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Auf einem Teil der Maasvlakte 2 in Rotterdam soll ein Zentrum für den Umschlag von Offshore-Komponenten entstehen. Der Auftrag für die wasserbaulichen Aktivitäten ging an das Konsortium PUMA, bestehend aus Van Oord und Boskalis.

Nachdem die 2013 offiziell eröffnete Maasvlakte 2, eine rund 2000ha große Erweiterungsfläche des Rotterdamer Hafens, zunächst hauptsächlich für den Containerumschlag[ds_preview] genutzt wurde, rückt nun das Offshore-Geschäft verstärkt in den Fokus. Nach Angaben der Niederländer soll auf dem nördlichen Teil des Geländes im Binnensee des Prinses Alexiahavens das Hauptaugenmerk auf die Bereiche Windenergie im Meer, Decomissioning (Zerlegung von Öl- und Gasplattformen) sowie das Öl- und Gasgeschäft gelegt werden. Unternehmen sollen mit ihren Aktivitäten wie Bau, Montage, Schwerlastaufgaben, Logistik und (De)mobilisierungen zusammenarbeiten.

Bisher lag der Schwerpunkt der Offshore-Aktivitäten in Rotterdam im Bereich des Botlek. Durch die Ansiedlung des neuen Zentrums direkt am Meer an tiefem Fahrwasser könnten Tätigkeiten nunmehr gebündelt werden und Unternehmen voneinander profitieren, so die Idee.

Die Errichtung von Windparks im Meer sei ein enormer Wachstumsmarkt, bekräftigt Port of Rotterdam. Alleine vor der niederländischen Küste würden in den nächsten Jahren fünf der weltweit größten Windparks gebaut. »Für die Anlegung und Wartung dieser Parks ist ein spezialisiertes Hafengebiet erforderlich. Dies möchten wir gerne bieten«, sagt Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs, der auch auf dem Gebiet des Decommissioning in den kommenden Jahren gute Chancen sieht. Mit dem neuen Offshore-Hub könne man diese Entwicklung nun rechtzeitig aufgreifen und das voraussichtliche Wachstum im Offshore-Bereich an Rotterdam binden.

Premiere für Schneidsaugbagger

Port of Rotterdam hat die Arbeitsgemeinschaft PUMA, bestehend aus den beiden niederländischen Unternehmen Koninklijke Boskalis Westminster (Boskalis) und Van Oord, mit den wasserbaulichen Maßnahmen beauftragt. Insgesamt sollen rund 7Mio. m3 Sand aus dem Meer und aus Hafenbecken gewonnen und die Zufahrt zum Alexiahaven vertieft werden. Der Deal ist Teil des Baus der Maasvlakte 2, mit dem PUMA ebenfalls beauftragt worden war.

Van Oord setzt die Saugbagger »Volvox Olympia« und »Rotterdam« ein. Derzeit ist zudem der im Jahr 2012 abgelieferte Multicat »Cronos« aktiv, der in vorderen Bereich mit einem 340-t-Kran und achtern mit einem 80-t-Kran ausgestattet ist. Boskalis führt seine Aktivitäten mit dem Saugbagger »Strandway« aus. Zudem feiert die neue »Helios« Premiere bei diesem Projekt. Der Schneidsaugbagger wurde dem Unternehmen erst im Juli dieses Jahres übergeben. Mit einer Länge von 152m und einer Breite von 28m ist es das nach Angaben des Betreibers größte und stärkste Schiff dieses Typs, das Boskalis jemals entwickelt hat.

Die von Bureau Veritas klassifizierte selbstangetriebene Einheit wurde bei IHC Holland endausgerüstet, nachdem der Rumpf auf der Werft Uljanik Brodogradiliste in Kroatien gefertigt worden war. Sie kann für Baggerungen in Tiefen zwischen 6 und 35m eingesetzt werden.

Der Neubau hat eine Gesamtleistung von fast 24.000 kW, seine Pumpleistung liegt bei 15.600 kW, während der Schneidkopf eine Leistung von 7.000 kW erbringt. Mit diesen Eigenschaften sei er prädestiniert für extrem harte Böden. Die Schneidemaschine hat ein Gewicht von mehr als 2.000t, damit sei sie die schwerste der Welt, so Boskalis. Die Baggerprozesse laufen vollautomatisch ab und werden zentral kontrolliert.

Das Schiff erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 11,5kn und bietet Platz für 45 Personen. Damit könne es weltweit auch an abgelegenen Orten eingesetzt werden, sagt Boskalis. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben um das Jahr 2020 eine Schwester der »Helios« in Betrieb nehmen.

Bereits 25 Interessenten

Das Aufspülen des neuen Hafengeländes für das Offshore Center soll am Ende dieses Jahres abgeschlossen werden, bevor Mitte 2018 mit dem Bau der Kaimauern begonnen werden soll. Für die neuen Firmen stehen im Endausbau dann etwa 70ha an Flächen bereit. Man wolle möglichst schnell mit der Fertigstellung der ersten 30ha beginnen. Gleichermaßen soll die Konstruktion von zunächst 600m Schwerlasttiefseekai in Angriff genommen werden, so Port of Rotterdam. Es werde angestrebt, dass die ersten Unternehmen im Laufe von 2019 den Betrieb aufnehmen könnten. Das Offshore Center könne bei Bedarf um weitere 40ha und 1.000m Kaimauer erweitert werden.

Rund 25 Unternehmen haben nach Auskunft von Port of Rotterdam bisher ihr Interesse bekundet, Namen wollen die Niederländer freilich noch nicht preisgeben. Man habe sich am Markt umgehört und ein hohes Interesse für einen solchen Ort im Hafen Rotterdam wahrgenommen. Die große Zahl der interessierten Unternehmen würde das Vorhaben bestätigen, das neue Offshore Center, das erste dieser Art in Europa, auf der Maasvlakte 2 anzulegen.

Ohnehin passe der Bau sehr gut in die Strategie des Hafenbetriebs, das Rotterdamer Cluster von Unternehmen im Offshore- und Maritimsektor weiterzuentwickeln. Es gelte, die Kenntnisse auf einem hohen Niveau zu halten und neue Wirtschaftsaktivitäten für Stadt und Hafen hinzuzubekommen, unterstreichen die Niederländer wichtige Zielsetzungen für die Zukunft.


Thomas Wägener