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Rund acht Millionen Fahrgäste pro Jahr und ein ungebremster jährlicher Anstieg um 5 % bestimmen bei der Hadag das Neubauprogramm.
Seit der Indienststellung der ersten Hafenfähre vom Typ 2000 bei der Ha­dag Seetouristik und Fährdienst AG in Hamburg im[ds_preview] Jahr 1997 sind die jährlichen Fahrgastzahlen von 2,5 auf 8 Millionen 2012 gestiegen. Mit der neuen Rekordzahl war ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um mehr als 5 % verbunden – und die Attraktivität der Hadag-Fähren ist ungebrochen. So wird die Linie 62 zwischen St. Pauli Landungsbrücken und Finkenwerder außer von Berufspendlern stark von Touristen genutzt, die mit einer Fahrt von etwa 30 Minuten einen ersten Eindruck vom Hafen gewinnen möchten.

Zwischen 1997 und 2009 hatte die Hadag zwölf Schiffe des Typs 2000 in Dienst gestellt, die berühmten »Bügeleisen«, die inzwischen fast alle nachträglich mit einem Bugwulst ausgestattet wurden, um den Kraftstoffverbrauch deutlich zu senken (vgl. Binnenschifffahrt Nr. 6/2011, Seite 50). Die ständig steigenden Fahrgastzahlen führten nun zu einem Neubau, der am 3. Juni 2013 auf den Namen »Hamburgensie« getauft und in Dienst gestellt wurde.

Die bisherigen Schiffe des Typs 2000 tragen überwiegend Namen von Hamburger Stadtteilen. Im Frühjahr hatte man die Hörer des Senders NDR 90,3 aufgefordert, Vorschläge für die Namensgebung des neuen Schiffes einzusenden. Aus fast 1.200 Nennungen wurde eine kleine Auswahl getroffen, und dann entschied letztlich das Los. Die »Hamburgensie« kommt vorrangig auf den Linien 62 (Landungsbrücken–Finkenwerder) und 72 (Landungsbrücken– Hafen City) zum Einsatz. Auf der Linie 62 fahren die Schiffe in den Hauptverkehrszeiten im 15-Minuten-Takt. Wie Gabriele Müller-Remer, Vorstand der Hadag, hierzu gegenüber der Redaktion ausführte, werden hier bei hohem Fahrgastaufkommen bis zu acht Schiffe eingesetzt, die dann die Strecke alle acht Minuten bedienen.

Mit der Ausschreibung des Projektes hatte die Hadag 20 Unternehmen aufgefordert, ein Angebot vorzulegen. Lediglich vier Werften bekundeten Interesse. Dabei hatte sich dann – mal wieder – die SSB Spezialschiffbau Oortkaten GmbH erfolgreich durchgesetzt. Das knapp 30 m lange und rund 8,3 m breite Schiff kann maximal 250 Fahrgäste aufnehmen, wobei für 212 Personen Sitzplätze zur Verfügung stehen, 88 davon auf dem offenen Oberdeck und 124 auf dem Hauptdeck. Als Einsatzgebiet werden die Binnenwasserstraßen bis zur See genannt. Die »Bügeleisen« werden im Einmannbetrieb gefahren.

In die Ausführung des neuen Schiffes sind Anregungen von Hadag-Mitarbeitern und von Fahrgästen eingegangen. So wurden auf dem Oberdeck gegenüber den bisherigen Ausführungen 30 zusätzliche Sitzplätze geschaffen sowie die Abstellflächen für Kinderwagen und Fahrräder vergrößert. Darüber hinaus wurden mit einem neuen Beleuchtungskonzept sparsame LED-Leuchtmittel eingeführt. Zur Investition für diesen Neubau wurden mehr als 2 Mio. € genannt.

Als Hauptantrieb waren von vornherein die neuen 13-Liter-Motoren von Volvo Penta vorgesehen worden, wie sie bei der ersten Re-Motorisierung eines Typschiffs 2000 bereits eingeführt wurden (vgl. Binnenschifffahrt Nr. 12/2012, Seite 40f.). Das Schiff hat eine Zweimotorenanlage, deren Leistung von je 331 kW bei einer Drehzahl von 1.800 min-1 jeweils auf einen Schottel Ruderpropeller vom Typ STP 200 – mit zwei gleichsinnig drehenden Propellern – übertragen wird. Mit der Leistung von 662 kW erreicht das Schiff eine Dienstgeschwindigkeit von mehr als 20 km/h.

Zur weiteren Verbesserung der Manövrierfähigkeit ist ein Querstrahler mit einer Leistung von 50 kW eingebaut. Dabei handelt es sich um den Typ BU 10 mit Festpropeller von Jastram, der für die Übertragung von maximalen Leistungen bis zu 83 kW geeignet ist. Für die Stromversorgung an Bord sorgen zwei Aggregate, deren Generatoren je eine maximale Leistung von 120 kW abgeben können. Angetrieben werden die Mecc-Alte-Generatoren von Vier­zylindermotoren der Deutz-Baureihe 1013 mit einer maximalen Leistung von 139 kW.


Hans-Jürgen Reuß