LSE, London Stock Exchange, Brexit, Deutsche Börse, Börsenfusion
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Die geplante Fusion von Deutscher Börse und der London Stock Exchange (LSE) droht auf der Zielgeraden doch noch zu platzen. Offizieller Grund sind Anforderungen der europäischen Kommission.

Die LSE hatte am Sonntag ein Statement veröffentlicht, wonach die Europäische Kommission e[ds_preview]ine Woche zuvor neue Anforderungen an die Fusion gestellt habe. Dabei geht es vor allem um die elektronische Handelsplattform MTS, die sich unter anderem mit Staatsanleihen beschäftigt.

Da man die neuen Anforderungen wohl nicht erfüllen könne, gehe man davon aus, dass Brüssel die Fusion letztlich nicht genehmigt, hieß es seitens der LSE weiter. Keine direkte Rede war davon, dass der bevorstehende »Brexit« ein gewichtiger Grund für die Absage der Fusion sein könnte. Von der Deutschen Börse in Frankfurt gibt es bislang kein offizielles Statement.

Seitdem das Projekt auf der Agenda steht, drehen sich die Diskussionen u?ber mögliche Folgen vor allem um den Standort des »neuen« Akteurs und damit nicht zuletzt um Arbeitsplätze, Steuern und Standortpolitik. Neuen Auftrieb erhielt die Debatte durch das »Brexit«- Votum der britischen Bevölkerung. Zwischen den Standort-Beiträgen mischten sich auch Meldungen zu den Auswirkungen auf die gelisteten Unternehmen – 3.283 sollen es nach der Fusion sein, unter anderem einige maritimem Akteure wie Hapag-Lloyd, HHLA oder Eurokai.

Die beiden Börsenunternehmen aus Deutschland und Großbritannien betonten stets  die Vorteile der Fusion. Der Zugang zu globalen Märkten und unterschiedlichen Produkten werde nach einem Zusammenschluss durch Aktivitäten in u?ber 30 Ländern und mehr als 70 Partnerschaften erleichtert, heißt es. Im Übrigen soll auch ein möglicher »Brexit« nichts an den Plänen ändern, beeilten sich die potentiellen Partner nach der Abstimmung zu verlautbaren.

Nach wie vor halte man am Plan fest, die Fusion im ersten Halbjahr 2017 abzuschließen, bestätigte seinerzeit ein Sprecher der Deutschen Börse gegenüber der HANSA. Realistisch sei das zweite Quartal. Auf jeden Fall sei eine höhere Liquidität des Aktienmarktes zu erwarten, wodurch Investoren angezogen wu?rden, betonen beide Börsen. Zu diesem Schluss kam auch eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln – im Auftrag der Deutsche Börse Group erstellt. »Tiefere und liquidere Kapitalmärkte werden Unternehmen den Zugang zu einer größeren Auswahl an gu?nstigen Finanzierungsalternativen ermöglichen«, heißt es darin.

Nach Meinung von IW-Direktor Michael Hu?ther könnte dies vor allem auf Mittelständler zutreffen. Das Gros der deutschen Unternehmen finanziere sich noch immer nicht u?ber Aktien und Anleihen, sondern u?ber Bankkredite. Eine Fusion könnte das ändern, weil es Zugang zu großen internationalen Investoren verschaffen, ohne in London präsent sein zu mu?ssen.

So vorteilhaft ein größerer Markt fu?r die gelisteten Unternehmen sein mag, birgt er allerdings ebenso ein gewisses Risiko. Theoretisch könne der Markt zwar »tiefer« werden. Firmen, die beispielsweise an der Frankfurter Börse einen großen Stellenwert haben, könnten nach der Fusion allerdings nicht mehr so große Bedeutung haben, weil sie fu?r potenzielle Investoren eine größere Konkurrenz haben. Eine mögliche Folge könnte dann sein, dass ihre Aktien weniger gehandelt werden.