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Trotz der schwierigen globalen Lage im Schiffbau und regionalen Unterschieden bleibt die Zahl der Arbeitsplätze auf deutschen Werften stabil. Die IG Metall Küste warnt aber vor einem Verlust von Know-how in der Konstruktion.

Trotz eines Personalabbaus in einzelnen Unternehmen ble[ds_preview]ibt die Zahl der Beschäftigten auf den deutschen Werften mit 15.795 (Vorjahr: 15.885) insgesamt weitgehend stabil. Positiv hat sich die Beschäftigung in den vergangenen zwölf Monaten in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, negativ in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein entwickelt.

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Für das nächste Jahr erwarten die Betriebsräte der 38 erfassten Werften den Aufbau von mehr als 460 Arbeitsplätzen. Das geht aus einer Befragung der Bremer Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS) im Auftrag der IG Metall Küste hervor.

Tiefstand bei zivilen Aufträgen

»Für Arbeit auf den Werften sorgen weiterhin Kreuzfahrtschiffe, Yachten und Fähren sowie der Marineschiffbau«, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Obwohl beispielsweise im Superyacht-Markt der Boom vorüber sei, könnten Deutsche Akteure sich hier derzeit besser behaupten als beispielsweise niederländische. Beim Auslastungshorizont zeigt sich bei vielen Werften eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.

»Um die langfristige Auslastung zu sichern, sind allerdings mehr Aufträge nötig. Mit 16 Aufträgen im zivilen Bereich innerhalb der vergangenen zwölf Monate ist ein neuer Tiefstand erreicht.« Aufgrund von Auslastungsschwankungen werde Kurzarbeit auch wieder deutlich häufiger genutzt als in den Vorjahren.

Verlust von Kernkompetenzen durch Auslagerung?

Auffällig ist, dass der Anteil der Beschäftigten im Ingenieursbereich zurückgeht und parallel die Leiharbeit in Konstruktion und Entwicklung steigt. »Die Unternehmen verlieren dadurch ihre Kernkompetenzen. Besonders drastisch zeigt sich das an der von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) angekündigten Schließung des Standortes Emden, an dem überwiegend Ingenieure arbeiten«, sagte Bezirksleiter Geiken.

Er kritisierte mit scharfen Worten, dass das TKMS-Management die Einladung des Niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies zu einem Runden Tisch am Donnerstag ausgeschlagen hatte. »Wenn ein Betrieb, der durch den Marineschiffbau nicht unwesentlich von öffentlichen Mitteln lebt, sich weigert, mit dem Minister zu sprechen, kann man das eine Frechheit nennen«, sagte er.

Wenig Befristungen und Leiharbeit

Die Ausbildungsquote von 6,5 % auf den Werften ist der IG Metall zu niedrig. Im Vergleich zu anderen Branchen sei sie aber weiterhin verhältnismäßig hoch. Eine Quote von 8 % wäre laut Geiken nötig, um der demografischen Entwicklung langfristig zu begegnen.

Positiv sei, dass die Auszubildenden bis auf wenige Ausnahmen in eine Festanstellung übernommen würden. Das trage zu einer insgesamt ausgewogenen Altersstruktur bei. Der Schiffbau sei auch dank der überwiegend guten tariflichen Bedingungen attraktiv. Das zeige die hohe Zahl an Bewerbern je Ausbildungsplatz.

Werftengruppen gewinnen an Bedeutung

Die Werftengruppen gewinnen in Deutschland weiter an Bedeutung. In den fünf größten Konzernen – TKMS, Meyer, Genting/MV Werften, Lürssen und German Naval Yards – arbeiten mehr als 80 % der Beschäftigten. Die meisten Werften gehören zur Lürssen-Gruppe aus Bremen. Sie hat Standorte in allen norddeutschen Bundesländern.

Insgesamt arbeiten in der maritimen Wirtschaft 88.000 Menschen. Darin eingerechnet sind Beschäftigte auf Werften (mit Leiharbeitern und Werkvertragsbeschäftigten) sowie bei Zulieferern.