Der Korken ist endgültig raus

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HANSAInsight 03 | 2017

Wie in den vergangenen Jahren heißt es weiter vielerorts, in diesem Jahr würde die ganz große Konsolidierungswelle mit einer großen Anzahl an Übernahmen, Fusionen und anderwe[ds_preview]itigen Kooperationsprojekten kommen.

Aber etwas ist anders in diesen Tagen: Die Welle kommt tatsächlich, ja sie ist sogar schon da –ihre zerstörerische (oder schöpferische?) Wucht dabei noch nicht in Gänze absehbar. Der Korken ist raus aus der Flasche. Und wen dem so ist, wird man ihn auch nicht wieder hinein bekommen.

Zu den Branchen mit besonders großer M&A-Aktivität gehört die Mehrzweck- und Schwergutschifffahrt. In Hamburg, Leer, Kopenhagen und anderswo sortiert man sich um und legt die Karten neu. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.

Grafik der Woche:

Der dänische Schifffahrtsgigant A.P. Møller-Mærsk ist 2016 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Konzern meldet einen Verlust von knapp 1,9 Mrd. $. Die Containersparte Maersk Line verbuchte ein Minus von 376 Mio. $. (Grafik: HANSA)
Der dänische Schifffahrtsgigant A.P. Møller-Mærsk ist 2016 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Konzern meldet einen Verlust von knapp 1,9 Mrd. $. Die Containersparte Maersk Line verbuchte ein Minus von 376 Mio. $. (Grafik: HANSA)

Selbst die norwegische Schifffahrt ist mittlerweile betroffen. Profitierte die Branche lange Zeit von Mutter Erdes Segnung mit »schwarzem Gold«, sorgt der Ölpreis-Trend jetzt für Verwerfungen. Zuletzt erwischte es die angeschlagene Reederei Farstad. Sie wird von Aker Capital, der von John Frederiksen geführten Hemen Holding und der Ocean Yield-Tochter F-Shiplease mit dem Hemen-Ableger Deep Sea Supply und der Aker-Tochter Solstad zusammengeführt.

Besondere Beachtung erfährt stets die Containerschifffahrt, zuletzt mit der Übernahme von Hamburg Süd durch Branchenprimus Maersk. Dem Linienmarkt sagt zwar so mancher eine etwas ruhigere M&A-Zeit voraus. Allerdings ist die letzte Schlacht für einige Akteure noch nicht geschlagen. Die kolportierte Übernahme von OOCL durch Cosco ist dafür ein gewichtiges Beispiel.

Heute hat der dänische Gigant Maersk für 2016 einen massiven Verlust von 1,9 Mrd. $ verkündet. Dessen Ergebnisse waren in der Vergangenheit immer schon ein Gradmesser für die gesamte Branche. Es zeigt sich, dass die Hamburger zwar bei einem ganz Großen der Branche Unterschlupf gefunden haben, der aber ebenfalls viel Wert auf Kostendisziplin legen muss. Es wird sich erst noch zeigen, ob die vollmündigen Ankündigungen, an der Marke Hamburg Süd nur wenig ändern zu wollen, tatsächlich umgesetzt werden.

Auch die HANSA hatte frühzeitig die bevorstehende Übernahme der Oetker-Tochter angekündigt. Und es wird am Standort Deutschland bei weitem nicht die letzte bedeutende M&A-Transaktion gewesen sein. Mal ganz abgesehen vom großen Sanierungsfall »HSH Nordbank«: In den nächsten Tagen steht nach unseren Informationen mindestens eine, wenn nicht gar drei bedeutende Übernahmen in der hiesigen Branche bevor. Man darf gespannt bleiben und sich fragen, wer von besagter Welle alles hinweggespült wird. (MM)

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