Print Friendly, PDF & Email

Gab es jüngst noch Spekulationen über eine mögliche Korrektur an den Märkten, setzten auch schon prompt die Verkäufe ein. Ist jetzt ein gutes Einstiegsniveau gefunden?

Die BW Group hat abermals zugeschlagen: Durch die Einbringung ihrer Tankerflotte in die börsennotierte DHT (Double Hull Tankers) gegen Gewährung[ds_preview] neuer Aktien aus einer Kapitalerhöhung konnte das Management die Übernahmeofferte von Frontline erfolgreich abwehren. Alle Augen richten sich nun auf Gener8, die offensichtlich als nächstes Übernahmeziel gehandelt werden.

Die Investmentbank UBS soll bereits als Berater mandatiert worden sein. In der Zwischenzeit hat TK Tankers das lang erwartete Übernahmeangebot für Tanker Investmens aus Norwegen veröffentlicht.

Fundamentaldaten weiter schwach

Diese Bewegungen kommen zu einer Zeit, die für Tankerreedereien von großer Unsicherheit geprägt ist. Auf der Soll-Seite stehen wieder ansteigende Neubau­bestellungen, rückläufige OPEC-Produktionszahlen, sinkende Ölpreise und die globale Abkehr von CO2-intensiven Brennstoffen. Auf der Haben-Seite stehen die oben genannten Konsolidierungstendenzen und die sich aufgrund der gestiegenen Umweltanforderungen ankündigenden Verschrottungen.

Sentiment leicht verbessert

Tanker-Aktien werden derzeit von Analysten und Investoren argwöhnisch beäugt. Dennoch konnte im zweiten Quartal die Underperformance gegenüber dem breiten Schifffahrtsaktienmarkt beendet werden. Es scheint, dass viele der negativen Aspekte bereits in den Kursen eingepreist sind. Wir wären daher nicht überrascht, wenn sich die Tanker-Aktien in der zweiten Jahreshälfte besser als der Gesamtmarkt entwickeln würden.

Im ersten Quartal waren die Container-Aktien Seaspan, Costamare, und Global Ship Lease mit einem Quartalsverlust von etwa 4% noch die zweitstärksten Verlierer im Sektor-Ranking. Dieses Bild hat sich im zweiten Quartal um 180 Grad gedreht. Mit einem Plus von 6,6% führen die Containerschiffsaktien die Sektoren-Hitliste an.

Auch die Liniengesellschaften konnten im zweiten Quartal mit einem Plus von 3,9% überzeugen. MPC Containerships wusste dieses Zeitfenster zu nutzen und konnte jüngst für 175 Mio. $ neue Aktien am norwegischen Kapitalmarkt platzieren. Angabegemäß will das Unternehmen nun zügig eine Notierung in New York anstreben. Wir drücken dem Unternehmen die Daumen, da sich das Feld der börsennotierten Containerschiffseigner zuletzt durch die sehr niedrigen Marktkapitalisierungen immer weiter ausgedünnt hatte.

Gas- und Offshore verlieren

LNG- und LPG-Tankreedereien standen im zweiten Quartal ganz oben auf den Verkaufslisten der Anleger. Dies überrascht uns nun doch, da sich die fundamentalen Rahmendaten seit sechs Monaten stetig verbessern. Die Orderbücher leeren sich und die Gasproduktion in den USA und Australien wächst beständig. Es hat den Anschein, als ob die Investoren erst einmal wieder ein oder zwei gute operative Quartale sehen wollen, bevor sie sich wieder diesem Sektor zuwenden.

Mit einem Zwölf-Monats-Zuwachs von mehr als 80% führen die Bulker-Aktien auch im zweiten Quartal die Rangliste an. Im kurzfristigen Vergleich zum Vorquartal zeigt sich jedoch, dass im zweiten Quartal parallel zu den Rückgängen im Baltic-Dry-Index die Bulker-Aktien per saldo nachgaben. Für die weitere Kursentwicklung der Bulker-Aktien kommt es jetzt darauf an, ob der BDI in der zweiten Jahreshälfte wieder die 1.000-Punkte-Marke zurückerobern kann. Faktisch sind die kurzfristigen Zeitcharteräquivalente im Markt zuletzt stärker gefallen als die Aktien. Oder umgekehrt: In den Bulker-Aktien steckt eine gehörige Portion guter Meinung.

Betrachtet man das aktuelle Sentiment im Schifffahrtsgesamtmarkt, deuten die jüngsten Kursrückgänge nicht unbedingt auf einen ausgeprägten Optimismus der Anleger hin. Dieses Bild mag sich zum Ende des Jahres möglicherweise wieder aufhellen. Wir empfehlen daher, ausgewählte limitierte Kauf-Orders für günstig bewertete Unternehmen in den Markt zu legen, dann in den verdienten Sommerurlaub zu fahren und sich dann im Herbst wieder über steigende Kurse zu freuen.