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Scharfe Konkurrenz und sinkende Schiffswerte drücken Umsätze der Transportversicherer weiter nach unten.

Für die Schiffs- und Warenversicherer bleibt das Marktumfeld sehr angespannt. So sind die weltweiten Umsätze in der Transportversicherung laut der[ds_preview] aktuellen Jahresstatistik der International Union of Marine Insurance (IUMI) im Jahr 2016 weiter stark gefallen, obwohl die Schadensrisiken nicht kleiner geworden sind. Die Zahlen stellt der Interessensverband der Branche Mitte September auf seiner Jahreskonferenz in Tokio vor.

Danach sackten die Prämieneinnahmen quer über alle Sparten (Seekasko, Warentransport, Schiffshaftpflicht, Offshore/Energy) im vergangenen Jahr weltweit um 9% auf 27,5Mrd. $. Damit hält der Abwärtssog unvermindert an. Schon im Jahr davor hatte es einen Rückgang um 9,5% gegeben. Die IUMI führt die anhaltende Schwäche auf drei Faktoren zurück: hohe Versicherungskapazitäten mit entsprechendem Druck auf die Prämienraten, sinkende Versicherungswerte bei Schiffen und Offshore-Anlagen sowie die Stärke des US-Dollars.

Bei der Umrechnung der Prämieneinnahmen in Dollar kommt es währungsbedingt zu Einbußen, weil vor allem ein Großteil des Warentransportgeschäfts in lokalen Währungen gezeichnet wird. Für Seekasko und Offshore spielen Währungseffekte aber kaum eine Rolle, da die Geschäfte ohnehin überwiegend auf Dollarbasis gezeichnet werden. Die Statistikexpertin der IUMI, Astrid Seltmann vom norwegischen Versicherungsverband Cefor, beklagte ein »zunehmendes Missverhältnis zwischen den Einnahmen und den Verpflichtungen der Transportversicherer, große Schäden abzudecken.« Diese Schieflage nehme angesichts des Größenwachstums von Schiffen und der steigenden Konzentration von Warenwerten in den Häfen weiter zu.

In der Seekaskoversicherung allein brach das Prämieneinkommen Seltmann zufolge um 10% auf rund 7Mrd. $ ein, wobei Großbritannien mit Lloyd’s of London und dem Londoner Company Market nach wie vor den wichtigsten Platz einnimmt – Marktanteil: 22,7%. Obwohl die Schadensentwicklung eher gedämpft war, dürfte es für das Marktsegment wieder mal nicht für einen Überschuss gereicht haben. Zwar lag die Bruttoschadenquote für das Zeichnungsjahr 2016 per Anfang dieses Jahres bei knapp unter 50%, doch durch Nachmeldungen von Schäden und Kostenzuwächse dürfte sich die Quote bei einem typischen Verlauf noch auf über 70% verschlechtern. Für das Zeichnungsjahr 2015 ist sie von einem ähnlichen Niveau aus per heute bereits auf rund 75% gestiegen. Unter Berücksichtigung von Akquisitions-, Kapital- und Verwaltungskosten bliebe für die Seekaskoversicherer dann unterm Strich kein Gewinn in der Kasse.

Einen deutlichen Schadensanstieg verzeichnet auch die Warentransportversicherung für die Jahre 2014 und 2015. Grund dafür ist die Zunahme von Claims in Zusammenhang mit der Hafenexplosion im chinesischen Tianjin im August 2015. Die Bruttoschadenquote für 2015 ist nach IUMI-Schätzung auf über 80% gestiegen, für 2014 sieht es nur unwesentlich besser aus. Damit handelt es sich um die schwärzesten Jahre für die Warentransportversicherung seit der Jahrtausendwende. Die Entwicklung für das Zeichnungsjahr 2016 sah zunächst vielversprechend aus, doch ist davon auszugehen, dass die Wirbelstürme »Harvey« und »Irma« zu erheblichen Warenschäden geführt haben, die unter 2016er Policen abzurechnen sind.

IUMI-Präsident Dieter Berg (Munich RE) schwor die Branche auf anhaltend schwierige Rahmenbedingungen ein. Er warnt, dass die Digitalisierung der Geschäftsprozesse zu Lasten der Versicherer-Margen gehen werde. Demzufolge müsse es darum gehen, Geschäftsmodelle zu erweitern und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen, so Berg.


Michael Hollmann