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Prof. Chris Bellamy ist seit September 2010 Direktor des Greenwich Maritime Institute, nachdem er 13 Jahre am Royal Military College of Science Stabsoffiziere aus aller Welt unterrichtete. Vor seiner akademischen Karriere war Bellamy als Kriegskorrespondent unter anderem im Irak, in Bosnien und Tschetschenien im Einsatz


Was sollten Außenstehende über das Greenwich Maritime Institute (GMI) wissen?

Chris Bellamy: Das Institut gibt es bereits seit[ds_preview] rund 15 Jahren, in dieser Zeit haben wir uns einen hervorragenden Namen erarbeitet. Das gilt für die wissenschaftliche Forschung, aber auch für die maritime Industrie. Viele Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte haben einen sehr aktuellen Bezug, darüber hinaus sind immer wieder Wissenschaftler oder Fachleute aus der Branche bei uns zu Gast. Mit dem China Maritime Centre, das wir im Jahr 2012 gestartet haben, stellen wir einmal mehr unter Beweis, wie sehr Geschichte und Zukunft in der Seefahrt verbunden sind. Die ersten modernen Marineoffiziere Chinas wurden vor mehr als 130 Jahren in Greenwich ausgebildet, im 21. Jahrhundert wird China bei maritimen Fragen nun immer wichtiger.

Warum wurde das Studienangebot um den Master in »Maritime Security« erweitert?

Bellamy: Am GMI bieten wir Master­abschlüsse mit unterschiedlichen Spezialisierungen an, zudem unterrichten hier Experten aus allen Bereichen der maritimen Industrie. In den kommenden Jahrzehnten wird die See immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die Menge der über die Weltmeere transportierten Güter steigt kontinuierlich, Öl und Gas werden zunehmend auf hoher See gefördert und die Summen, die weltweit in die entsprechende Infrastruktur investiert werden, sind enorm. Die Nachfrage nach Sicherheit wird immer größer, zugleich sinkt die Zahl der Schiffe, über die Marinen und Küstenwachen verfügen, in den kommenden Jahren. Diese Lücke bietet für unsere Absolventen hervorragende berufliche Chancen.

Woher kommen die Studenten, die am GMI ausgebildet werden?

Bellamy: Wir bieten insgesamt vier Mas­terprogramme mit einem maritimen Bezug an, außerdem haben Studenten natürlich die Möglichkeit, hier zu promovieren. Unsere Studenten kommen aus aller Welt, sind in der Regel ein wenig älter und haben oft schon berufliche Erfahrungen im maritimen Bereich gesammelt. Manche sind zum Beispiel ehemalige Seeleute, andere waren bei der Marine oder der Küstenwache ihres Heimatlandes aktiv, wieder andere haben als Ingenieure, Analysten oder in der Öl- und Gasbranche gearbeitet.

In welchen Gebieten werden die Absolventen des neuen Kurses später tätig sein?

Bellamy: Zunächst einmal ist es natürlich noch ein ganz neues Programm; die ersten Teilnehmer werden den Kurs erst in diesem Jahr abschließen. Aus den Erfahrungen mit unseren anderen Programmen können wir aber sagen, dass viele unserer Absolventen in ganz verschiedenen Bereichen der ma­ritimen Industrie arbeiten. Der Master in »Maritime Security« ist z. B. eine hervor­ragende Qualifikation, um bei Versicherungen, privaten Sicherheitsdienstleistern, Reedereien oder Energieunternehmen zu arbeiten. Viele Regierungen und internationale Organisationen sind ebenfalls auf der Suche nach Expertise auf diesem Gebiet.

Fließen aktuelle Entwicklungen, die die maritime Sicherheit beeinflussen, in die Inhalte der einzelnen Module ein?

Bellamy: Bei der Planung des neuen Mas­terprogramms haben wir eng mit der Security Association for the Maritime Industry (SAMI) kooperiert. Unter anderem gehörte ein Vertreter dieser Organisation zum Komitee, das für die Akkreditierung des Studiengangs zuständig war. Dabei haben wir von Beginn an darauf geachtet, dass das gesamte Programm flexibel genug ist, um mit Blick auf aktuelle Ereignisse und Entwicklungen angepasst zu werden. Viele relevante Themen werden zum Beispiel von Gastdozenten erläutert, die ihre Vorträge natürlich stets auf dem Laufenden halten.

Fast alle Studenten am GMI haben bereits berufliche Erfahrung gesammelt, viele haben schon im maritimen Bereich gearbeitet. Gibt es Pläne für Online-Kurse, die parallel zur beruflichen Tätigkeit absolviert werden können?

Bellamy: In der Tat gibt es dafür schon Pläne. Die ersten Online-Kurse werden wir voraussichtlich ab Januar 2014 anbieten können. Damit erhalten unsere Studenten größere Flexibilität, außerdem wird es verschiedene Optionen bei den Abschlüssen geben. Für jedes einzelne Modul vergeben wir, genau wie bei unseren anderen Master-programmen, eine gewisse Anzahl von Credits. Bei den Online-Kursen wird es für 60 Credits ein Zertifikat geben, für 120 Credits ein Diplom und 180 Credits sind für den normalen Masterabschluss erforderlich.

Kann man den Stundenplan also komplett selbst bestimmen?

Bellamy: Zum größten Teil ja, allerdings gibt es auch bei Online-Kursen bestimmte Vorgaben. Natürlich wollen wir dafür sorgen, dass für ein Modul jederzeit ein Ansprechpartner zur Verfügung steht, deshalb können diese nur in einem gewissen Zeitraum absolviert werden. Die gesamte Dauer des Studiums sollte eine gewisse Länge ebenfalls nicht überschreiten. Davon ab­gesehen ist es aber so, dass die Studenten innerhalb dieser sehr groben Vorgaben komplett selbstbestimmt arbeiten können. Gerade für Berufstätige, für die ein solcher Kurs oft ein wichtiger Baustein der Karriere ist, ist das ein großer Vorteil. Sie müssen nicht einige Monate Auszeit nehmen, um vor Ort in London zu sein.

Welche Termine müssen potenzielle Bewerber beachten?

Bellamy: Unsere normalen Masterstudiengänge beginnen jeweils im September, in diesem Jahr sollten Interessenten sich bis zum 19. April bewerben. In Einzelfällen können wir auch Bewerbungen, die später eingehen, noch akzeptieren, allerdings wollen unsere Studenten in der Regel rechtzeitig Bescheid wissen, damit sie planen können. Vor allem die Wohnungssuche ist in London nicht immer ganz einfach. Bewerber, die nicht aus der Europäischen Union kommen, müssen zudem einplanen, dass es ein wenig dauern kann, bis sie ihr Visum erhalten. Zu den Online-Kursen werden wir im Laufe der kommenden Monate weitere Informationen im Internet veröffentlichen.

Zum Schluss bleibt natürlich noch eine Frage offen: Warum lohnt es sich, in Greenwich zu studieren?

Bellamy: Grundsätzlich gibt es keinen besseren Ort, um maritime Themen zu studieren. Greenwich war schon vor Jahrhunderten das Zentrum der Welt, wenn es um die Navigation auf hoher See geht – deshalb verläuft der nullte Längengrad genau hier. Außerdem ist London eines der wichtigsten Zentren für die maritime Industrie, viele Firmen und internationale Organisationen haben hier ihren Hauptsitz oder sind auf andere Weise hier vertreten. Unsere Studenten finden also sowohl an der Universität selbst als auch darüber hinaus Ansprechpartner aus ganz verschiedenen Berei­chen, die ihnen meist gerne weiterhelfen. Somit kann man bereits während des Studiums mit potenziellen Arbeitgebern oder Geschäftskontakten netzwerken.

Dirk Siebels