Machtkampf bei Marenave

Marenave, Offen
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Bei der börsennotierten Reederei Marenave, gerade erfolgreich restrukturiert, bahnt sich ein Machtkampf an. Auslöser ist der größte Anteilseigner Ernst Russ.

Das Manöver erfolgt knapp vier Wochen vor der Hauptversammung bei Marenave am 15. September. Ernst Russ will sich offenbar[ds_preview] rechtzeitig einen strategischen Einfluss bei der Schifffahrts-AG sichern.

Vorstandssprecher Jens Mahnke soll demnach einen Sitz im Aufsichtsrat erhalten. Für ihn soll der bisherige Vize im Gremium, Klaus Meyer, abgelöst werden. Mit dem Stuttgarter Rechtsanwalt und Unternehmensberater Hans Michael Schmidt-Dencker soll ein weiterer Kandidat von Ernst Russ in den auf vier Plätze vergrößerten Aufsichtsrat einziehen.

Außerdem verlangt Ernst Russ, dass der Katalog aller Geschäfte, die der Zustimmung des Aufsichtsrats bedürfen, durch eine entsprechende Satzungsänderung erweitert wird. Die Ermächtigung zur Ausgabe von Options- oder Wandelschuldverschreibungen soll dagegen aufgehoben werden. Die von Marenave vorgeschlagene Kapitalherabsetzung im Nachgang zur Restrukturierung und zum Abverkauf der gesamten Flotte von einst 13 Schiffen lehnt die Ernst Russ AG hingegen ab.

»Die Gesellschaft wird das Tagesordnungsergänzungsverlangen prüfen und ihm entsprechen, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind«, heißt es lapidar in einer Pflichtmitteilung des Marenave-Vorstands.

Marenave war 2006 von König & Cie. und der HSH Nordbank konzipiert und als erste Schifffahrts-Aktiengesellschaft an die Börse gebracht worden, geriet jedoch in Zuge der Schifffahrtskrise in Turbulenzen. Erst vor wenigen Wochen war unter Einbeziehung der finanzierenden Banken die Sanierung geglückt.

Die Enthaftung wie auch der Abverkauf der gesamten Flotte zählen zu den Voraussetzungen für die künftige Beteiligung und Finanzierung der Gesellschaft durch die Offen-Gruppe und der DEVK-Versicherung als Investoren, die Ende Februar mit einer Beteiligung von 2 Mio. € bei Marenave eingestiegen waren. Auf der kommenden Hauptversammlung soll über die nächsten Schritte beraten werden. Je nach weiterem Projektverlauf hatten sich die beiden Investoren verpflichtet, ihr Engagement um weitere 14 Mio. € zu erhöhen.

Bereits im Dezember 2016 hatte die Ernst Russ AG zunächst 22,26% der Stimmrechte bei der Marenave AG erworben und wenig später ihren Anteil auf 25% erhöht. Die Ernst Russ AG war aus dem Zusammenschluss von HCI Capital, König & Cie sowie der Reederei Ernst Russ entstanden. Über die konkreten Pläne mit Marenave hüllen sich die Beteiligten bislang in Schweigen. Klar scheint jedoch, dass es darum geht, sich einen strategischen Einfluss zu sichern.