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In Kooperation mit Global Renewable Shipbrokers (GRS) legt die HANSA im aktuellen Marktbericht erneut einen Fokus auf das Charterratenniveau von Crew Transfer Vessels (CTVs), Jack-Ups, Dive Support Vessels (DSVs) und Service Operation Vessels (SOV/W2W). Obwohl der Ausbau von Offshore-Windparks in Europa jahresübergreifend weiter anhält, bleibt die Offshore-Wind-Branche zyklisch getrieben. So wird in den Wintermonaten tendenziell ein Rückgang der Bauaktivitäten in Verbindung mit einem Rückgang der Schiffsnachfrage und Charterraten beobachtet. Der Bericht bezieht sich auf Nord- und Ostsee, wo sich 537 Anlagen verteilt auf sechs Windparks in der Konstruktion befinden.
Jack-Up Tonnage

Positive Impulse konnten seit dem Beginn des Jahres 2016 auf dem Markt der Errichterschiffe (Jack[ds_preview]-Up) beobachtet werden. Insbesondere bei der »3. Generation« von Errichterschiffen mit einer Krankapazität über 1.000t ist die stärkere Nachfrage auf die hohe Anzahl von Projekten zurückzuführen, für die diese Tonnage mittel- bis langfristig verchartert wird. Zudem ist die zunehmende Last der Monopiles Grund für den Bedarf an Spezialschiffen mit einer Krankapazität von mindestens 1.000t. Infolge ungewöhnlich hoher Aktivitäten auf dem Spot-Markt, verbunden mit ungeplanten Wartungsarbeiten an den bereits errichteten Anlagen, konnten sich auch die Errichterschiffe der ersten und zweiten Generation vom Charterratenverfall aus dem vergangenen Sommer erholen.

Einen weiteren Einflussfaktor bildeten die so genannten »living offshore«-Konzepte, wonach Errichterschiffe zur Unterbringung von Offshore-Technikern von küstenfernen Offshore-Windparks vorgesehen waren (Charterperiode mindestens zwölf Monate). Auf dem Neubaumarkt wurde erst kürzlich ein Errichterschiff der dritten Generation abgeliefert, während eine weitere Einheit der zweiten Generation voraussichtlich im Jahr 2017 auf den Markt kommen wird. Zusammenfassend sehen die Analysten von GRS neben der höheren Anfrage an Tonnage auch einen proportionalen Anstieg der Tagesraten im Vergleich zu Q3 und Q4 2015. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, in den kommenden Monaten vom Spot-Markt (weniger als 30 Tage) zu partizipieren, wo kurzfristige Jobs für die Betriebsphase Nachfrage generieren. Auf dem Term-Markt (über 30 Tage) wird sich der Trend für die Tonnage der dritten Generation als bevorzugte Lösung für Charterer fortsetzen.

Service Operation Vessel (SOV) Walk-to-work-Tonnage (W2W)

Die SOV/W2W-Tonnage ist spezialisiert auf die sichere Beförderung der Techniker zur Turbine/Plattform sowie deren Unterbringung. Nach aktuellen Informationen sind zum Beginn des Monats März 2016 rund 18 SOVs (Vorperiode: zehn) im Offshore-Wind-Bereich verchartert. Bei vier der SOVs handelt es sich um Neubauaufträge, die aber auf der Grundlage eines bereits geschlossenen Charterkontrakts für die langjährige Betriebs- und Wartungsphase des jeweiligen Projekts geordert wurden.

Im Allgemeinen konnte in den Wintermonaten eine ausgewogene Angebot-Nachfrage-Situation in Europa verzeichnet werden, womit sich die Seitwärtsbewegung der Charterraten erklären lässt. Zu Beginn des zweiten Quartals 2016 machen sich die steigenden Aktivitäten auf dem SOV/W2W-Markt bemerkbar, auch an der UK-Ostküste, wo früher SOVs mit hydraulisch kompensiertem Transfer-System nicht unbedingt die bevorzugte Lösung für Personaltransport waren. Ferner wurde der Trend beobachtet, dass W2W Schiffe nicht nur zum Personenversatz und deren Unterbringung genutzt, sondern dass weitere Aufgaben kombiniert werden. So werden die Schiffe auch als Ersatzteillager und Offshore-Büro, wie auch als Kran- und Taucherbasisschiffe eingesetzt. Tendenziell wird eine stärkere Nachfrage und entsprechend geringere Verfügbarkeit an Tonnage mit bereits mobilisiertem Gangway-System im Jahr 2016 erwartet. Während vier Neubauten bereits über eine Langzeitcharter verfügen, wurden weitere zwei Schiffe auf Spekulation geordert. Vor dem Hintergrund der starken Kapitalintensität dieses Schiffsegments ist das ein klares Signal für hohe Nachfrageerwartungen seitens der Schiffseigner.

Dive Support Vessel/DP2 (DSV)

Sowohl die Öl- & Gas- als auch die Wind-Offshore-Branche beschäftigen nach wie vor die gleiche Tonnage für Taucharbeiten. Als Reaktion auf den Ölpreisverfall haben einige DSV-Eigner nach Möglichkeiten gesucht ihre Flotte zu optimieren, während andere Eigner in den vergangenen Monaten Konkurs anmelden mussten. Infolge dessen wurde über die Wintermonate verstärkt relativ junge und technisch ausgereifte DSV-Tonnage auf dem Second-Hand-Markt unter Marktwert gehandelt, welche dann später für den europäischen Wind-Offshore-Markt umgerüstet wurde. Auch PSVs, die normalerweise für die Versorgung von Offshore-Plattformen gechartert werden, sind häufiger als DSVs umgerüstet worden, um anschließend in den Nordseemarkt eindringen zu können. Somit hat diese Entwicklung im Zusammenspiel mit der saisonal bedingten geringeren Nachfrage vorübergehend Druck auf die Charterraten ausgeübt.

Zwischen Oktober 2015 und März 2016 wurden DSVs für Tauch- und ROV-Arbeiten in der deutschen Nordsee angefragt, die im Zusammenhang mit der fortgeschrittenen Konstruktionsphase der Windparks »Nordergründe«, »Gode Wind 01 und 02« sowie »Sandbank« und »Nordsee One« stehen. Dennoch führt diese erfahrungsgemäß schwache Nachfrage dazu, dass derzeit zwischen 30 und 40 Spezialschiffe kurzfristig verfügbar sind, die vorübergehend oder dauerhaft mobilisierte Tauchsysteme an Bord haben. Die Charterraten bewegen sich entsprechend auf dem Niveau zwischen 9.000€/Tag und 16.000€/Tag. Im Orderbuch befinden sich derzeit drei DP2-Tauch-Support-Schiffe, die in den kommenden Monaten an niederländische Eigner geliefert werden. Dennoch erwartet GRS mit dem Beginn der Sommerzeit und damit auch der Hauptbausaison, einen spürbaren Anstieg der Nachfrage verbunden mit positiven Impulsen beim Tagescharterratennivea

Crew Transfer Vessel (CTV)

Auf dem CTV-Markt wurden über die Wintermonate erwartungsgemäß geringe Aktivität und segmentübergreifend entsprechend hohe Verfügbarkeiten beobachtet. Derzeit wird auf das saisonal bedingte Anziehen des Spot- und des Term-Marktes gewartet, während der Großteil der bereits beschäftigten Tonnage im Nord- und Ostseeraum seit dem vergangenen Jahr für die Betriebs- und Wartungsphase der Projekte verchartert ist. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Charterratensituation wider, wo die durchschnittliche Tagesrate bei einem Nutzungszeitraum von zwölf Stunden bei 2.592€ und damit 8,2% hinter der Vorperiode (April bis September 2015) liegt.

Die 24-Stunden-Rate liegt bei 3.200€ und damit knapp 10% unter dem Niveau vom vergangenen Sommer. Das damit zusammenhängende Überangebot an Tonnage hat insbesondere im mittleren Segment, den CTVs mit einer Länge zwischen 18 und 24m, zu einem signifikanten Rückgang der durchschnittlichen Charterrate geführt. Mit dem Beginn der Saison in der Offshore-Wind-Industrie wird ein erneuter Anstieg der Tagesraten erwartet, verbunden mit einem Rückgang der verfügbaren Tonnage. Im Orderbuch befinden sich zurzeit 16 CTVs, davon haben 58% eine Gesamtlänge zwischen 24 und 32m. In den vergangenen Wochen wurden einige Neubauten für den europäischen Markt geliefert, die pünktlich zum Saisonbeginn verfügbar sein werden.