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Mit Tui steigt einer der Hauptanteilseigner aus, Klaus-Michael Kühne sichert sich mehr Stimmrecht, zudem wächst das Aktienvolumen im Streubesitz – ein wichtiger Schritt für Hapag-Lloyd. Darüber hinaus gibt es ein hunderte Millionen Dollar schweres Abkommen mit einem chinesischen Leasing-Unternehmen

Als ruhig kann man die vergangenen Wochen für die Reederei sicherlich nicht beschreiben. Nach dem »closing« der Fusion mit der[ds_preview] arabischen UASC hat sich am Hamburger Ballindamm einiges getan.

Zunächst war man erneut mit einer Anleihe an die Finanzmärkte getreten. Ursprünglich auf 300Mio. € angelegt, sammelte Hapag-Lloyd »aufgrund der hohen Nachfrage« schließlich sogar 450Mio. € ein. Die Anleihe hat eine Laufzeit von sieben Jahren und einen Kupon von 5,125%. Die Erlöse sollen genutzt werden, um zwei bestehende Anleihen abzulösen, die höher verzinst sind. Vor allem institutionelle Investoren sollen sich sehr interessiert gezeigt haben. Allerdings hatte CEO Rolf Habben Jansen kurz zuvor angekündigt, das man den »free float« der Aktien erhöhen wolle. Dies sei ein wichtiger Schritt für die erhoffte Aufnahme in den MDax.

Nur wenige Tage später startete ein großes Stühlerücken im Kreis der wichtigsten Anteilseigner: Der Touristikkonzern Tui AG gab bekannt, dass man in mehreren Schritten alle Anteile an Hapag-Lloyd verkauft habe. Im März waren es 6 Millionen Aktien, nun noch einmal 8,5 Millionen, der Verkauf »auf dem offenen Markt« brachte 395Mio. € ein. Der Ausstieg ist bereits seit Jahren geplant, war aber unter anderem aufgrund der Schifffahrtskrise immer wieder verschoben worden. Im Laufe der Jahre war der Anteil bereits durch neue Anteilseigner wie CSAV, die Fusion mit UASC oder Verkäufe an das sogenannte Konsortium »Albert Ballin« – bestehend aus der Stadt Hamburg, und Kühne Holding – geschrumpft. Das jetzt eingenommene Geld soll unter anderem in die Kreuzfahrt-Flotte der »Mein Schiff«-Serie investiert werden.

Einer der großen Profiteure der Transaktionen war der Logistik-Veteran KlausMichael Kühne. Mit der Kühne Holding sicherte er sich einen Teil der um Verkauf stehenden Anteile. Seitdem halten er und die Holding 17,6%. Nach CSAV (22,6%) ist er damit zweitgrößter Anteilseigner. Die Holding war nach der Fusion mit UASC über die Tochter Kühne Maritime mit 14,1% beteiligt. »Die fortschreitende Konsolidierung in der Schifffahrt bietet Hapag-Lloyd neue Wachstumsperspektiven und stärkt deren Position unter den bedeutendsten Reedereien der Welt. Unser erneutes Engagement unterstreicht das Vertrauen in die erfolgreiche Weiterentwicklung«, sagte Karl Gernandt, Executive Chairman der Kühne Holding AG.

Der Rest des ehemals 8,5%-Anteils der Tui dürfte im »free float« gelandet sein. Nach Angaben der Reederei beläuft sich dieser Bereich mittlerweile auf 20,4% (Stand 13. Juli). Zum Verkauf der Tui-Anteile und dem stärkeren Engagement Kühnes äußert sich die Reederei selbst nicht. Der Aktienkurs der Hapag-Lloyd AG legte nach der Anleihe-Ausgabe von 26,50€ auf zwischenzeitlich 32,48€ zu.

Doch nicht nur in der Aktionärsstruktur, auch im Finanzierungskonzept der Reederei, hat sich etwas getan. Im Rahmen einer Sale-and-lease-back-Transaktion hat Hapag-Lloyd fünf Schiffe mit der Bank of Communications Financial Leasing (Bocomm) refinanziert. Die Reederei bestätigte den Vertrag und den Bezug auf die Colombo-Express-Klasse (8.000TEU), nicht allerdings das kolportierte Gesamtvolumen der Kooperation von 500Mio. $ (von der dieses Projekt ein Teil sein soll). Mit der Transaktion habe man seine Finanzierungskonditionen verbessern und damit das Finanzierungsportfolio optimieren können, hieß es. Es ist das erste Mal, dass das Hamburger Traditionsunternehmen mit einem der großen chinesischen Kapitalgeber kooperiert.