Print Friendly, PDF & Email

Mehrwert ist bei der Vogemann Gruppe das Motto in der Krise. Mit einer OPEX-Garantie und der ausgewiesenen Befrachtungskompetenz will die Hamburger Bulk-Reederei den Widrigkeiten trotzen.

Axel Steffen, Geschäftsführer von Vogemann, sagt: »Stillstand bedeutet Ausstieg aus dem Markt«. Die mittelständische Reederei verfügt derzeit über zwölf Schiffe[ds_preview] im Management, mehr als 80 »fremde« Einheiten sind »exklusiv« in der Befrachtung. Und diesen Kunden bietet Vogemann seit einigen Monaten eine Betriebskostengarantie an.

Der finanzielle Rahmen umfasse alle Kostengruppen, die vom technischen Manager auch kontrolliert werden könnten. Dazu zählen Ersatzteile, Instandhaltung, Besatzung, Schmierstoffe. Die revolvierende Garantie umfasst den Zeitraum eines Jahres und ist limitiert auf einen Betrag von 182.500$ pro Jahr oder 500$ pro Tag. Dieses entspreche in der Höhe etwa 150% der jährlich anfallenden Management-Gebühr. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Schiffe von Vogemann auch bereedert und bemannt werden.

Dieses Produkt sei auch für Banken und Investoren konzipiert, die Wert auf kalkulierbare Betriebskosten legten und unter Umständen in der Vergangenheit von der Planbarkeit der Betriebskosten enttäuscht worden seien, so Steffen. Vogemann gehe dabei auch ins eigene Risiko, »ich kenne nicht viele, die dazu bereit sind«.

Kernkompetenz von Vogemann, gegründet 1886, ist das Massengutgeschäft. Neben dem Schiffsmanagement und den Aktivitäten als Hafenagentur und Repräsentant von Reparaturwerften ist die Gruppe einer der größten freien Befrachtungsmakler im Bulk-Segment für Schiffe ab 20.000 tdw. »Wir kennen weltweit fast jeden Bulkabschluss und die Trends in den verschiedenen Massengutmärkten.«

16 eigene Befrachtungsmakler arbeiten im Kontor, mit Spezialisten für die einzelnen Segmente, allein fünf Mitarbeiter sind es für Schiffe der Handysize-Größe. Das Team kommt auf 500 bis 600 Abschlüsse pro Jahr. Jahrzehntelange Kontakte zu den Majors der Industrie wie Bunge, Cargill, ADM oder BHP Billiton sichern den Zugang zur Ladung.

Darüber hinaus betreibt die Gruppe seit 2007 verschiedene Einnahmepools, derzeit sind es zwei im Handysize- und einer im Supramax-Segment. Der Panamax-Pool wurde dagegen nach erfolgreichen Jahren aufgelöst, nachdem die Schiffe verkauft worden waren.

Abgerechnet wird nach einem Punktsystem, bei dem für jedes Schiff die Ergebnisse an einem Indexschiff für das jeweilige Segment gemessen werden. Ausgezahlt werde zeitnah. »Ein Pool dient schließlich nicht dem Selbstzweck.« Die Ergebnisse liegen laut Vogemann über Marktniveau. Flexibilität gehöre ebenfalls dazu.

Ein- und Ausstieg in einen Pool seien innerhalb von 30 Tagen möglich, eine Einstiegszahlung oder Vorfinanzierung gebe es nicht. »Wir wollen ein vernünftiges Beschäftigungsmodell anbieten, das auch für Schiffe aus den Banken-Portfolios interessant ist«, sagt Steffen, der früher selbst fünf Jahre lang auf der Finanzierungsseite (Hamburgische Landesbank) gearbeitet hat. Daraus ergeben sich aus seiner Sicht Wachstumschancen – auch in schwierigen Zeiten.

Vogemann habe auch auf der Kostenseite die Hausaufgaben erledigt. Die Gruppe ist Teil einer Einkaufsgemeinschaft von etwa 20 kleinen und mittleren Reedereien mit insgesamt ca. 400 Schiffen. »Daher bekommen wir Preise, auf die auch größere Unternehmen neidisch wären«, sagt Steffen. Kooperation gebe es auch beim Crewing, wobei Vogemann an einer Agentur mit dem direkten Zugang zu gut ausgebildeten Seeleuten beteiligt ist.

»Nutze Deine Stärken und mach was draus«, ist das Credo, dem die Reederei auch in der Krise folgt. Bulker stehen bereits seit 2009 wie kaum ein anderes Segment für die anhaltende Marktschwäche mit Charterraten nahe dem OPEX-Niveau. Der jüngste Höhenflug, als der Leitindex BDI über die 1.200-Punkte-Grenze schoss, gibt jedoch Anlass für ein »klein wenig Hoffnung«, sagt Steffen. Hohen Verschrottungszahlen stünden eine verzögerte und reduzierte Auslieferung von Neubauten und nur wenige Neubestellungen gegenüber. Im gesamten Jahr 2016 sei weltweit lediglich ein Handysize-Bulker geordert worden.

Die Gruppe erwartet noch zwei neue Handysize-Schiffe (37.000tdw), die im kommenden Jahr abgeliefert werden und vollständig aus Eigenkapital finanziert werden. Weitere Neubauten sind derzeit nicht geplant, angesichts des schwachen Ratenniveaus könne keine bzw. nur eine sehr geringe Rendite auf die Investitionen erwartet werden, sofern man sich auf den Schiffsbetrieb und nicht auf das »Asset-Play« konzentriere.

Auch künftig bleibe der Zugang zu Kapital eine entscheidende Größe, wobei einem Mittelständler nicht alle Wege offen stünden. Für einen Börsengang in Oslo etwa müsse es schon ein Jahresumsatz von 100 bis 150Mio. $ sein, »sonst interessiert das Keinen«. Vogemann ist stattdessen strategische Allianzen mit amerikanischen Private-Equity-Investoren eingegangen, um fünf Schiffe zu finanzieren. »Aus heutiger Sicht zu früh«, räumt Steffen ein. Drei der Frachter seien wieder verkauft worden. Außerdem habe man in die IT investiert und das Berichtswesen und Controlling ausgebaut. »Das gehört dazu, um für Kapitalgeber interessant zu sein«, sagt er.

Das Unternehmen sei auch offen für Kooperationen, sowohl auf der Befrachtungs- als auch auf der Reedereiseite. »Wir überlegen seit geraumer Zeit, mit wem das gehen könnte.« Es gebe auch konkrete Gespräche, es sei aber noch zu früh, um Namen zu nennen. »Ich halte es aber für unabdingbar, die jeweiligen Stärken zu bündeln.« Bei Vogemann ist man überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein.
Krischan Förster