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Entlang des gesamten Suezkanals erstreckt sich die sogenannte Suez Canal Economic Zone. Nicht zuletzt wegen des ausgebauten Wasserwegs mit zusätzlicher Zufahrt und Fahrrinne ist das Interesse von Investoren gestiegen
Der Suezkanal ist die Hauptverbindung von Europa nach Asien. Nach Angaben von Ahmed M. Darwish, Vorsitzender der Suez Canal Economic[ds_preview] Zone, einer sich an beiden Seiten des Suezkanals erstreckenden 461km2 langen Wirtschaftszone, laufen mehr als 8% des globalen Handels über die fast 200km lange künstliche Wasserstraße.

Aufgrund der hohen Bedeutung für die Seeschifffahrt entschlossen sich die Ägypter, den Schifffahrtweg auszubauen. Auf einer Strecke von rund 37km wurde eine zusätzliche Fahrrinne gegraben. Dadurch wurde die Strecke, auf der sich Schiffe begegnen können, deutlich verlängert, Wartezeiten reduzieren sich.

Nach neunmonatiger Bauzeit wurden die Arbeiten im August 2016 abgeschlossen. Zuvor fungierte der Kanal wechselseitig als Einbahnstraße, in der sich Schiffe nicht begegnen konnten.

An dem Ausbau waren insgesamt sechs Unternehmen beteiligt. Dies war das Vierer-Konsortium NMDC (Abu Dhabi), Royal Boskalis Westminster (Boskalis), van Ord und Jan de Nul. Den Angaben zufolge lag der Auftragswert bei 1,5Mrd. $. Ein zweites Konsortium, bestehend aus dem belgischen Unternehmen Dredging International (DEME) und der US-amerikanischen Great Lakes Dredge & Dock Company, bekam den Zuschlag, einen etwa 25km langen westlichen Zweig des bestehenden Kanals im Bereich des Great Bitter Lakes zu vertiefen und zu verbreitern. Hier lag der Auftragswert den Angaben zufolge bei 540Mio. $.

Zu lange Wartezeiten waren auch der Hauptgrund, weshalb vor der nördlichen Kanaleinfahrt bei Port Said eine zusätzliche Hafenzufahrt angelegt worden ist. Dadurch müssen sich Schiffe mit dem Ziel East Port Said nicht mehr in den Kanalkonvoi einreihen. Somit würden etwa zwischen sechs und acht Stunden eingespart, sagt Darwish.

Nach dreimonatiger Bauzeit durch DEME und die Great Lakes Dredge & Dock Company wurde die 9km lange, 250m breite und 18,50m tiefe Zufahrt Ende Februar 2016 offiziell eröffnet. Sie ermöglicht vollbeladenen Containerschiffen aus dem Mittelmeer nunmehr auf direktem Wege nach East Port Said zu gelangen. Dort befindet sich das Suez Canal Container Terminal (SCCT). Hauptanteilseigner dieser 2004 eröffneten privaten Umschlageinrichtung ist A.P. Moeller Terminals (APMT) mit 55%. Zu den weiteren zählen COSCO Pacific (20%), die Suez Canal Authority (10.3%) und die National Bank of Egypt (5%). Nach Angaben von SCCT sind seit Bestehen der Anlage mehr als 800Mio. $ in das Terminal investiert worden. Um größere Schiffe bedienen zu können, wurden im August 2016 vier neue Super-Post-Panamax-Containerbrücken vom chinesischen Hersteller ZPMC geliefert. Dem Terminalbetreiber zufolge haben die neuen Umschlaggeräte eine Höhe von 52m und eine Reichweite von 72m. Mit ihnen sollen Containerschiffe mit einer Tragfähigkeit von über 18.000TEU bedient werden können. Durch die neuen Brücken hat sich die Zahl der Umschlagkrane auf 24 erhöht. Mit den Neuerwerbungen soll die jährliche Kapazität des SCCT auf 5,4Mio. TEU gesteigert werden können (2015: 2,95Mio. TEU).

Auch die Unternehmen CMA CGM und PSA International wollen in neue Terminals in East Port Said investieren, sagt Darwish. Ein entsprechendes Memorandum of Understanding wurde bereits im November 2015 zwischen PSA und Mohab Mamish, dem Chef der Suez Canal Authority (SCA), unterzeichnet. Für die Economic Zone gibt es nach Auskunft von Darwish ebenfalls sehr viele Interessenten. Nachdem der Chef der Wirtschaftszone nach eigenen Angaben mehr als 20 Reisen in verschiedene Länder unternommen hat, um das Areal und dessen Vorteile zu präsentieren, wolle man in diesem Jahr ganz gezielt vorgehen und mit dem Partner Mackenzie nach Investoren Ausschau halten. Insbesondere suche man einen, der auf »grüne« Technologie setze. Wenn jemand Interesse bekunde, wolle man ihm zwei mögliche Standorte anbieten, so Darwish.

Die Ägypter wollen auch gezielt deutsche Unternehmen ansprechen, die eine Niederlassung auf der Suez Canal Economic Zone in Erwägung ziehen und dem Beispiel Siemens folgen sollen. Das Unternehmen hatte Mitte 2015 nach eigenen Angaben Aufträge im Wert von 8Mrd. € mit Ägypten abgeschlossen. Hauptsächlich will es in dem Land Gaskraftwerke und Windkraftanlagen errichten, um den Ägyptern den Zugang zu umweltfreundlicheren Energien zu ermöglichen. Zusammen mit seinen ägyptischen Partnern Elsewedy Electric und Orascom Construction will Siemens drei erdgasbefeuerte GuD-Kraftwerke mit einer Kapazität von je 4,8 GW und einer Gesamtkapazität von 14,4 GW bauen. Jedes dieser drei Kraftwerke – Beni Suef, Burullus und New Capital – soll mit je acht Siemens-H-Klasse-Gasturbinen ausgestattet werden. Die Kraftwerke sollen noch vor diesem Sommer stufenweise mit anfänglich 4,4 GW ans Netz gehen. Ihre volle Kapazität soll dann 38 Monate nach Abschluss der Finanzierung und Erhalt der Vorauszahlungen verfügbar sein.

Darüber hinaus will Siemens am Golf von Suez und in der westlichen Nilregion bis zu zwölf Windparks mit etwa 600 Windturbinen und einer Gesamtleistung von 2 GW liefern. Zu diesem Zweck baut das Unternehmen derzeit eine Rotorblattfertigung in der Region Ain Sokhna am südlichen Eingang des Suezkanals. Siemens zufolge soll das Werk in der zweiten Hälfte dieses Jahres den Betrieb aufnehmen.