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Die beiden niederländischen Schleppunternehmen Kotug und Smit gründen ein Joint Venture. Laut der Absichtserklärung zwischen Kotug International und Royal Boskalis, Muttergesellschaft von Smit Towage, werden beide Unternehmen je 50 % der Anteile halten.
Ziel sei die verstärkte Zusammenarbeit der Hafenschlepper in Europa. Kotug bringt seine Flotten in den Niederlanden, in Deutschland und im[ds_preview] Vereinten Königreich ein, Smit die in den Niederlanden und Belgien. Mit insgesamt 60 Schleppern in elf Häfen entsteht der größte Anbieter in Nordwest-Europa mit einem gemeinsamen Umsatz von nahezu 150Mio. €.

Verbissener Kampf

Seit Ende der 80er Jahre kämpften Kotug und Smit verbissen um Marktanteile im Rotterdamer Hafen. Der Zusammenschluss gilt als Antwort auf den immer mächtiger werdenden Konkurrenten Svitzer, Teil des dänischen Konzerns A.P. Møller Mærsk AS. Svitzer bedient gemeinsam mit Iskes IJmuiden den kompletten Markt in Amsterdam und ist seit Jahresbeginn auch in Bremerhaven und Rotterdam aktiv. Der Versuch von Royal Boskalis, Smit International gleich nach der Übernahme (2010) an A. P. Møller Mærsk weiterzuveräußern, war gescheitert.

Nun erklärt Boskalis das angekündigte Joint Venture als Strategie, die Hafenschlepperaktivitäten über regionale Partnerschaften zu konzentrieren. Es gibt inzwischen bereits vier andere derartige Bündnisse. Dies sind Smit-Lamnalco für Afrika, den Nahen Osten und Australien (seit 2011), Keppel-Smit in Südostasien (1991) und Saam-Smit (Nord-, Mittel- und Südamerika) seit dem vergangenen Jahr. Die neue Allianz mit Kotug wäre für Smit die fünfte Kooperation, damit wären jetzt alle fünf Kontinente besetzt.

Flotte von 450 Einheiten

Insgesamt besteht die einsatzbereite Flotte beider Reedereien aus 450 Einheiten mit rund 4.500 erfahrenen Besatzungsmitgliedern, abgedeckt werden von ihnen gut 90 wichtige Häfen in mehr als 35 Ländern.

Auch aus dem neuen Joint Venture werden erhebliche Kosten- und Marktsynergien erwartet, hieß es auf beiden Seiten.

Im Hafen von Rotterdam bieten bislang sowohl Smit als auch Kotug ihre Dienste an. Smit bedient zudem Vlissingen und Terneuzen in den Niederlanden sowie Antwerpen, Zeebrugge, Gent und Ostende in Belgien. Kotug ist in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven aktiv. Nach der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding Ende vergangenen Jahres finde jetzt eine Due Diligence (Risikoprüfung) statt, heißt es bei Boskalis. Danach soll ein detaillierter Businessplan ausgearbeitet werden.

Kurzfristig ändere sich im operativen Geschäft nichts, langfristig sollen die gemeinsamen Dienstleistungen den Kunden effizienter und passgenauer angeboten werden – durchaus auch zu besseren Konditionen, verlautet aus den Unternehmen. Auch die Zustimmung der Kartellbehörden steht einstweilen noch aus. Bei Boskalis wird ein Sondereffekt von rund 100Mio. € aus der geplanten Transaktion erwartet, in erster Linie durch die Refinanzierung aller Aktivitäten.

Titan und Svitzer

Offenbar loten auch das US-amerikanische Bergungsunternehmen Titan Salvage und dessen Konkurrent Svitzer Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit im Bergungsgeschäft aus. Grund dafür ist dem Vernehmen nach die wachsende Zahl der Operationen auf See. Titan Salvage verfügt über eine Flotte von etwa 300 Einheiten gegenüber 400 Schleppern bei Svitzer.m
Ton Valk