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Die Hamburger Hafenwirtschaft hat die Wirtschafts- und Hafenbehörden scharf kritisiert: Ursache ist die Auszeichnung einer chinesischen Idee für ein Containerterminal in Steinwerder.

»Mit völligem Unverständnis« habe man die Entscheidung zur Kenntnis genommen, beim Ideenwettbewer[ds_preview]b für die künftige Nutzung der Hafenfläche Steinwerder-Süd das Konzept für die Realisierung eines weitgehend vollautomatischen Containerterminals zu prämieren, teilte der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) jetzt mit.

Diese Entscheidung stehe nicht im Einklang mit dem von Senat und Bürgerschaft beschlossenen Hafenentwicklungsplan (HEP). Die Kritik geht noch weiter: Die Hafenwirtschaft frage sich, welche jedenfalls für die Hamburger Hafenwirtschaft »geheimen Pläne« an den offiziellen Entscheidungen der Bürgerschaft vorbei die Wirtschaftsbehörde und die HPA offenbar seit längerer Zeit verfolgen, so die Mitteilung.

Als Sieger des Ideenwettbewerbs war der Beitrag des chinesischen Containerbrückenherstellers ZPMC Germany und der CCCC (China Communications Construction Company) auserkoren worden. Auch der Betreiber des chinesischen Online-Marktplatzes Alibaba soll verschiedenen Medienberichten zufolge mit im Boot sein. Die Idee, eine Kombination aus einem e-Logistik-Hub und einem automatisierten Container-Terminal auf dem zentralen Areal im Hamburger Hafen zu entwickeln, habe am meisten den Wettbewerbskriterien entsprochen, die neben der Realisierbarkeit vor allem die Finanzierungsansätze, die Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze und die Entwicklung des Gesamtgebiets Steinwerder im Fokus hatten, heißt es in der Begründung die HPA.

»Sozialer Frieden gefährdet«

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Es geht um das Gebiet Steinwerder (Quelle: HPA)

UVHH-Präsident Gunther Bonz macht seine Ablehnung deutlich: »Der Hamburger Hafen braucht kein weiteres Containerterminal. Es wurde im noch gültigen Hafenentwicklungsplan dargestellt, dass mit den bestehenden Terminalkapazitäten und ihren Erweiterungen der prognostizierte Containerumschlag bis 2025 und darüber hinaus bewältigt werden kann.«

Die Fläche im Herzen des Hamburger Hafens sollte seiner Meinung nach vielmehr für einen wasserseitigen Umschlag mit Produktions- und Logistikfunktionen im Sinne des Universalhafens entwickelt werden. Die Entscheidung sei auch unter tarif- und sozialpolitischen Aspekten nicht nachvollziehbar. »Es ist bei einer Umsetzung dieses Konzeptes zudem zu erwarten, dass von den hohen sozialen Standards im Hamburger Hafen, die über viele Jahrzehnte zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen vereinbart wurden, abgewichen wird«, schreibt der UVHH weiter. Bonz meint, »eine Umsetzung des prämierten Konzeptes würde daher auch den sozialen Frieden im Hafen gefährden.«

»One Belt One Road« hat Einfluss

Vor dem Hintergrund der »One Belt – One Road«-Initiative sieht der Entwurf vor, eine Kombination aus einem e-Logistik-Hub und einem automatisierten Container-Terminal in Steinwerder-Süd zu errichten. Bestandteile der Ideenskizze sind ein automatisiertes Container-Terminal, ein Logistik-Park mit integriertem e-Hub und »smarten«, automatisierten Lagerhallen.

Keine zwingende 1:1 Umsetzung

Die Anregungen aus den Konzepten sollen nun in die weitere Entwicklung des mittleren Hafens einfließen. Das bedeute nicht, dass die prämierten Entwürfe letztlich 1:1 umgesetzt würden, heißt es. Bei den Konzepten handele es sich um Ideenbeiträge für die Zukunft von Steinwerder-Süd, die nun Bestandteil eines transparenten und diskriminierungsfreien Verfahrens sind. Letztlich werde die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation als zuständige Behörde über diese wichtigen Weichenstellungen entscheiden. Dabei gelte es, die Wettbewerbsposition des Hamburger Hafens langfristig zu sichern und zu stärken.