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Die Offshore-Häfen an der deutschen Nord- und Ostseeküste bauen ihre Kapazitäten

für größere Schiffe und Windkraftanlagen aus. Es werden zusätzliche Liegeplätze und Lagerflächen geschaffen, um größere Windkraftanlagen zu installieren

Die bisher in der Nord- und Ostsee installierte Leistung der Offshore-Windparks liegt bei etwa 4.000 MW. Diesen Wert veröffentlichte[ds_preview] die Stiftung Offshore-Windenergie. Demnach sind weitere Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 1.200 MW bereits im Bau und für zusätzliche 1.200 MW hat es schon Investitionsentscheidungen gegeben. Bis zum Jahr 2020 sollen die Windenergieanlagen auf der Nord- und Ostsee nach Maßgabe der Bunderegierung insgesamt rund 6,5 GW an Leistung erzeugen. Allerdings sollen bis zum Jahr 2030 weniger Anlagen installiert werden als ursprünglich geplant. Insgesamt ist jetzt von etwa 15.000 MW die Rede. Dennoch verdeutlicht dies, dass die Zahl der Offshore-Windparks bzw. die Zahl der Offshore-Windkraftanlagen in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Für zahlreiche Häfen an der deutschen Nord- und Ostseeküste ist die Offshore-Windindustrie deshalb ein wichtiges Standbein. Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) ordnet sie in drei Kategorien ein. Zum einen gibt es die sogenannten Großkomponentenhäfen, zu denen Produktionshäfen mit Fertigungsstätten, aber auch Installations- und Basishäfen für die Vormontage, Import- und Exporthäfen für den Umschlag sowie Schutzhäfen zählen. Zum anderen gibt es Service- und Wartungshäfen, von denen aus Reparatureinsätze aber auch allgemeine Service- und Wartungsarbeiten geregelt werden. In die dritte Kategorie fallen Forschungshäfen, also Standorte mit Flächen für Offshore-Prototypen und Testanlagen sowie Schulungs- und Trainingseinrichtungen.

Durch ihre Lage inmitten der Nordsee eignet sich die Insel Helgoland besonders gut als Servicehafen für den Betrieb und die Wartung von Windparks. Der Südhafen und Teile des Vorhafens werden derzeit zu einer Service- und Betriebsstation mit Werk- und Lagerhallen ausgebaut. Das Projekt besteht aus der Hafenprojekt-Gesellschaft Helgoland, e.on, HC Hagemann, innogy SE und WindMW. Von Helgoland aus werden die Offshore-Windparks Amrum Bank West, Nordsee Ost, und Meerwind bedient.

Siemens setzt große Hoffnungen in den Standort Cuxhaven. Deshalb hat sich das Unternehmen entschieden, in der Stadt an der Elbmündung für rund 200Mio. € auf einer Fläche von rund 170.000m2 eine 56.000m2 große Produktionshalle zu errichten. Ab Mitte des Jahres soll dort die Herstellung von Maschinenhäusern für die neue Windenergiegeneration D7 beginnen. Dies beinhalte die Endmontage von Generatoren, Naben und Gondelteilen, so das Unternehmen. Die D7-Plattform demnach Offshore-Windenergieanlagen mit Direct Drive und einer Nennleistung von 6,0 MW und 7,0 MW, die somit stärker sind, als die, die in der Anfangszeit produzieren Anlagen.

71 dieser neuen STW-7.0-Anlagen sind für das Offshore-Windprojekt vorgesehen, dass Siemens Wind Power zusammen mit EnBW 90 km nördlich der Insel Borkum errichtet. Die Rotorblätter haben eine Länge von 75m und sollen in den Werken im britischen Hull und in Aalborg, Dänemark gefertigt werden. Die Inbetriebnahme des neuen Offshore-Windparks ist im dritten Quartal 2019 vorgesehen.

Durch die günstige Lage des Standorts ließen sich teure Landtransporte vermeiden, da schwere Komponenten direkt auf Transportschiffe geladen werden könnten, so Siemens über die Beweggründe sich für Cuxhaven als Standort zu entscheiden.

Der Ausbau des Liegeplatzes 4 soll zusätzliche Offshore-Kapazitäten bringen. Deshalb ist er direkt an eine Schwerlaststraße angebunden, über die die schweren Offshore-Komponenten transportiert werden können. 240m Kaianlage sowie 8,5ha nachgelagerte Kaiflächen werden geschaffen. Der neue Umschlagplatz, der im Sommer dieses Jahres eröffnet werden soll, sei dann für Schiffe mit einem maximalen Tiefgang von 14,30m geeignet, so das Land Niedersachsen.

In Emden hat Unterdessen im März dieses Jahres der Umschlag von Großkomponenten begonnen. Dafür wurde die Landemole Knock am Rysumer Nacken ertüchtigt. Das Emder Unternehmen Off-Shore Wind Solutions (OWS) nutzt derzeit den »Port Knock« und die angrenzenden Flächen der AG Ems für den Umbau von zwei Windenergieanlagen. »Der Port Knock wird künftig vor allem als Servicehafen für bestehende Offshore-Windparks dienen und stellt dafür Liegeplätze, Hafen- und Freiflächen zur Verfügung. Die Ansiedlung von Service-Firmen bietet sich unmittelbar an«, sagt Knud Gerdes, Geschäftsführer der EMS Maritime Offshore (EMO), einem Tochterunternehmen der AG Ems.

Vom Hafen Sassnitz-Mukran aus wird der Ostseewindpark Wikinger errichtet. Für das 132m lange und 39m breite Errichterschiff »Brave Tern« der Reederei Fred Olsen auf musste extra der Liegeplatz 3a am Offshore-Terminal ausgebaut werden. Mit einem maximalen Lasteneintrag von 7.000t pro Hubbein hat das Schiff nach Auskunft des Hafens beim Anheben aus dem Wasser, dem sogenannten »Jack-up«-Vorgang, eine maximale Bodenpressung von 65t/m2 pro im Hafenbecken des Mukran Port erreicht. Im Bereich der Anlegestelle seien daher vorab Maßnahmen zur Befestigung des Seegrunds getroffen worden, die in enger Zusammenarbeit mit Projektpartnern aus der Region umgesetzt worden seien. Etwa ein Jahr nahmen Planung und Durchführung der komplexen Seebodenertüchtigungsmaßnahme nach Angaben des Hafens in Anspruch, bevor diese pünktlich vor dem Einlaufen der »Brave Tern« abgeschlossen wurden konnte. Als beratende Ingenieure waren die Baugrund Stralsund Ingenieursgesellschaft und die AIU Architekten- und Ingenieurunion Stralsund tätig. Die bauliche Umsetzung übernahm Colcrete – von Essen Wasserbau.

Einen Rückschlag gab es indes für Bremerhaven, denn das Oberverwaltungsgericht (OVG) Bremen hat entschieden, dass der Planfeststellungsbeschluss für den neuen Offshore-Terminal Bremerhaven (OTB) weiterhin nicht erfolgen darf. Es zog sogar in Zweifel, ob es in Bremerhaven überhaupt einen Bedarf für einen Schwerlasthafen gibt. Gegen den Planfeststellungsbeschluss von November 2015 hatte der BUND seinerzeit Klage erhoben.

Das Verfahren geht jetzt zurück an das Verwaltungsgericht, das über die Klage des BUND endgültig entscheiden muss. Bis es zum Bau des 180-Mio.-€-Projekts kommt, könnten nun noch Jahre vergehen. Auf dem 25ha großen Terminal an der Weser sollen Windkraftanlagen montiert und umgeschlagen werden.

Seit Beginn der Planung für den Hafen im Jahr 2009 habe es gravierende Veränderungen in der Offshore-Windenergieindustrie gegeben, argumentierte das Gericht. Gutachten zu Umschlagzahlen und Auslastung seien nicht nachvollziehbar. Aktuelle Entwicklungen in der Offshore-Windindustrie seien nur unzureichend berücksichtigt. Das Gericht bezieht sich dabei vor allem auf das ­novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), in dem die Ausbauziele für Offshore-Windenergie deutlich nach unten korrigiert wurden.

»Auch mit diesen Hinweisen werden wir uns intensiv auseinandersetzen«, so Günthner. Der OTB bleibe das zentrale Infrastrukturprojekt des Landes und werde den Hafenstandort Bremerhaven mit der Anbindung von rund 250 ha Gewerbefläche nachhaltig stärken.