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Das Hamburger Unternehmen MFA – Maritime Faciltiy Advisors will deutsche Schiffskredite an internationale Investoren vermitteln. Im Interview mit der HANSA spricht Geschäftsführer Kai Sudmann über Kontakte zu Käufern, Hürden in der Struktur der deutschen Schiffsfinanzierung und die Schrumpfkur der deutschen Flotte

Nach einigen Jahren mit etwas weniger Aktivität wollen Sie nun verstärkt in die Offensive gehen. Wer braucht Sie wofür[ds_preview] und warum?

Kai Sudmann: Wir sind ein Intermediär. Ein Mittler zwischen einerseits der deutschen schiffsfinanzierenden Bankenwelt und andererseits dem Kapitalmarkt. Diese Welten sprechen unterschiedliche Sprachen. Wir sind ein Übersetzer, verstehen, was die Nöte der Banken sind und welche Anforderungen Investoren haben. Unser Vorteil ist, dass wir die Loancos-Gruppe im Rücken haben, deren Transkations-Expertise sowie das Knowhow aus den Bereichen Portfoliomanagement und Reporting wir neben unseren eigenen Spezialisten für die Assetklasse Schiff nutzen können.

Bekommen Sie das Mandat vorrangig von Banken?

Sudmann: Damit fängt es häufig an. Nach der Analyse erstellen wir einen Businessplan. Der beinhaltet, welche Erträge man mit welchen Kosten noch reinholen kann. Dadurch ergibt sich eine Preisrange, die von der Bank akzeptiert wird oder eben nicht. Falls nicht, schauen wir, ob man das zu veräußernde Portfolio noch einmal verändert. Sobald es passt, treten wir an unsere Kontakte im internationalen Kapitalmarkt heran. Der entscheidende Punkt ist das Vertrauen. Die Investoren kennen uns, arbeiten z.T. seit vielen Jahren mit der Loancos-Gruppe zusammen. Wenn wir denen etwas vorstellen, wissen sie, dass wir dahinterstehen. Das ist auch der Vorteil für die Banken, die mit uns arbeiten.

Womit rechnen Sie in diesem Jahr?

Sudmann: Ich glaube schon, dass wir zumindest in der zweiten Jahreshälfte größere Portfolio-Verkäufe sehen. Zumindest bei der HSH Nordbank, die muss sich bekanntlich ein Stück befreien und zeigen, dass sie in der Lage ist, abzubauen. Auch im Frühjahr wird noch was passieren. Ich könnte mir auch vorstellen, dass noch andere Banken, wie z.B. die Commerzbank, ihre in den Bilanzen verbliebenen Schiffskredite in größeren Paketen an den Markt bringen. Der Druck der EZB wird sich jedenfalls deutlich erhöhen und die Eigenkapitalunterlegungsvorschriften nach Basel II und III haben die Situation in den vergangenen Jahren für die Banken weiter verschärft.

Und die mitunter großen Preisabschläge werden in Kauf genommen?

Sudmann: Der Kaufpreis, den wir aufzeigen, generiert sich aus Businessplänen, welche die Zukunft abbilden. Die Kunst ist, sauber und nachvollziehbar zu prognostizieren, wohin sich Charterraten und damit auch Schiffswerte entwickeln werden. Das wird für bestimmte Assetklassen grausam bleiben, für andere wird eine Erholung eintreten.

Wie groß schätzen sie das Interesse auf Investorenseite mittlerweile ein, nachdem sich viele die Finger verbrannt haben?

Sudmann: Ob diejenigen zurückkommen, die schon einmal da waren, weiß ich nicht. Es werden aber auf jeden Fall Investoren die Chance zu nutzen versuchen.

Das sind dann aber andere als in der Vergangenheit?

Sudmann: Ja, das sind andere, der Markt ist groß genug. Ich will aber nicht ausschließen, das auch einige wiederkommen, die in der Vergangenheit bereits viel verloren haben.

Über welchen Typ Investor sprechen wir? Anglo-Amerikanisch?

Sudmann: Der wird auf jeden Fall dabei sein. Ich könnte mir auch asiatische Investoren vorstellen, das erwarte ich eigentlich sogar. Viele Investoren haben sich in der Vergangenheit gescheut, in das deutsche KG-Modell einzusteigen, da fehlte die Transparenz. Da ist Aufklärungsarbeit nötig. Ich glaube, dass ein paar längerfristig orientierte, strategische Investoren hinzukommen könnten, zum Beispiel aus der Versicherungsbranche, die ihre Gelder längerfristig anlegen wollen. Die haben eine andere Erwartung, mit einstelligen Renditen sind sie zufrieden. Das ist für anglo-amerikanische Investoren nicht sexy genug.

Bemerken Sie auch in Gesprächen zwischen Investoren und Banken, dass ein Geschäft an Due Diligence und Reporting scheitert, weil die hiesige Branche dafür nicht aufgestellt ist, so wie es in der Vergangenheit zwischen Investoren und deutschen Reedern passiert ist?

Sudmann: Das ist immer ein Thema und ein Grund, warum der Servicer wichtig ist. Wir wissen, wie das Reporting aussehen muss. Das ist eine Bank nicht gewohnt, das musste sie früher nicht tun. Der Investor will heute aber ganz genau wissen, wie der Zustand des Schiffes ist.

Sehen sie da Bewegung bei den Banken? Erkennen sie, dass sie mehr tun müssen, um Investoren anzulocken?

Sudmann: Ich weiß nicht ob sie es tun, um Investoren anzulocken. Ich sehe aber, dass sie es verstärkt tun, weil sie mehr Dinge selbst wissen wollen und müssen. Ob das jemals das Niveau erreicht, das Investoren brauchen, weiß ich nicht. Die schauen nach hocheffizienten Prozessen. Und gerade bei den Landesbanken gibt es noch großen Verbesserungsbedarf.

Wenn sie mit deutschen Banken und internationalen Investoren sprechen, geht es da vornehmlich um deutsch-kontrollierte Schiffe? Und falls ja: Gehen sie davon aus, das die deutsche Flotte weiter schrumpft?

Sudmann: Davon gehe ich ganz stark aus. Auch die Reedereilandschaft wird sich stark verkleinern. Auch aufgrund neuer umweltpolitischer Anforderungen wird sich die Spreu vom Weizen trennen, weil viele Reeder die nötigen Investitionen gar nicht aufbringen können.

Gibt es auch Investoreninteresse an Unternehmen als solche?

Sudmann: Das habe ich noch nicht festgestellt, nein.

Arbeiten Sie mit Wertsteigerungspotentialen am Asset Schiff?

Sudmann: Wir haben ein dreigeteiltes Strategieszenario. Neben Schiffen mit positiven Fortführungschancen und solchen, die keine Chance mehr haben, gibt es welche, die auf den ersten Blick eine negative Fortführungsprognose haben. Auf denen liegt unser Fokus. Wir wollen Details entdecken, die noch verbessert werden können, insbesondere im Shipmanagement. Das kann die Bank häufig gar nicht sehen, weil ein Reeder immer die Tendenz hat, seine eigenen Schiffe besser zu behandeln. Ich bin überzeugt, dass nach wie vor links und rechts am Thema vorbei Geld verdient wird. Das merkt die Bank nicht. Aber irgendwann ist kein Geld mehr da für Zins und Tilgung. Solche Dinge aufzudecken, ist ein Punkt. Dafür ist Transparenz und tiefer Sachverstand sowie Erfahrung enorm wichtig. Ein anderer Ansatzpunkt ist die Ertragsseite, etwa wenn Schiffe im Pool fahren. Wir schauen uns sehr genau an, ob man das nicht auch anders lösen kann, wie effektiv der Pool ist.

Auch die Prozesse in der Bank sind wichtig. Da kann man viel beschleunigen und besser machen. Es ist aber schon davon auszugehen, dass Anleger weiter Geld verlieren?

Sudmann: Davon gehe ich ganz stark aus. Es wird durchaus den einen oder anderen noch schlimmer treffen. Das ist bedauerlich, lässt sich aber leider nicht ändern.

Interview: Michael Meyer und Krischan Förster


Michael Meyer, Krischan Förster