Print Friendly, PDF & Email

Die deutschen Schiffbau- und Offshore-Zulieferer mussten 2016 erneut Umsatz-

und Auftragsrückgänge verkraften. Die Talsohle sei noch nicht erreicht, ein Silberstreif

aber am Horizont sichtbar, meint der VDMA

Man müsse auch in diesem Jahr »erhebliche Anstrengungen« leisten, um der anhaltend schwachen Nachfrage aus dem Ausland und wachsendem Wettbewerbsdruck[ds_preview] auf den globalen Schifffahrtsmärkten zu begegnen, sagte Alexander Nürnberg, Vorstandsvorsitzender des maritimen Zulieferverbands bei der Bekanntgabe der Bilanz. Im Prinzip seien das aber noch moderate Rückgänge, wie auch in diesem Jahr. Letztes Jahr hätten viele Reeder notwendige Instandsetzungen verschoben, das könne zu etwas mehr Geschäft in diesem Jahr führen. Der Bedarf an Retrofits sei durch neue Umweltvorschriften hoch.

Kurzfristig erwarten die Unternehmen keine signifikante Verbesserung: »Unsere High-Tech-Branche mit ihren über 65.000 Beschäftigten hat die Talsohle der Auftragseingänge noch nicht erreicht«, so Nürnberg weiter. Er hat aber auch Hoffnung: »Ein Silberstreif am Horizont ist zu erkennen. Das liegt zum einen an der Flexibilität der Schiffbau- und Offshore-Zulieferer, zum anderen an den sich jetzt abzeichnenden guten Konjunkturdaten aus dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau.«

Der Maschinenbau insgesamt hat jüngst seine Prognose für die reale Maschinenproduktion 2017 auf +3% erhöht. Davon sei der maritime Bereich allerdings weit entfernt. Zwar ist der Umsatz im vergangenen Jahr nur leicht auf 11,1Mrd. € gesunken, dem steht aber ein signifikanter Rückgang im Auftragseingang von 14% gegenüber. »Auch für 2017 können wir für die gesamte Branche keine deutliche Besserung erkennen«, sagte Nürnberg. Eher zeichne sich ein erneuter Rückgang im Auftragseingang ab, auf dem Niveau von 2016.

Einzelne maritime Märkte und Segmente blicken dem VDMA zufolge jedoch durchaus positiv voraus: Im Bereich der Fährschiffe bestehe kurz- und mittelfristig große Nachfrage, weil unter anderem Umweltanforderungen in Küstengewässern immer strenger würden. Der Kreuzfahrtmarkt wächst ebenfalls, auch die Marine bleibt ein wichtiges Geschäft für die VDMA-Mitglieder.

Bei Systemen und Komponenten aus der Elektrotechnik gebe es ebenfalls positive Anzeichen, die im Rahmen der fortschreitenden Automatisierung enorme Bedeutung hätten. »Mittelfristig werden sich hoffentlich die erfreulichen Konjunkturentwicklungen des Maschinenbaus auch auf den gesamten maritimen Bereich positiv auswirken«, betonte Nürnberg.

Eingebrochen ist das Offshore-Geschäft, bedingt durch den noch immer niedrigen Ölpreis. Das zeigt sich auch am anteiligen Verlust der Meerestechnik im VDMA-Geschäft, die zugunsten des Marine-Marktes abnahm. Die Entwicklung schlägt sich auch auf die Kundenstruktur nieder, die Verträge in Südostasien etwa nehmen ab, weil aus Ländern wie Singapur, Indonesien und Malaysia in der Vergangenheit einige Offshore-Aufträge kamen.

Helfen würden den Zulieferern prinzipiell neue Regularien, die Umrüstungen in der Flotte nötig machen. Ein Beispiel ist die Ballastwasserkonvention, die jetzt allerdings verschoben wurde, was europäische Industrieverbände zu harscher Kritik veranlasste (siehe Seite 56/57). Nürnberg zeigte sich hingegen konsensorientiert: »Uns helfen neue Vorschriften, ja, aber wir haben auch Verständnis dafür, dass die Kundenseite nicht überfordert werden sollte.«

Sorgen bereitet den Unternehmen der Trend, dass von den wenigen Neubauten, die es überhaupt gibt, viele mit asiatischer Finanzierung realisiert werden. »In solchen Fällen wird oft auf »local content«, also asiatische Zulieferer Wert gelegt«, sagte Nürnberg. Eigene Finanzierungsmodelle seien nicht nur deshalb für die zulieferer unabdingbar.

Unterdessen konsolidiert sich der Schifffahrtsmarkt weiter. »Die wachsenden digitalen Möglichkeiten gilt es, intelligent im Zusammenspiel zwischen Betreibern, Werften, Zulieferern und darüber hinaus zu nutzen«, erläuterte Nürnbergs Vorstandskollege Martin Johannsmann. »Branchenübergreifend voneinander zu lernen« sei dabei die Devise der Komponenten- und Systemanbieter, deren Lösungen nicht nur im Schiffbau, sondern auch im angrenzenden maritimen Umfeld wie Logistik, Hafentechnik und Energie gefragt sind.

Zum Erreichen der Klimaziele und zur Verbesserung der Umweltbilanz von Schiffen werden nach Ansicht des VDMA alternative Kraftstoffe eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Daher fordert der Verband den Einstieg in eine »maritime Energiewende«. Ein weiterer Fokus wird auf die Instandhaltung gelegt. In einer ersten VDMA-Studie konnte den Angaben zufolge festgestellt werden, dass gerade erfolgreiche Unternehmen im After-Sales-Geschäft den Schwerpunkt auf Maßnahmen aus dem Themenfeld Industrie 4.0 legen, nämlich Remote Services und Condition-Based Maintenance sowie die Steuerung der Services über Management-Informationssysteme.