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Nach dem Untergang eines Massengutfrachters in Südostasien rufen Behörden und Versicherer zu erhöhter Sorgfalt bei den Ladeprozessen in den Häfen auf

Bislang ist nicht geklärt, warum der Supramax-Bulker »Emerald Star« Mitte Oktober bei Sturm in der Philippinensee gesunken ist. Möglicherweise[ds_preview] wird das Marine Department des zuständigen Flaggenstaats Hongkong die Ursache auch nie genau ergründen. Einige Indizien deuten jedoch darauf hin, dass das Schiff der in Dubai ansässigen Handelsgesellschaft Tradeline aufgrund von Problemen mit der Ladung die Stabilität verloren haben könnte.

Der 2010 gebaute Massengutfrachter befand sich mit 55.000 t Nickelerz des indonesischen Exporteurs PT Antam an Bord auf dem Weg nach Nordchina, als er am 12. Oktober in einen Tropensturm geriet und offenbar binnen kurzer Zeit in den Fluten versank. 16 Seeleute der 26-köpfigen indischen Crew konnten von vorbeifahrenden Schiffen gerettet werden, zehn gelten weiter als vermisst.

Nickelerz gilt als riskantes Frachtgut in der Schifffahrt, weil das Mineral bei erhöhtem Feuchtigkeitsgehalt unter Einwirkung des Seegangs seinen Zustand von fest in zähflüssig verändern kann. Durch das Hin- und Herrollen der Ladung unter Deck können Bulker rasch die Stabilität verlieren und kentern.

Laut dem im Juli veröffentlichten »Bulk Carrier Casualty Report« des Reedereiverbands Intercargo in London gehen neun Untergänge von Massengutfrachtern im Zeitraum von 2007 bis 2016 auf verflüssigte oder instabile Ladungen zurück. Dabei kamen dem Bericht zufolge über 100 Seeleute ums Leben.

Schon kurz nach dem jüngsten Schiffsunglück reagierte die Seeschifffahrtsbehörde von Hongkong mit einer Warnung an Reedereien, sich bei der Beförderung von Nickelerz streng an die Vorgaben des internationalen Codes für die Beförderung von Schüttgut über See (IMSBC) zu halten. Aufgrund der klimatischen Bedingungen seien entsprechende Verschiffungen von Indonesien nach China als besonders riskant einzustufen, hieß es.

Laut den Bestimmungen ist der Ladungseigner dazu verpflichtet, den Feuchtigkeitsgehalt der Ware vor der Verladung feststellen und zertifizieren zu lassen. Auch während der Reise ist der Zustand des Frachtguts in regelmäßigen Abständen zu prüfen. Der Japan P&I Club, der den Untergang der »Emerald Star« ebenfalls zum Anlass für eine Warnung nahm, rief seine Mitglieder zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen auf. Bei Frachtverträgen für Nickelerz dürften sich die Reeder nicht allein auf Testergebnisse der Ladungseigentümer verlassen, sondern sollten zusätzlich neutrale Experten mit einer Feuchtigkeitsanalyse beauftragen.


Michael Hollmann