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Hebekapazität, Reichweite und Energieeffizenz der Kranausleger auf Mehrzweckfrachtern nehmen stetig zu. Gleichzeititig verringert sich das Eigengewicht der Hebewerkzeuge.

Von Thomas Wägener

In der Kranindustrie für Mehrzweck- und Schwergutschiffe ist ungeachtet der schwierigen Rahmenbedingungen in den Kundenmärkten ein Trend zu höherer Effizienz[ds_preview] zu beobachten. Während die Kapazität des Geschirrs weiter gesteigert wird, sinkt dessen Eigengewicht. Gerade für komplexe Lade- und Löschoperationen kann ein effizienterer Kranbetrieb mitunter signifikante Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Schiffe haben.

MPP-Frachter transportieren neben traditioneller Stückgutladung schwere Geräte wie Transformatoren, Generatoren, Krankomponenten oder auch Flügel für Windkraftanlagen. Auch kleinere Yachten, Schlepper oder Offshore-Support-Schiffe werden transportiert. Die Kranhersteller reagieren mit nötigen Anpassungen ihres Portfolios auf die mitunter steigenden Anforderungen.

Liebherr beispielsweise hat eine eigene Kran-Serie für MPP-Schiffe entwickelt, die beim Unternehmen unter CBB (Cargo Board Bulk) läuft. Eine Besonderheit ist dem Hersteller zufolge das Draht-Wipp-Einscheren-Konzept, durch das sich auch die Wartungskosten reduzieren ließen. Die »Safe Working Load«-Grenze (SWL) liegt bei bis zu 85t, die Reichweite des Auslegers bei bis zu 36m.

Im Sommer 2016 wurde mit der »BBC Birthe H.« das erste Schiff in Dienst gestellt, das zwei CBB 3800-250 an Bord hat. Diese Hebewerkzeuge haben den Angaben zufolge gar eine Reichweite von bis zu 42m. Einer der größten Vorteile sei aber das geringe Eigengewicht und der reduzierte Schwerpunkt. Beides soll sich positiv auf die Stabilität des Schiffes auswirken. Gleiches gelte für die Frachtabfertigung, was insgesamt zu einer höheren Sicherheit und die Leistung führen soll.

Auf der Grundlage der CBB-Reihe hat Liebherr einen Hochleistungs-Schwerlastkran entwickelt, dessen Kapazitäten von 120 bis 600t reichen. Auf der SMM im vergangenen Jahr in Hamburg wurde der CBB 5300-600 erstmals vorgestellt. Es handelte sich um den bis dato tragfähigsten Schiffskran des eigenen Portfolios. Das neue Programm beinhaltet seit Ende vergangenen Jahres Hebekapazitäten bis zu 1.250t SWL.

Als Standardausstattung sind alle Schwerlastkrane mit der Software Litronic ausgestattet. Dem Hersteller zufolge dokumentiert diese Eigenentwicklung alle Kranbewegungen und Ladevorgänge automatisch und unterstützt somit den Kranführer aktiv bei seiner Arbeit. Aufgrund der Echtzeitüberwachung wichtiger Maschinenparameter sei er zudem zu jeder Zeit über den aktuellen Kranbetrieb informiert.

Liebherrs Wettbewerber TTS NMF hat 2012 eine eigene Offshore &Heavy-Lift-Abteilung gegründet und Krane entwickelt, die sich besonders für Mehrzweck- und Schwergutfrachter eignen. Auf dem erstgenannten Schiffstyp kommen MPP-Krane mit der Bezeichnung DK V und DK II zum Einsatz, deren SWL zwischen 60 und 350t liegt. Anfang dieses Jahres hat TTS NMF die erste von vier Kranserien an COSCO/Shanghai Shipyard geliefert, die für vier 28.000dwt-Schiffe bestimmt sind. Jedes von ihnen bekommt zwei Umschlagwerkzeuge des Typs DK II mit 350t SWLund eines mit 100t SWL.

Noch stärkere Lasten können Krane des Typs DK SL bewältigen. TTS NMF bietet sie 400t und 1.000t SWL an. Während nach Herstellerangaben bereits mehr als 110 Krane der kleineren Serie an Unternehmen wie Spielthoff, Hansa Heavy Lift, Jüngerhans, Winter oder Bockstiegel verkauft worden sind, haben erst vier Geräte mit 1.000t SWL einen Abnehmer gefunden. Sie wurden allesamt an die Schwergutreederei SAL geliefert. Je zwei von ihnen wurden auf den Schiffen »Lone« und »Svenja« installiert.

Beim finnischen Hersteller MacGregor laufen Schwerlastkrane für Mehrzweckfrachter unter den Bezeichnungen GLH/GLHE. Bei den Produkten der GLH-Serie handelt es sich um elektrisch-hydraulische Krane mit Hebekapazitäten zwischen 100 und 1.000t und einem bis zu 36m langen Ausleger. Sämtliches technisches Equipment befindet im inneren der Krane, um sie vor schlechter Witterung, Korrosion und Schäden zu schützen. Darüber hinaus seien sie mit Kontrollsystemen ausgestattet, die den Umschlag beschleunigen und sicherer machen sollen. Für einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt sollen die Sicherheitsbremsen der Getriebe und Hydraulikmotoren sorgen.

Die GLHE-Serie ist eine elektrische Version des GLH-Typs. Hier werde jedoch kein Hydrauliköl benötigt, so MacGregor. Ferner würden sich diese Umschlagwerkzeuge durch einen geringen Geräuschpegel auszeichnen sowie durch den um 30 bis 35% niedrigeren Stromverbrauch. Im selben Maße würde auch der Energieverbrauch sinken. Darüber hinaus würden die Krane der GLHE-Serie weniger Bordleistung benötigen, hätten einen geringeren CO2-Ausstoß und um bis zu 20% geringere Wartungskosten, so der Hersteller. Zudem seien die Geräte mit einem Überlastungsschutz ausgestattet und deren Leistung würde sich bei hohen Temperaturen automatisch anpassen, um Ausfallzeiten zu vermeiden.

Ebenfalls im Markt der Schwerlastkrane aktiv ist das niederländische Unternehmen Huisman, das Mastkrane anbietet. Diese Spezialprodukte können Lasten von bis zu 1.500t heben. Alle Hebewinden seien im Flügelbereich des Schiffes installiert. wodurch der Schwerpunkt dieser Spezialkrane geringer sei, so das Unternehmen.

Somit könnten die Schiffe einer höhere Deckbelastung standhalten, was sich positiv auf die Gesamtstabilität auswirken soll. Die Konstruktion der Krane aus hochfestem Stahl und das ballastfreie Design sollen überdies zu einem geringeren Eigengewicht der Umschlagwerkzeuge führen.
Thomas Wägener