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Nach langen politischen Verhandlungen ist der Streit um die französische STX-Werft beigelegt: Frankreich und Italien wollen im Marine-Schiffbau kooperieren, Fincantieri übernimmt 51% der Werft in St. Nazaire.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron höchstselbst verkündete jetzt die[ds_preview] Einigung in einem industriepolitischen Streit, der diplomatische Verstimmungen hervorgerufen hatte.

Emmanuel Macron in July 2017
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

Nachdem es bereits einige Einigung der italienischen Staatswerft mit der ehemaligen französischen Regierung unter Francois Hollande gegeben hatte, wonach Italien sogar 55% an STX bekommt, hatte die Regierung Macron dies nach ihrem Wahlsieg torpediert und die Werft »vorübergehend verstaatlicht«. Begründet wurde dies mit »nationalen strategischen Interessen«.

Tiefgreifende Kooperation geplant

Offiziell hält Fincantieri künftig 50% der Anteile, der französische Staat 34,34%, die staatliche Naval group (ex-DNCS) 10%, STX-Mitarbeiter 2% und lokale Zulieferer der Werft weitere 3,66%. Damit die Italiener die effektive Kontrolle übernehmen können, »verleiht« Paris 1% der Anteile, die jedoch wieder zurückgezogen werden können, wenn Fincantieri seine Verpflichtungen für Arbeitsplätze nicht einhält.

Zentraler Bestandteil der politischen Einigung ist die Einsetzung einer Expertengruppe.

Monfalcone, Fincantieri
Die Fincantieri-Werft in Monfalcone (Foto: Fincantieri)

Sie soll Möglichkeiten zur Kooperation im Marine-Schiffbau zwischen Frankreich und Italien untersuchen. Die Regierungen hoffen, bis Juni 2018 einen europäischen Schiffbau-Giganten formen zu können, heißt es bei der Nachrichtenagentur reuters.

In einem gemeinsamen Statement begrüßten Fincantieri und die Naval Group die Einigung ausdrücklich. Die neue Eignerstruktur sei ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer grenzüberschreitenden Kooperation. »Wir haben bereits erfolgreich bei den Marine-Projekten »Horizon« und »FREMM« zusammengearbeitet und sehr der weiteren Zukunft zuversichtlich entgegen«, ließen sich Naval-CEO Hervé Guillou und Fincantieri-Chef Guiseppe Bono zitieren.

STX France war seit 2008 mehrheitlich im Besitz der südkoreanischen STX Offshore & Shipbuilding, die jedoch durch die globale Schiffbaukrise schwer angeschlagen ist. Ursprünglich hatten drei Unternehmen Interesse an STX France signalisiert. Neben Fincantieri waren das dem Vernehmen nach auch die Damen Group (Niederlande) und DCNS. Ein verbindliches Kaufangebot hatte im Dezember 2016 allerdings nur Fincantieri vorgelegt – angeblich über rund 100 Mio. €.

Spekulationen um China und MSC

Die ursprüngliche Vereinbarung hatte lediglich 48% der Anteile für Fincantieri vorgesehen, weitere 7% sollte der italienische Investor Fondazione CR Trieste übernehmen. 45% der Aktien wären in französischer Hand geblieben – das war Macron offenbar zu wenig.

Fincantieri, STX, Meyer Werft
Quelle: Agentur für Struktur- und Personalentwickung (AgS) / IG Metall Küste

Nach Spekulationen in französischen Medien ging es möglicherweise darum, die STX-Anteile der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises zuzuspielen. Macrons Stabschef, Alexis Kohler, war bis zur Präsidentschaftswahl Finanzchef bei MSC. Fincantieri wollte mit der Übernahme zur eindeutigen Nr. 1 im Kreuzfahrt-Schiffbau werden. Ein anderes Argument: Durch Fincantieris Joint Venture und die Ambitionen in China soll verhindert werden, dass französisches Know how abfließt.