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Das Crewing ist ein wichtiger Bestandteil des Shipmanagements – nicht nur angesichts der hohen Anzahl der von Menschen verursachten Havarien. Dank zahlreicher Initiativen werden zudem die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Seeleuten immer stärker beachtet

Kostenkontrolle und effizienter Flotteneinsatz gewannen in Zeiten der Krise zunehmend an Relevanz. Eine Auswirkung der Konsolidierung ist, dass sich der[ds_preview] Trend zu »mehr Größe« auch im Shipmanagement-Markt beobachten lässt. Nach der Übernahme von Bibby Shipmanagement durch Marktführer V.Group und dem Zusammenschluss von Anglo-Eastern mit Univan wartet die Branche derzeit auf den Abschluss der Fusion von Columbia Shipmanagement mit der Crewing-Größe Marlow Navigation.

Der Markt ist allerdings nicht nur von derartigen Projekten geprägt. Auch die Seeleute selbst erfahren mittlerweile hohe Aufmerksamkeit. Seemannsmissionen, nautische Ausbildungsstätten und internationale Institutionen werben für eine Verbesserung der Umstände an Bord. Es gibt Initiativen gegen Unterbesetzung und Unterbezahlung sowie für Internetzugänge und bessere Arbeitsbedingungen. Die »Mission to Seafarers« kritisierte jüngst, eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten könnten zu psychischen Problemen führen, das sei eine »ernste Bedrohung«.

Die Weltschifffahrtsorganisation IMO organisiert jährlich den »Day of the Seafarer« am 25. Juni. Er soll die Bedeutung der Seeleute für den weltweiten Handel und die Gesellschaft im Allgemeinen betonen. In diesem Jahr ist das Motto »Seafarers Matter«. IMO-Generalsekretär Kitack Lim lässt keine Gelegenheit aus, um auf die Arbeit der weltweit über eine Million aktiven Crew-Mitglieder hinzuweisen.

Für Reeder und Shipmanager stellt sich beim Crewing unter anderem die Frage nach der vermeintlich höheren Kompetenz zum Beispiel europäischer Seeleute und dem (Arbeits-)Kostenvorteil ihrer Konkurrenz aus Asien. Einen weiteren Schwerpunkt legen die Administrationen an Land zunehmend auf die Qualifizierung ihrer Seeleute, sei es in nautischen Belangen oder in Fragen der Sicherheit oder der Digitalkompetenzen.

Das scheint durchaus nötig zu sein, schaut man sich beispielweise die Entwicklungen von Havarien an. Denn »menschliche Fehler« werden etwa vom Versicherer Allianz für rund 75% aller Claims verantwortlich gemacht. Die Klassifikationsgesellschaft DNV GL geht sogar davon aus, dass 90% der Unfälle auf »human errors« zurückgeführt werden können. Die Europäische Sicherheitsagentur für die Schifffahrt EMSA brachte kürzlich ihren Bericht zu Havarien im Jahr 2015 heraus. Sie listet auf, dass insgesamt 953 Sicherheitsempfehlungen ausgesprochen wurden – knapp die Hälfte bezog sich direkt oder indirekt auf menschliches Verhalten an Bord.

Neben offensichtlichem Fehlverhalten – Stichworte »Costa Concordia«, »Rena« und »Sewol« – sind nicht selten Übermüdung, Überlastung und Unkenntnis die eigentlichen Fehlerursachen. Während technische Verbesserungen für die Stabilität und Navigation von Schiffen die Zahl der schweren Verluste reduziert hätten, bleibe der Faktor Mensch als Fehlerquelle bestehen, meint Duncan Southcott von der Allianz-Tochter AGCS. Der große Kostendruck in Reedereien werde wahrscheinlich einen weiteren negativen Effekt haben. Die Schifffahrt sei aber ein »people business«, daher sei es absolut erforderlich, erfahrene Seeleute anzuheuern und die Qualifizierungsbudgets nicht zu kürzen.
MM