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Der Hamburger Versicherungsmakler, künftig ein zugelassener Lloyd’s Broker, will das Geschäft ausbauen. Von Michael Hollmann

Der Schiffsversicherungsmakler Marine Assekuranz erhofft sich deutliche Wettbewerbsvorteile durch den direkten Zugang zum Versicherungsmarkt Lloyd’s of London, wo ein erheblicher[ds_preview] Anteil des weltweiten Transportversicherungsgeschäfts gezeichnet wird. Seit einigen Wochen verfügt die Firma mit Sitz in der City Süd in Hamburg über ihre Beteiligung an der Gesellschaft »Martens & Prahl International« über den Status eines zugelassenen Lloyd’s-Brokers.

Somit kann sich das Unternehmen bei der Platzierung von Risiken bei Lloyd’s-Syndikaten künftig den Umweg über einen zugelassenen Co-Broker sparen. Das verringert Aufwand und Kosten in dem unter hohen Preisdruck stehenden Schiffsversicherungsgeschäft. Erste kleine Geschäfte sollen schon in Kürze direkt platziert werden, zum Beispiel Kriegsrisikodeckungen für Schiffe, die zu relativ geringen Prämien gehandelt werden.

»Indem wir direkt in den Markt gehen, können wir bestimmte Massengeschäfte vereinfachen. Die Kette wird kürzer«, erklärt Michael Hogger, der seit Anfang August die Geschäftsführung bei Marine Assekuranz verstärkt. »Das bedeutet für uns weniger Aufwand, für den Kunden eine Preisersparnis, und für den Versicherer wird es auch attraktiver.«

Die sonst anfallende zweite Courtage für den Lloyd’s-Co-Broker falle dann weg bzw. bleibe im Unternehmen, »so dass man sehen kann, wie man das Produkt für den Kunden günstiger macht.« Gerade kleinere Versicherungsgeschäfte im Seekaskobereich wie die Kriegsrisikodeckung müssten angesichts des niedrigen Prämienniveaus »schlanker« organisiert werden.

Bei dem doppelten Dokumentationsaufwand für die Zeichnung von Policen im Lloyd’s-Markt gehe die Maklercourtage manchmal fast allein für das Konvolut von Papier und Akten drauf, formuliert es Hogger überspitzt. Auch für andere Seeversicherungsmakler steht das Thema Kosteneffizienz ganz oben auf der Agenda.

Die chronisch niedrigen Prämien in dem Sektor, an denen sich ihre Vergütung bemisst, drücken genauso auf die Ertragslage wie die stark rückläufige Flotte in Deutschland. Angesichts der vielen Schiffsverkäufe und Verwertungen seitens der Schiffsbanken sei die Krise nun auch bei den Dienstleistern der Reedereien voll angekommen. »Die Probleme sind lange bekannt. Schon vor sechs Jahren hätte jeder wissen müssen, was passieren wird«, so Hogger, der vor seinem Eintritt bei Marine Assekuranz bis Ende 2016 als Marine Practice Leader Deutschland für Marsh tätig war.

Mit der Maklergruppe Martens & Prahl als Gesellschafter im Rücken und einem gemischten, stark international ausgerichteten Kundenstamm sei die Marine Assekuranz selbst in einer stabilen Verfassung, erklärt Thomas Hackmann, ebenfalls Geschäftsführer und zudem Minderheitsgesellschafter der über 30 Jahre alten Firma mit insgesamt 16 Angestellten. Das Geschäftsaufkommen liege immer bei rund 30Mio. € Prämienvolumen pro Jahr, die betreute Flotte von See- und Binnenschiffen bei über 700 Einheiten. Der Kundenstamm setze sich je zur Hälfte aus deutschen und ausländischen Schiffseignern zusammen.

Neben möglichen Kosteneinsparungen sieht Hackmann noch andere gewichtige Vorteile einer Lloyd’s-Zulassung. »Wir kriegen Zugang zu neuen Produkten und zu den Gedanken der Underwriter, die diese Produkte erst noch entwickeln. Als Teil von Lloyd’s bekommen wir die neuen Trends ungefiltert zu sehen«, so Hackmann. Der Informationsvorsprung könne ein entscheidender Faktor im Wettbewerb sein.

Auch sei Marine Assekuranz damit in der Lage, an anderen Standorten von Lloyd’s im Ausland direkt Risiken zu platzieren – in Singapur oder in Dubai. Außerdem gelte der Status als Lloyd’s-Broker als eindeutiges Qualitätsmerkmal. »Das wird im Ausland noch viel stärker wahrgenommen als hier.«

Hackmann zufolge begann der Prozess bereits im Juni 2016 mit einer Anfrage seitens der britischen Versicherungsbörse an die Maklergruppe Martens & Prahl, die heute die Mehrheit der Anteile an der Marine Assekuranz hält. Der Vorschlag zur Zertifizierung der Gruppe als einer der ganz wenigen Lloyd’s-Broker, die in Deutschland und nicht in London verwurzelt sind, entsprang dem Eigeninteresse: Den Briten geht es darum, ihre Marktposition im globalen Geschäft – Non-Marine und Marine – durch Anbindung neuer Partner zu behaupten. »Wir besprachen das im kleinen Kreis innerhalb der Gruppe und waren sofort dafür. Gerade für uns als Marine Assekuranz war klar, dass wir diese Chance nutzen müssen«, erklärt Hackmann.

Allerdings erwies sich der Zulassungsprozess angesichts hoher administrativer Hürden als langwieriger als geplant. Statt einigen Monaten dauerte es schließlich zehn Monate, bis die Hamburger im Juni dieses Jahres endlich die Lloyd’s-Urkunde in der Hand hielten. Für den Co-Broker-Status gründete Marine Assekuranz zusammen mit Martens & Prahl die Gemeinschaftsfirma Martens & Prahl International. Dort ist Hackmann ebenfalls Geschäftsführer und Hogger für das Broking zuständig.

Neben dem Transportgeschäft der Marine Assekuranz soll die Firma auch andere Spezialrisiken von Martens & Prahl bei Lloyd’s platzieren. Die Herausforderungen bei der Zertifizierung lagen in drei Bereichen. Zum einen mussten die Hamburger fünf Lloyd’s-Syndikate per »Terms of Business Agreement« für eine Zusammenarbeit gewinnen. Zweitens mussten die Compliance-Anforderungen von Lloyd’s in einem eigenen Regelwerk verankert werden. Und drittens mussten die Schnittstellen zur Prämien- und Schadensregulierungsplattform Xchanging eingerichtet werden, über die alle Lloyd’s-Geschäfte abgewickelt werden.

Die Anpassung an diesen technischen Standard nahm Hackmann zufolge die meiste Zeit in Anspruch. »Trotzdem finden wir es gut, dass Lloyd’s stark standardisiert ist, weil es so niemandem möglich ist zu tricksen.« Eine Veruntreuung von Prämien und Schadenszahlungen, wie sie bei Maklerpleiten in Deutschland eine Rolle gespielt haben soll, werde dadurch ausgeschlossen.

Neben der Lloyd’s-Zertifizierung hat sich Marine Assekuranz im vergangenen Jahr noch mit einer zweiten Zulassung beschäftigt: als Versicherungsmakler in Jordanien. Wichtige Kunden der Firma sitzen im arabischen Raum, und mit der Zulassung in Jordanien könne man an anderen wichtigen Plätzen in der Region wie Dubai ebenso Versicherungsgeschäfte vermitteln.


Michael Hollmann