Containerschiffe
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Zwischen Januar und Mai 2016 sind die Inso[ds_preview]lvenzen in der Branche um mehr als 10% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Ein Ende der Konsolidierung ist derzeit nach Einschätzung des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes nicht in Sicht.

Das zeigten die jüngsten Beispiele in der Containersparte. Die Branche leide weiterhin an Überkapazitäten, Fracht- und Charterraten auf einem Rekordtief bei einem gleichzeitig schwächelnden Welthandel – mit integriertem Domino-Effekt auf finanzierende Fonds und Banken.

Die Weltwirtschaft wächst um lediglich 2,4% in 2016 und damit so langsam wie seit der Weltwirtschaftskrise nicht mehr. Mit einem Zuwachs von 2,7% sind die Aussichten auch für 2017 verhalten. Das bedeutet zum sechsten Mal in Folge einen Zuwachs unterhalb der 3%-Marke und damit deutlich unterhalb der Wachstumsraten von durchschnittlich 4% zwischen 2004-2007. Der Wert des Welthandels in US-Dollar schrumpft 2016 sogar erneut um voraussichtlich 2% nach -10% in 2015.

Zwar haben die Reedereien gleichzeitig von den stark gesunkenen Ölpreisen profitiert, dennoch reicht dies in einigen Fällen nicht aus, um die niedrigen Raten zu kompensieren. Deshalb bleiben die Risiken in der Branche auch weiterhin hoch und insbesondere in einigen Sparten wird es auch weiterhin zu Insolvenzen kommen.

Allianzen und Fusionen als Rettungsanker

»Das ist schon fast ein perfekter Sturm, dem die großen Containerreedereien versuchen, mit Allianzen und Fusionen zu begegnen, um ihre eigene Schiffe besser auszulasten, ihre Marktmacht zu stärken, Kosten zu senken und damit die eigene Profitabilität zu stützen«, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. »Trotz dieser Maßnahme werden einige Reedereien erhebliche Verluste schreiben.«

»Das ist schon fast ein perfekter Sturm«
Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes

Mit der Bildung von Allianzen und durch Fusionen gingen viele gecharterte Schiffe auch an die Eigner zurück. Das löse eine regelrechte Kettenreaktion aus und treffe vor allem die kleineren Reeder mit nur wenigen Schiffen und ohne eigene Dienste oder Zugang zu Fracht hart. Sie könnten bei den aktuellen Charterraten auf Rekordtief kaum kostendeckend arbeiten. »Das ist ein Teufelskreis, der in der Folge auch Schiffsfonds mit in ihren Sog zieht und finanzierenden Banken zum Teil erhebliche Schäden durch ausgefallene Kredite beschert.«

Auch auf die Sicherheit in der Schifffahrt hat die schwierige wirtschaftliche Lage negative Auswirkungen, analysieren Experten der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) in ihrer aktuellen Marine Safety Studie: Viele Sparten, wie Fracht, Container und Offshore seien bereits gefährdet, jede weitere Verschlechterung der Sicherheitsstandards gäbe Anlass zur Sorge.

Die AGCS-Experten warnen vor einer aufschiebenden Sicherheitsmentalität, die notwendige Investitionen auf vermeintlich bessere Zeiten vertagt. Dafür gibt es jedoch bereits erste Anzeichen: Einige Reeder haben die Instandhaltung auf die größtmöglichen Intervalle ausgedehnt, andere legen Schiffe still. »Die Reaktivierung stillgelegter Schiffe in einem Markt, der sich technologisch weiterentwickelt hat, kann sich äußerst schwierig gestalten«, sagte Kapitän Jarek Klimczak, Senior Marine Risk Consultant bei der AGCS. »Es müssen standardisierte Stilllegungsverfahren entwickelt werden.«