EMSA Seafarer Statistics
Print Friendly, PDF & Email

HANSAInsight 18 | 2016

In zehn Jahren wird es das erste Schiff ohne Besatzung geben, in 20 Jahren werden 10% der Weltflotte unbemannt fahren. So die Prognose von Oskar Levander, dem Innovations-Gur[ds_preview]u bei Rolls-Royce, anlässlich des erstmalig zum SMM-Auftakt veranstalteten »Maritime Future Summit«. Bei aller Vorsicht, mit der die hochkarätigen und visionären Redner einen Blick in die Zukunft wagten, war Levanders Satz eine klare Aussage.

Automatisierte Systeme und sogar ferngesteuert oder autonom operierende Schiffe sind keine Science Fiction mehr, glaubt man Leuten wie Willie Wagen, bei Wärtsilä für Innovationen verantwortlich. Der präsentierte auf dem Summit gleich eine ganze Reihe von Visionen für die Schifffahrt der Zukunft. Die technischen Voraussetzungen sind da, die nötigen Sensoren sowie Rechenkapazität und Breitbandnetze praktisch heute schon für viele denkbare Anwendungen verfügbar.

Dass Schiffe irgendwann völlig anders aussehen und betrieben werden, daran zweifeln die Vordenker nicht. Immer wieder hört man Sätze wie: »Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann.« Ob es früher oder später zur Umsetzung und großflächigen Anwendung kommt, hängt eher von der Akzeptanz der neuen Technologien – der Mensch muss Kompetenzen abgeben – und von gesetzlichen Regelungen ab.

Und der Druck, der den Wandel eher früher als später herbeiführen könnte, steigt. »Disruptive« ist das neue Schlagwort. Man hört es nicht nur bei den Schiffsdesignern, auch Klassifikationsgesellschaften und Energiekonzerne sehen gravierende Veränderungen vor der Tür stehen. Es sind nicht mehr einzelne regulatorische oder technische Schritte, die hier und da die eine oder andere Umdrehung einer Stellschraube erfordern.

Vielmehr greifen die alten Mechanismen nicht mehr. Eine ganze Reihe von »Störfaktoren« wird für Veränderungen in der maritimen Welt sorgen. Zur immer strengeren Gesetzgebung ist nun die Digitalisierung getreten, die eine ungekannte Umwälzung herbeiführen könnte. An Land sind durch technische Innovationen bewährte Geschäftsmodelle verschwunden und völlig neue entstanden.

Das kann auch in der Schifffahrt geschehen. Unternehmen wie Google und Amazon denken bereits über eigene Flotten nach. Wo bleibt die traditionelle Reederei, wenn solche Player künftig komplette Transportketten dominieren? Die Kompetenz der »Neuen«, was digitale Geschäftsmodelle angeht, kann zum entscheidenden Vorteil werden.

Der große Wandel steht in den nächsten Jahren an, sicher nicht über Nacht, aber er ist absehbar. Eine konservative Haltung kann manchmal sinnvoll sein. Wenn die Technik aber schon ausgereift zur Verfügung steht, dürfte Abwarten gefährlich werden. Wer nicht mitgezogen hat, ist plötzlich obsolet. Die großen Chancen, die der Wandel bietet, sollte man nutzen – sonst tun es andere. (fs)

Weiterlesen