S&P-Markt unter deutscher Flagge

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Nach dem traditionell etwas ruhigeren Jahr[ds_preview]eswechsel haben der S&P- und der Abwrack-Markt wieder Fahrt aufgenommen – zumindest mit Blick auf den deutschen Container-Markt.

Zum Stillstand ist mittlerweile erneut das Neubau-Geschäft gekommen. Nachdem im Dezember lediglich zwei Aufträge gemeldet wurden, gab es seit dem Jahresstart bislang keine einzige Order. Der letzte aufsehenerregende Deal war der Auftrag der iranischen Reederei IRISL, die nach dem Lockern der wirtschaftspolitischen Sanktionen vier 14.500 TEU-Frachter bei Hyundai bestellt hat.

Offensichtlich sind die Reedereien derzeit vorsichtig genug, um auf eine bessere Großwetterlage auf den Märkten zu warten. Mit einem Blick auf das Orderbuch, dass nach Angaben von Alphaliner noch immer 413 Schiffe mit zusammen 3,19 Mio. TEU umfasst – was 15,7% der aktuell fahrenden Flotte entspricht – und angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten scheint diese Zurückhaltung eine gute Strategie zu sein.

Allein in diesem und im nächsten Jahr stehen 234 sowie 150 Ablieferungen an – 75% bzw. 85% davon entfallen auf Schiffe mit mindestens 10.000 TEU Stellplatzkapazität. Unter Einbezug prognostizierter Verschrottungen rechnen die Analysten mit einem Flottenwachstum von 3,4% und 4,7%.

Deutsche Käufer und Verkäufer

Im Dezember wurden die Verkaufsberichte vor allem von Schiffen der insolventen koreanischen Linienreederei Hanjin geprägt. Die Aufregung um den einstmals großen Player hat sich mittlerweile jedoch etwas gelegt.

Im Januar wurden auffallend viele Transaktionen mit deutscher Beteiligung bekannt, sei es als Käufer, Verkäufer oder als Standort, an dem gehandelte Schiffe gebaut wurden. Die hiesige Branche leidet nach wie vor enorm unter der schweren Ratenkrise. Laut dem Verband Deutscher Reeder (VDR) schrumpfte die deutsche Handelsflotte seit 2012 um ein Viertel. Statt 3.600 Schiffen waren es zuletzt nur noch 2.700 – Tendenz fallend.

Unter anderem die Reedereien Hammonia, Nordic, HS Schifffahrt und Wehr gaben Schiffe ab. Die Frachter mit Kapazitäten zwischen 2.500 und 4.250 TEU wechseln in den Besitz koreanischer (Korea Line), chinesischer oder philippinischer Käufer. Auch das britische Unternehmen Borealis Maritime, das vom deutschen Schifffahrtsexperten Christoph Toepfer mitgeführt wird, gehört zu den Käufern deutscher Tonnage. Darüber hinaus berichten Broker vom Verkauf der »City of Guangzhou« der Emdener Reederei Lauterjung an griechische Akteure.

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Für Aufsehen sorgte ein Deal der Hamburger Reederei E.R. Schiffahrt, die den 2012 gebauten 1.084-TEU-Frachter »E.R. Visby« für sehr hohe 7,8 Mio. $ verkaufte. Eine Sprecherin bestätigte der HANSA den Preis, wollte aber keine weiteren Einzelheiten preisgeben. Alphaliner listet die Drochtenser Elbdeich Reederei als Käufer auf. Zu deren Flotte gehören bislang sechs kleinere Containerschiffe mit Stellplätzen für 725 TEU und 974 TEU.

Dass die schwer gebeutelte deutsche Schifffahrtsgemeinde auch noch im Ankauf tätig ist, zeigt ein Beispiel aus Lübeck. Lubeca Marine soll für 2,8 Mio. $ das 750-TEU-Schiff »Canopus« übernehmen, ein Frachter, der 2004 auf der seinerzeit zur Hegemann-Gruppe gehörenden Rolandwerft gebaut worden war.

Die jetzt verkauften »Wehr Bille«, »Wehr Wanrnow« und »Wehr Trave«, künftig unter chinesischer Kontrolle, wurden ebenfalls von deutschen Werften abgeliefert: erstere von der Volkswerft, die anderen beiden von der damaligen Kvaerner Warnow Werft.

Rekord-Prognosen für Abwrack-Markt

S&P, Verschrottung, Rickmers
Wird verschrottet: die »Willi Rickmers« (Foto: Thomas Wägener)

Auf dem Abwrack-Markt beobachten Makler steigende Preise und Aktivitäten. Die größte Triebkraft dürfte allerdings das Bulker-Segment sein, heißt es.

Aber auch die Containerschifffahrt verschrottet weiter fleißig. Diverse Frachter mit Kapazitäten zwischen 700 und 5.700 TEU wurden in den vergangenen Wochen an Scrap-Werften verkauft, erneut mit signifikanter deutscher Beteiligung. Zu denjenigen, die eines oder mehrere ihrer Schiffe auf die letzte Reise schicken, zählen Hansa Mare, Rickmers, Peter Döhle, Hansa Shipping, wiederum Hammonia, die Reederei Oltmann oder Hans Peterson & Söhne.

Mit der Verschrottung der »Hammonia Grenada« ist ein hiesiger Eigner für einen neuen Rekord verantwortlich. Das 2010 gebaute Schiff ist das jüngste jemals abgewrackte Containerschiff und löst damit die »India Rickmers« ab, die Ende vergangenen Jahres aussortiert worden war.

Angesichts der immer noch auf dem Markt lastenden Tonnage-Überkapazität dürfte das Niveau an Scrap-Verkäufen weiter hoch bleiben. 2016 wurden 192 Containerfrachter mit zusammen über 650.000 TEU abgegeben, im Vorjahr waren es 89. Die Alphaliner-Analysten erwarten, dass 2017 diesen Wert sogar übersteigen dürfte und mit 750.000 TEU ein neuer Rekord aufgestellt wird. Ein Großteil der zu verschrottenden Schiffe dürfte aus dem Panamax-Segment kommen, das im Zuge der Erweiterung des Panamakanals immer mehr an Attraktivität einbüßt.