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Die Fusion von Deutschlands größter Containerreederei Hapag-Lloyd mit dem arabischen Rivalen UASC ist unter Dach und Fach.

Heute erfolgte der erforderliche Eintrag ins Handelsregister, wie Hapag-Lloyd mitteilte. »Nachdem die Gesellschafter der UASC sämtliche Gesellschaftsanteile [ds_preview]an der UASC im Wege der Sacheinlage in die Hapag-Lloyd AG eingebracht haben, ist die Hapag-Lloyd AG heute als Alleingesellschafterin der UASC im Handelsregister des Dubai International Financial Centre (DIFC) eingetragen worden«, hieß es. Gleiches gelte für die Kapitalerhöhung der Hapag-Lloyd AG in Höhe von 45,9 Mio. € auf 162 Mio. €.

Damit werden die zwei Mehrheitsgesellschafter der UASC, Qatar Investment Authority durch ihre Tochter Qatar Holding LLC und der Public Investment Fund des Königreichs Saudi Arabiens, neue wesentliche Beteiligte der Hapag-Lloyd und halten 14,4 % bzw. 10,1 % der Aktien. Die weiteren UASC Gesellschafter, Kuwait Investment Authority des Staates Kuwait, der Iraqi Fund for External Development, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain Mumtalakat Holding Company halten nach erfolgtem Zusammenschluss zusammen insgesamt 3,6 % der Aktien.

Ursprünglich wollten die Reedereien ihren Zusammenschluss schon bis zum 31. März besiegeln, hatten die Frist dann aber bis Ende Mai verlängert. Doch damals hatten noch die nötigen Vereinbarungen mit finanzierenden Banken gefehlt. Die arabische Linienreederei ist mit mehr als 4 Mrd. $ verschuldet. Daher mussten neue Finanzierungen und Finanzpartner gefunden werden. Die behördlichen Genehmigungen lagen dagegen damals bereits alle vor.

Hapag-Lloyd und UASC hatten sich vor fast einem Jahr, im Juli 2016, auf eine Fusion verständigt. Die gemeinsame Flotte würde künftig mehr als 225 Schiffe mit einer Transport-Kapazität von 1,6 Mio. TEU zählen. Das entspricht einem Marktanteil von 7% in der weltweiten Linienschifffahrt und würde das gemeinsame Unternehmen zur Nr. 5 im globalen Ranking machen. Der Jahresumsatz läge bei etwa 13 Mrd. $.

Hapag-Lloyd
Die drei großen Allianzen beherrschen die Containerschifffahrt (Grafik: Hapag-Lloyd)

Mit der jungen, modernen UASC-Flotte bekommt Hapag-Lloyd Zugang zu Großcontainerschiffen mit jeweils 14.000 und 18.000 TEU, auf eigene Investitionen kann daher verzichtet werden, zudem werde das Slotkostenniveau im wichtigen Fernost-Europa-Verkehr noch einmal spürbar gesenkt.

Mit dem Ende des Schiffsgrößenwachstums richten sich die strategischen Überlegungen bei Hapag-Lloyd stärker in Richtung Service-Differenzierung und Kundenbindung. Jetzt müsse es darum gehen, »uns Strategien zu überlegen, wie wir nach vorne raus mehr als nur reine Port-Port-Verkehre anbieten«, sagte der Chief Commercial Officer der deutschen Linienreederei, Thorsten Haeser, gestern  auf der Mitgliederversammlung des Vereins Bremer Spediteure (VBSp) aus.

Hapag-Lloyd, UASC
Die Top 15 in der Container-Linienfahrt nach der Fusion von Hapag-Lloyd mit UASC und von Maersk mit Hamburg Süd

Dabei wolle der Carrier aber nicht in Konkurrenz zu den Speditionen treten, die Sammelgut-Konsolidierung, Verzollung und Vor- und Nachläufe für ihre Kunden organisieren und einen bedeutenderen Kundenstamm für Hapag-Lloyd darstellen als direkte Verlader. Als Beispiel für Mehrwert-Dienste nannte Haeser die Echtzeit-Verfolgung von Containern mit Transpondern, die bislang nur sehr beschränkt für bestimmte Waren wie verderbliche Produkte verfügbar sei.

Das Basisprodukt des reinen Seetransports müsse natürlich zuverlässig funktionieren und vor negativen Auswirkungen durch mögliche Carrier-Pleiten wie im Fall der Hanjin-Insolvenz geschützt werden. Haeser wies in diesem Zusammenhang auf einen Krisenfonds der »THE Alliance« hin, die Hapag-Lloyd zusammen mit japanischen und taiwanesischen Carriern per 1. April gegründet hat. Dieser habe einen Umfang von 50 Mio. $, um sicherzustellen, dass bei Zahlungsunfähigkeit eines Partners die Container von den betroffenen Schiffen geholt und weiterbefördert werden können. Mit Sorge wird in Branchenkreisen die Situation der taiwanesischen Linie Yang Ming verfolgt, die dieses Jahr vom Staat mit frischem Kapital versorgt werden muss.

Hapag-Lloyd
Marktanteil von Hapag-Lloyd mit UASC in den einzelnen Fahrtgebieten (Grafik: Hapag-Lloyd)

Durch die Fusion wird die arabische Seite zum größten Aktionär im neuen Unternehmen.die Die bisherigen UASC-Eigner Qatar Holding LLC (QH) und der Public Investment Fund des Königreichs Saudi Arabien (PIF) erhalten 28% einschließlich von Aktien im Streubesitz. Die verbleibenden 72% verteilen sich auf folgen Ankeraktionäre: auf die chilenische CSAV 22,6%, den Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne 14,6%, die Stadt Hamburg 14,9% und die TUI mit 8,9%. Die restlichen Anteile sind auch hier im Streubesitz. Hauptsitz des fusionierten Unternehmens wird Hamburg.

Geplant ist eine Kapitalerhöhung um 400 Mio. $ innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der Transaktion, die durch die Mehrheitsgesellschafter erbracht werden soll. Dagegen stehen Synergie-Effekte von 435 Mio. € pro Jahr, die sich der Vorstand aus der Fusion erhofft. Dazu sollen eine gestärkte Marktposition in den Fahrtgebieten Fernost und Mittlerer Osten, die Optimierung der Liniendienste und der gemeinsamen Schiffsflotte sowie Spareffekte, unter anderem beim Personal, beitragen. Von einem Abbau von weltweit bis zu 1.500 Arbeitsplätzen war im Vorfeld zu hören.

Hapag-Lloyd hat das Geschäftsjahr 2016 mit einem Konzernergebnis von -93,1 Mio. € abgeschlossen, nach 113,9 Mio. € im Jahr zuvor. Das EBITDA lag bei 607,4 Mio. € (Vorjahr: 831 Mio. €), das operative Ergebnis (EBIT) bei 126,4 Mio. € (366,4 Mio. €).

Hapag-LloydDer Aktienkurs entwickelte sich dagegen seit dem Börsengang im November 2015 erfreulich. Nach einem zwischenzeitlichen Absturz auf unter 15 € konnte sich der Kurs in den vergangenen sechs Monaten kräftig erholen und notierte im März auf dem bisherigen Höchststand von 30,95 €. Zuletzt lag der Preis bei gut 27 €. Christian Cohrs, Aktienanalyst von Warburg Research, gibt eine Kaufempfehlung ab. Bei Hapag-Lloyd paare sich eine gute Kostenkontrolle mit einer verbesserten Fundamentallage in der Branche. Das Rating belibt bei »buy«, das Kursziel liegt bei demnach bei 34 €.

Käufer am Golf für UACC?

Eine Lösung zeichnet sich offenbar auch für den Tanker-Ableger United Arab Chemical Carriers (UACC) ab. UASC muss ihren Anteil von 45% im Zuge der Fusion mit Hapag-Lloyd verkaufen.

Drei Golf-Reedereien haben demnach Interesse, darunter Bahri, die Staatsreederei aus Saudi Arabien, Milaha (Katar), bereits mit 12,2% beteiligt, sowie ein weiteres Unternehmen aus den Emiraten (VAE). UACC verfügt über eine Flotte von 24 MR- und LR1-tankern mit einem geschätzten Wert von 480 Mio. $. (KF|MM|mph)