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Die Norddeutsche Reederei H. Schuldt könnte den Großteil ihrer Flotte verlieren. Für 35 Schiffe einschließlich des Shipmanagements wurde offenbar ein Bieterverfahren eingeleitet.

Die hsh portfoliomanagment AöR, die »faule« Kredite aus dem ehemaligen Bestand der HSH Nordbank verwa[ds_preview]ltet, hat nach Informationen der HANSA ein Bieterverfahren für 35 Schiffe aus dem bisherigen Bestand der Reederei Norddeutsche Reederei H. Schuldt sowie für deren Bereederung eingeleitet. Das wäre ein gewaltiger Aderlass für die Reederei von Bernd Kortüm, der rund drei Viertel seiner Schiffe verlieren würde. Die Boston Consulting Group (BCG) soll mit dem Verfahren beauftragt worden sein.

H. Schuldt, KortümDie Geschichte der Norddeutsche Reederei H. Schuldt reicht weit zurück bis ins Jahr 1868. Seit Anfang des Jahrtausends gehört sie zur Unternehmensgruppe Norddeutschen Vermögen von Bernd Kortüm, Mitte 2007 kam noch die in Rendsburg ansässige Reederei Karl Schlüter dazu.

Für Schlagzeilen hatte zuletzt Ende 2016 ein gewaltiger Schuldenerlass der HSH Nordbank für Kortüm in Höhe von 547 Mio. € gesorgt. Kortüm selbst hatte sich wenig später eine Yacht für 8 Mio. $ gekauft und dies anschließend als »Schnäppchen« bezeichnet, wie vielerorten nachzulesen war. Die Wellen schlugen hoch – in Schifffahrts- und Bankenkreisen, aber auch im Hamburger Rathaus und in Kiel bei der Landesregierung.

Inzwischen hat die Landesbank HSH dem Reeder Heinrich Schoeller mit 800 Mio. $ einen weit größeren Schuldenschnitt gewährt. Und auch der Rückkauf der insolventen Rickmers-Gruppe durch den früheren Alleinaktionär Bertram Rickmers als Minderheitsgesellschafter in einem Konsortiums mit Zeaborn könnte noch Fragen aufwerfen. Doch der Name Kortüm »überstrahlte« bislang in der Debatte, bis hinein in die hohe Politik, alle anderen Fälle.

Nun wird ein Käufer für den größten Teil der Flotte gesucht, dem Vernehmen nach auf Drängen der AöR. Die fraglichen 35 Schiffe sollen nach dem Schuldenschnitt durch die HSH in das Portfolio der Abwicklungsanstalt übergegangen sein. Auf Nachfrage der HANSA wollte die AöR den Fall weder kommentieren noch weitere Details nennen.

47 Schiffe im Wert von 685 Mio. $

Der Branchendienst VesselsValue listet aktuell noch 47 Schiffe im Bestand der Norddeutschen Reederei H. Schuldt auf, darunter 2 Bulker (Handymax 28.000 dwt + Supramax 57.000 dwt) sowie 45 Containerschiffe von 1.200 TEU bis 8.800 TEU mit einer Gesamtkapazität von 226.500 TEU. Der Marktwert dieser Flotte liegt demnach bei einem durchschnittlichen Alter von 9 Jahren bei rund 685 Mio. $ (davon 17 Mio. $ für die beiden Bulker), der Schrottwert immerhin noch bei 396 Mio. $. Vor drei Jahren (2014) waren es noch 70 Schiffe.

AöR, AoeRDie AöR als Abwicklungsanstalt für die Problemkredite der HSH Nordbank verwaltet ein Forderungsvolumen von nominell 4,1 Mrd. €, das im Sommer 2016 übernommen wurde. Der Kaufpreis für die damals mit 253 Schiffen besicherten Kredite lag jedoch bei lediglich 2,4 Mrd. €, der Differenzbetrag war aus der Ländergarantie der Gesellschafter Hamburg und Schleswig-Holstein ausgeglichen worden.

Ende 2016 lag der Buchwert bei nur noch knapp über 2 Mrd. € mit Forderungen gegenüber 157 Kreditnehmern und 243 Schiffen. Die AöR hatte aufgrund der hohen Risikovorsorge für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 einen Fehlbetrag von –505 Mio. € ausweisen müssen.