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Obwohl oder gerade weil vielen Schifffahrtstreibenden das Wasser bis zum Hals steht, bleibt der »maritime Finanzmarkt« in Bewegung. Beteiligt sind Banken, Reedereien, Investoren und Werften. Die HANSA gibt einen kleinen Überblick über die Entwicklungen in den vergangenen Wochen

Rickmers Trust gibt letzte Schiffe ab

Die Abwicklung des Rickmers Maritime Trust schreitet voran. Nun wurden die letzten[ds_preview] neun Schiffe verkauft. Nach dem Verkauf von fünf ehemals unter BNP-Fazilität besicherten Schiffen an Navios hat das HSH-Konsortium, bestehend aus HSH-Nordbank und DBS Bank, nun dem Verkauf der verbleibenden neun Schiffe unter der HSH-Fazilität an die Griechen zugestimmt. Insgesamt liegt der Verkaufspreis bei 54Mio. $, dazu kommt ein Betrag, um die Begleichung operativer Cash-Defizite zu unterstützen. Weil der Gesamtverkaufserlös für die neun Schiffe unter der Summe der ausstehenden HSH-Kredite liege, werde dieser komplett als Teil der Kreditrückzahlungen an das HSH-Konsortium gehen, heißt es. Für die Gläubiger bleiben etwa 27Mio. $ übrig. Unterdessen hat die Börse in Singapur grünes Licht für das Delisting von Rickmers Maritime gegeben. Dem Börsenrückzug steht damit nichts mehr im Weg.

Marenave gelingt Enthaftung und Restrukturierung

Die Marenave Schiffahrts AG hat einen wichtigen Schritt in Richtung Restrukturierung geschafft. Die finanzierenden Banken haben nach dem Verkauf eines Car Carriers einer Enthaftung ihrer Darlehen zugestimmt. Die finanzielle Restrukturierung ist damit abgeschlossen. Die Ende März vereinbarte Enthaftung wurde jetzt wirksam, nachdem die aus dem Verkauf der »Hoegh Berlin« und nach »Rückführung eines bestehenden objektbezogenen Bankdarlehens« verbleibenden« freien liquiden Mittel im Wesentlichen an die finanzierenden Banken des übrigen Marenave-Konzerns transferiert wurden, heißt es. Zusammen mit dem noch nicht abgeschlossenen, aber »weit fortgeschrittenen« Verkauf aller Schiffe werde dies den beabsichtigten Aufbau einer neuen Flotte und die Realisierung sonstiger maritimer Projekte ermöglichen.

Steigerung am Zweitmarkt

Im zweiten Quartal nahmen die Handelsabschlüsse im Zweitmarkt für geschlossene Schiffsfonds deutlich zu. Insgesamt wurden 327 Abschlüsse registriert – fast 40% mehr als im Vorjahr. Das gehandelte Nominalkapital liegt bei 15,79Mio. €, ein Plus von 46%. Die Summe der Kaufpreise stieg um 5,3% auf 3Mio. €. Der Fonds mit dem höchsten Handelskurs ist der Dr. Peters – DS-Fonds Nr. 106 DS Valentina mit einem Handel zu 70,5% (Mai 2017).

MPCC kauft weiter ein

Mit dem Ankauf der »Stadt Dresden« baut MPC Container Ships (MPCC), das neue Börsenvehikel der deutschen MPC Capital AG, seine Flotte weiter aus. Der 2.742TEU-Frachter war 2006 für die Reederei Thien & Heyenga gebaut worden – die vor einigen Jahren in der neuen Ahrenkiel Steamship aufging. Darüber hinaus kaufte MPCC zuletzt vier 4.380TEU-Schiffe aus dem Ahrenkiel-Bestand für zusammen 37Mio. $.

HSH »auf gutem Weg«

Im Privatisierungsprozess der HSH Nordbank sehen sich die Eignerländer Hamburg und Schleswig-Holstein auf einem guten Weg. Mehrere Interessenten haben ihre Angebote konkretisiert. Mehrere Offerten wurden in die nächste »Prozessphase« für die Privatisierung übernommen.

NordLB bricht Gespräche mit Investor ab

Die NordLB hat den Verkauf eines großen Schiffsportfolios an den Investor KKR abgesagt. Die Bank ist mittlerweile der Ansicht, dass ein Verkauf einzelner Schiffskredite profitabler sei. Bei dem geplanten Geschäft geht es um ein Volumen von 1,5Mrd.€ und 100 Schiffe. Jetzt heißt es, dass man auch ohne den KKR-Deal das Schifffahrtsportfolio bis Jahresende auf 12 bis 14Mrd.€ reduzieren könne. Damit sei das Ziel ein Jahr früher als geplant erreicht. Die Rating-Agentur Moody’s hatte zuvor die Bonitätsnoten der NordLB und ihrer Tochtergesellschaften von b1 auf b2 nach unten korrigiert, weil die Schifffahrt das Geschäft weiter belaste.

Hartmann bleibt trotz Serienverkauf im Containermarkt

Die Leeraner Reederei Hartmann muss eine ganze Serie von Box-Carriern verkaufen. »Auf Betreiben der finanzierenden Banken« sucht die Reederei nach Käufern für sieben KG-Frachter der 2.500TEU-Klasse, bestätigte eine Sprecherin. Dem Vernehmen nach stehen die HSH Nordbank und die Nord/LB hinter den Verkaufsplänen. Aus der Reederei heißt es, es sei wünschenswert und durchaus möglich, dass die Schiffe im Management bei Hartmann bleiben, wenn der Verkäufer daran interessiert ist. Die Banken würden dies unterstützen.

Trotz des vergleichsweise großen Verkaufsprojekts will die Reedereigruppe aber auch in Zukunft in der Containerschifffahrt aktiv bleiben. Hartmann betreibt noch 15 Box-Carrier zwischen 1.100 und 2.000TEU. Nach aktuellem Stand stehe kein weiterer Verkauf bevor.

STX nach Insolvenz wieder in Eigenregie

Die südkoreanische Werft STX Offshore & Shipbuilding profitiert von neuen Aufträgen und kann künftig wieder ohne Insolvenzverwalter arbeiten. Das zuständige koreanische Gericht hat das offizielle Insolvenzverfahren beendet. Als Grund wird die verbesserte finanzielle Situation genannt. Zwischendurch hatte sogar die Abwicklung der Werft gedroht. Dem Vernehmen nach konnte STX mittlerweile einige Außenstände begleichen. Zur Verbesserung der Lage haben neue Aufträge für Tanker sowie Verkäufe von Betriebsanlagen und Kostenkürzungen beigetragen.

Yildirim sucht Käufer für Anteil an CMA CGM

Der türkische Investor Yildirim unternimmt einen neuen Versuch, seinen Anteil an der drittgrößten Linienreederei der Welt CMA CGM loszuwerden. Die China Citic Bank wurde beauftragt einen Käufer in Asien suchen, der den 24%-Anteil übernimmt. Laut Unternehmenschef Yuksel Yildirim wird der Anteil mit 2,5 bis 3Mrd.$ bewertet. 2010 und 2011 hatte der türkische Konzern 600Mio.$ für den Einstieg bei CMA CGM gezahlt. Die erhofften Einnahmen sollen nun in die geplante Übernahme von Ports America fließen, mit der Yildirim in die Top 10 der Containerterminalbetreiber aufsteigen will. Bei CMA CGM gab es in den vergangenen Wochen einige größere Veränderungen. Die Reederei selbst hatte kürzlich mit dem Verkauf einer Terminalbeteiligung in Los Angelesfür Aufsehen gesorgt, der über 800Mio.$ in die Kassen spült. Zuvor war außerdem bekannt geworden, dass man den Südamerika-Carrier Mercosul von Maersk übernimmt.

Weitere 250 Mio. $ für Matson’s Hawaii-Pläne

Die US-Reederei Matson hat einen bestehenden Kredit um 250Mio.$ auf 650Mio.$ aufgestockt. Damit soll auch die Finanzierung von vier Neubauten für den Pazifik-Verkehr abgesichert werden. Der Jones-Act-Carrier hat sich in den vergangenen Jahren eine Flottenmodernisierung auf die Fahnen geschrieben und erwartet einige Neubauten. Dafür hatte man bereits einen syndizierten Kredit über 400Mio.$ in den Büchern. Die neue Vereinbarung beinhaltet unter anderem eine Verlängerung des Kredits um fünf Jahre. Er wird damit 2022 fällig, teilte Matson mit.

Rio Tinto lehnt Glencore-Offerte ab

Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore hat im Poker mit Chinas Yancoal Co. um das Kohle-Geschäft von Rio Tinto das Nachsehen. Der Vorstand empfahl den Aktionären das Angebot von Yanzhou Coal Mining Co. (Yancoal). Das Transportvolumen der betroffenen Tochtergesellschaft Coal & Allied Industries hat einen erheblichen Einfluss auf die Bulk-Schifffahrt zwischen Australien und China. Yancoal bietet 2,69Mrd.$. Ein Grund für die Empfehlung sind wettbewerbsrechtliche Bedenken.

Siemens und Dong verkaufen A2Sea an GeoSea

Nach monatelangen Verhandlungen haben Siemens und Dong Energy jetzt den Verkauf ihrer Tochter A2Sea abgeschlossen. Neuer Eigner ist GeoSea. Das Offshore-Bau-Unternehmen, Tochter der belgischen DEME-Gruppe, übernimmt alle Anteile an A2Sea, das ebenfalls beim Bau von Windparks auf See aktiv ist. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Vorbehaltlich der nötigen behördlichen Genehmigungen soll die Transaktion noch im dritten Quartal abgeschlossen werden.

Damen greift nach DSME Mangalia

Der niederländische Werftenkonzern Damen steht offenbar vor der Übernahme der DSME-Werft im rumänischen Mangalia. Als Preis stehen 50 Mio.$ im Raum. Die beiden Parteien seien sich bereits einig, jetzt fehle nur noch die Zustimmung der rumänischen Regierung, heißt es. Gegründet 1997, hält DSME 51% der Anteile, der Rest liegt ist in rumänischem Staatsbesitz.

Tallink sucht neue Investoren

Die estnische Fährreederei Tallink will sich neu ausrichten und sucht nach Investoren. Verschiedene strategische Optionen für die Zukunft werden untersucht. Möglich sei auch die Einbindung neuer »Kern-Investoren« – etwa indem bestehende Investoren einen Teil ihrer Anteile freiwillig abgeben. Als Möglichkeit wird jedoch explizit auch eine Übernahme genannt. Aktuell ist der estnische Investor Infortar mit 38% der größte Anteilseigner. Zu den Aktionären gehören unter anderem auch die Banken ING und Nordea.

Scandlines refinanziert 862 Mio. €

Die Fährrederei Scandlines meldet die erfolgreiche Refinanzierung von 862 Mio. €. Die Kreditgeber sind eine Gruppe europäischer und US-amerikanischer Akteuren aus dem Bereich Infrastrukturprojekte. Die Refinanzierung besteht aus einer sechsjährigen Bankentranche und einer 11-jährigen institutionellen Tranche mit dazugehörigen revolvierenden Kredit- und Liquiditätsfazilitäten.