Entdeckerinnen, Befehlshaberinnen und Pionierinnen

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Es ist ein seltenes Thema und eine besondere Ausstellung. Das Internationale Maritime Museum Hamburg (IMMH) präsentiert seit dem 18. März[ds_preview] die Sonderausstellung »Frauen an Bord. Eroberung einer Männerdomäne – 2.200 Jahre Geschichte der seefahrenden Frauen.« Über ein Jahr dauerte die Spurensuche in Deutschland und in vielen weiteren Ländern der Welt, z. B. in Irland, Griechenland, Australien und in China. Der Weg der Recherche führte auch nach Hamburg, ins Alte Land und nach Flensburg.

Die Geschichte von Frauen in der Schifffahrt ist lang – länger, als mancher vermuten könnte. Um nur einige Beispiele zu nennen:

Teuta von Illyrien stand 230 v. Chr. an der Spitze eines Königreiches auf dem Gebiet des heutigen Albaniens und bot dem Römischen Reich mit ihrer Flotte in der Adria die Stirn.

Griechische Freiheitskämpferinnen befehligten Boote im Kampf gegen das Osmanische Reich.

Frauen wurden auf den Frachtsegelschiffen des finnischen Reeders Ericson – darunter aus Deutschland gekaufte P-Liner – ausgebildet.

Im 2. Weltkrieg gab es bei hierzulande sowie in Großbritannien und in den USA Marinehelferinnen, die Dienst an Land taten. Mehr als 200 gingen mit der »Wilhelm Gustloff« 1945 unter.

Annaliese Teetz aus Hamburg-Blankenese war die erste deutsche Kapitänin.

Die tüchtigen Reederinnen Liselotte von Rantzau-Essberger und die jüdische Kauffrau Lucy Borchardt dirigierten Schifffahrtsunternehmen wie die Deutschen Afrika-Linien und die Fairplay-Schlepperrederei.

In Deutschland und in England gab es bereits Mitte des 19. Jahrhundert frühe Seenotretterinen.

In den 50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zogen Seefunkerinnen in die Schifffahrt ein.

Piratinnen trieben bis 1974 ihr Unwesen im südchinesischen Meer.

In der Sonderausstellung werden unter anderem Frauen in den internationalen Marinen gezeigt. Die Fotografin Kathrin Wahrendorff päsentiert bisher nie gezeigte Bilder der Kadetinnen der »Gorch Fock«. Der Besuch im IMMH ist im Eintrittspreis für das Museum enthalten. Zusätzlich gibt es kostenloses Informationsmaterial, das zu einzelnen Themen weiterführende Informationen bereithält. Die bisher einzige Ausstellung auf diesem Gebiet fand 1997 im Flensburger Schiffahrtsmuseum statt. Die damalige Kuratorin – Dr. Christine Keitsch, heute Direktorin des Schiffahrtsmuseums der oldenburgischen Unterweser – hat das IMMH unterstützt, ebenso wie Carsten Johow aus Melbourne.


Wulf Brocke