Gläubiger allerdings nicht damit, dass der Verkaufserlös der neuen LuxCo-Aktien ausreichen wird, um die Verbindlichkeiten aus der Anleihe, die dann bis 2027 verlängert werden soll, vollauf zu bedienen. Derzeit ist der Kurs an der Börse im Sinkflug. Zuletzt wurde sie nur noch für 4,25 € gehandelt – bei einem Ausgabepreis von 100,00 € im Juni 2013.

Laut einer »unverbindlichen« Modellrechnung ergäbe sich bei einem jährlichen EBITDA von 130 Mio. € bis 2020 und einem beispielhaft angenommenen Multiple von 7,0x ein Unternehmenswert von 910 Mio. €. Abzüglich der voraussichtlich bestehenden Schulden einschließlich von Back-up-Fazilitäten sowie unter Berücksichtigung der dann zu erwartenden liquiden Mittel bliebe ein Eigenkapitalwert in Höhe von 194,2 Mio. € übrig.

Rickmers, Anleihe

Für die Anleihe-Gläubiger wären das dann 94,2 Mio. €. Das entspräche einer Erlösquote von 31,5% gemessen am geplante Sanierungsbeitrag in Höhe von 299,4 Mio. € (Anleihe plus zurückbehaltene Zinsen). Erfolge der Verkauf der Aktien vor 2020, könne der Verkaufspreis »aufgrund der dann noch deutlich höheren Finanzverbindlichkeiten erheblich niedriger ausfallen und gegebenenfalls sogar Null betragen«, heißt es weiter.

Bei Rickmers hatte sich der Verlust im Geschäftsjahr 2016 mehr als verdoppelt. Das Ergebnis nach Steuern fiel auf –341 Mio. €, vorrangig getrieben durch sinkende Chartererlöse und steigende Wertberichtigungen. Die Flotte zählte zum Stichtag noch 114 Einheiten. Neben Containerfrachtern sind das Car Carrier, Bulker und MPP-Schiffe.

Zu einer Sanierung gebe es daher keine Alternative, hieß es schon vor Wochen. Dann bestehe noch die Chance auf eine Werterholung. Bei einer Insolvenz sei dagegen lediglich mit einer Quote von 2,8% (worst case) bis maximal 6,7% (best case) zu rechnen, hatte die Kanzlei Brinkmann & Partner in ihrem Liquidationswertbericht ermittelt.