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Trotz Schadensrückgangs 2014 bleibt die Risikolage ernst und die Konkurrenz unter Versicherern hart
Der Rückgang der Großschäden in der Schifffahrt dürfte 2014 bei Seeversicherern weltweit für Entlastung gesorgt haben. Womöglich war es das[ds_preview] erste Zeichnungsjahr seit Mitte der 90er Jahre, in dem der Seekaskomarkt einen Überschuss erwirtschaftet hat. Genaues wird man erst wissen, wenn die International Union of Marine Insurance (IUMI) Ende September auf ihrem Jahreskongress die globale Statistik vorstellt. Dass die Risiken weiterhin sehr hoch sind und es wohl nur Glück war, dass es nicht zu mehr schweren Havarien im Stile einer »Rena«, »MSC Flaminia« oder »Costa Concordia« kam, verdeutlicht eine Untersuchung des Datendienstleisters IHS. Die US-Gesellschaft verzeichnete sogar einen Anstieg der Schadensereignisse. Demnach kletterte die Zahl der Schiffsunfälle gegenüber 2013 um 10% auf 1.639. In etlichen wichtigen Kategorien (Maschinenschäden, Grundberührungen, Kollisionen) gab es deutliche zweistellige Zunahmen. Nur bei Feuer/Explosionen und Schiffsuntergängen seien die Zahlen gesunken. »Während die Weltflotte wächst, das Alter der Schiffe und auch die Engpässe in den Häfen zunehmen, ist anzunehmen, dass wir dieses Jahr weitere Steigerungen bei den Unfallzahlen erleben«, kommentierte Gary Li, Senior Analyst bei IHS Maritime & Trade. »Hotspots« seien weiterhin die dicht befahrenen Schifffahrtswege Europas und Asiens. In der Nordsee habe sich die Zahl der registrierten Schiffsunfälle um 19% erhöht, im östlichen Mittelmeer sowie im Südchinesischen Meer um jeweils 12%. Während die Sachschäden im Vergleich zu früheren Jahren gesunken sein mögen, seien die Personenschäden besorgniserregend gestiegen. Laut IHS kamen vergangenes Jahr 418 Menschen bei Schiffsunfällen ums Leben, 138 seien vermisst. 2013 habe die Zahl der Todesopfer bei 201 gelegen, die Zahl der Vermissten bei 149. Der Anstieg geht vor allem auf den Untergang der südkoreanischen Passagierfähre »Sewol« zurück, bei dem wahrscheinlich über 300 Menschen ums Leben kamen.

Der positive Trend bei den Großschäden scheint sich dieses Jahr nicht fortzusetzen. Im Januar wurden bereits Untergänge von Küstenmotorschiffen/Minibulkern in der Nordsee, dem Mittelmeer und Südostasien gemeldet. In Asien sank ein Supramax-Bulker und in Southampton lief ein Autofrachter auf Grund. Der P&I- und Kaskoversicherer Swedish Club zeigt sich besorgt über den anhaltend hohen Anteil von Navigationspannen (Kollision, Grundberührung), deren Umfang trotz Einführung von Sicherheitsmanagement-Systemen (ISM) und neuen Technologien nicht nachgelassen habe. Bei den meisten Fällen habe sich herausgestellt, dass Sicherheitsprozeduren nicht befolgt wurden oder sich abzeichnende Probleme nicht eindeutig kommuniziert wurden.

Der internationale Dachverband der Transportversicherer, die IUMI, warnt derweil vor steigenden Risiken aufgrund des Schiffsgrößenwachstums. Dass die Bergungskapazitäten nicht Schritt halten mit den immer größeren Containerschiffen bereitet Experten seit Jahren Sorgen. »Es sind Schiffe im Wasser, bei denen man weiß, dass sich bei einer Großhavarie nicht viel ausrichten lässt«, sagt Generalsekretär Lars Lange. Der Verband appelliert an Linienreedereien, Häfen und Berger, dass es eine »Marktlösung« geben müsse. Will heißen: Für die Bergungsfirmen soll es sich lohnen, in größeres Equipment zu investieren, dass dann an strategischen Punkten der Großcontainerschiffsrouten stationiert wird. Allein durch kommerzielle Bergungsjobs werde sich der Aufwand aber wohl nicht rentieren, da nur sehr selten mit schweren Unfällen im Großschiffssegment zu rechnen sei. Ein schlüssiges Konzept fehlt bislang. Als möglichen Lösungsansatz verweist Lange auf einen Vorstoß des Londoner Seekaskomarktes zur Einführung einer weltweiten Containerabgabe vor einigen Jahren. Damit sollte ein Fonds zur Finanzierung von Bergungs-Equipment aufgebaut werden.


mph