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In einem seiner eher seltenen Interviews hat sich Investor Klaus-Michael Kühne zum millionenschweren Engagement bei Hapag-Lloyd bekannt. Mehr noch: Kühne hat Fantasien.

»Wir haben allerhand Ideen, die wir gerne umsetzen würden«, so Kühne. Er habe, so bekennt er in einem Interview[ds_preview] mit dem Handelsblatt, zwischenzeitlich durchaus mit einem Ausstieg geliebäugelt. Aber: »Für uns ist das Seefrachtgeschäft die Nummer eins. Wir können uns vorstellen, das Engagement bei Hapag-Lloyd weiter auszubauen«, lässt sich der Logistik-Patriarch zitieren.

Aber er stellt auch Forderungen: Hapag-Lloyd habe in den vergangenen neun Jahren nie eine Dividende gezahlt. »Das ist bedauerlich und hat unsere Gesamtrendite geschmälert.« Zum Glück sei Kühne + Nagel so kraftvoll, dass dies alles andere überstrahlt habe.

Kuehne, Kühne
Klaus-Michael Kühne (Foto: Logistik heute)

Kühne war 2008 zur Rettung herbeigeeilt, als im Jahr der Lehman-Pleite das Schicksal von Hapag-Lloyd am seidenen Faden hing. Seit 2009 hat er dem Vernehmen nach mehr als 1 Mrd. € investiert. Seit dem Ausstieg von TUI vor wenigen Wochen hält er über Kühne Maritim 17,15% der Anteile an Hapag-Lloyd. Zuletzt wurden für 163 Mio. € Aktien zugekauft. Nach CSAV (22,6%) ist er damit zweitgrößter Gesellschafter der deutschen Linienreederei. Zuvor waren es 14,1%.

Der Kauf vor nunmehr neun Jahren sei aus zwei strategischen Überlegungen heraus erfolgt. »Wir wollten einerseits die größte deutsche Reederei im Land halten. Zum anderen sicherten wir uns dadurch einen Partner für Kühne + Nagel.« Man glaube an die aktive Rolle von Hapag-Lloyd bei der Konsolidierung in der Branche. Die Reederei habe durch die Übernahme von CSAV und danach von UASC einen gut strukturierten Schiffspark erhalten und sei bereits deutlich effizienter geworden.

Wachsende Transportmenge

Die Transportmenge war in den ersten sechs Monaten 2017 um 14 % auf 4,22 Mio. TEU gestiegen. Darin waren etwa 250.000 TEU (199 Mio. €) der UASC-Gruppe enthalten. Die Umsatzerlöse stiegen um 732,8 Mio. € auf 4,5 Mrd. € (Vorjahr: 3,8 Mrd. €). Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 360,4 Mio. € – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (196,7 Mio. €) fast eine Verdopplung. Das EBIT stieg von -39,7 auf +87,3 Mio. €. Das Konzernergebnis sei zwar weiter negativ, schmolz mit -46,1 Mio. € allerdings um rund zwei Drittel ab (Vorjahr: -142,1 Mio. €).

Andererseits drohten neue Gefahren: Die fortschreitende Digitalisierung und der Vormarsch des 3D-Druckers könnten künftig die Frachtmengen reduzieren. Kühne + Nagel rechnet selbst mit einem Rückgang beim Frachtaufkommen um 10% bis 20%. Das Unternehmen werde mit der Konzentration auf aussichtsreiche Wachstumsbranchen gegensteuern. Dazu zählten Transporte verderblicher Güter wie Lebensmittel und Blumen, aber auch von Pharmaprodukten. Dies alles könne man durch die Digitalisierung nicht ersetzen.