Übernahmen & Fusionen: Mittendrin oder bald vorbei?

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COSCO & OOCL, Hanseatic Unity, »ONE« … die Konsolidierung in der Containerschifffahrt hat noch einmal merklich an Fahrt aufgenommen. Im Linienmarkt entsteht[ds_preview] eine neue Nr. 3, die Zahl der großen Carrier schrumpft zusehends. Auch am Befrachtungsmarkt bildet sich ein neues (deutsches) Schwergewicht. Bei Deutschlands Großcarrier Hapag-Lloyd tut sich ebenfalls Einiges: neue Aktionärsstruktur nach dem nun doch vollzogenen Ausstieg der TUI, chinesische Finanzierungen, neue Anleihen.

Kaum war der erste Rauch nach den jüngsten Großtransaktionen verflogen, begann schon die Debatte über die nächsten Übernahme- oder Fusionsprojekte. Beachtet werden muss dabei zunehmend die wachsende Marktmacht immer weniger Akteure. Rund 70% der Transportkapazität wird mittlerweile von den sechs größten Carriern betrieben, sollten alle Fusionen und Übernahmen genehmigt werden. Auf die Top 5 entfallen immer noch knapp zwei Drittel, auf die führenden vier Linien mit 56% mehr als die Hälfte der Tonnage. Die Carrier bauen damit ihre Verhandlungsmacht weiter aus – nicht nur gegenüber den Verladern, sondern auch gegenüber den Tramp-Reedern, die bereits seit Jahren schwer zu kämpfen haben und deren Branche zunehmend ausdünnt.

Dabei stellt sich die Frage: War es das jetzt an Konsolidierungsprojekten unter den »Großen« der Branche, oder gibt es weitere Einschläge? Die Meinung dazu ist geteilt. Vereinzelt sind Stimmen zu vernehmen, die kaum noch Potenzial für eine weitere Konsolidierung sehen. Doch die scheinen in der Minderheit zu sein. Diverse Wortmeldungen von wichtigen Branchenvertretern sprechen dafür, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist, etwa aus dem Hause Maersk oder aus der Japan-Allianz »One«.

Spekulationen gibt es reichlich: weitere Insolvenzen mittelgroßer deutscher Akteure, PIL als nächster Übernahmekandidat oder das kolportierte Interesse von COSCO an CMA CGM sind einige Beispiele – wobei der traditionell industriepolitisch sehr engagierte französische Staat noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben dürfte.

Staatlicher Einfluss ist ohnehin ein immer häufiger diskutierter Aspekt. Auch wenn mancher Experte Carrier wie Hyundai Merchant Marine (Korea), Zim (Israel) und Yang Ming aufgrund staatlicher Beteiligungen oder einer »Nähe zur Regierung« als potenzielle Übernahmekandidaten fast ausschließen will – eine solche Konstellation muss nicht zwangsläufig ein Hindernis für eine Übernahme oder Fusion sein. Das zeigte zuletzt das Beispiel UASC, an der unter anderem Qatar und Saudi-Arabien beteiligt sind.

Im Reich der Mitte(l), in China. scheinen die Ressourcen jedenfalls noch nicht erschöpft zu sein, wie man an dem als sehr hoch bewerteten Kaufpreis für OOCL erkennen kann. Wer weiß schon, was hinter Pekings verschlossenen Türen als nächstes auf der Agenda nach oben rückt? Mit dem im Afrika-Verkehr starken Nischen-Player PIL hat COSCO jedenfalls schon jetzt eine enge Kooperation.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Michael Meyer


Michael Meyer