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Turbulente Zeiten für die weltweite Seefrachtbranche: Das Ladungswachstum im Containersegment kam 2015 fast zum Erliegen, während sich die Fracht-raten deutlich abschwächten. Trotzdem verlief das Jahr für die Global Player in der Seefrachtspedition überwiegend erfolgreich.
Obwohl die Mengen unter Druck standen und die Raten stark schwankten, gelang es den Logistikdienstleistern, ihre Ertragsmargen zu verbessern. Eine[ds_preview] stärkere Orientierung auf besser zahlende Ladung, verstärkte Mehrwertdienste und Produktivitätsverbesserungen spielten dabei offenbar eine Rolle.

Marktführer Kühne + Nagel schaffte es, den Vorsteuergewinn (EBIT) im Konzern noch einmal um 3,5% auf 679Mio. CHF (rund 624Mio. €) anzuheben – trotz eines stagnierenden Rohertrags (Umsatz abzüglich Steuern, Gebühren, Frachtausgaben). Größter Gewinnbringer blieb das Seefrachtgeschäft mit einem operativen Ergebnis von 459Mio. CHF, was einem Anstieg um 15% gegenüber dem Vorjahr entsprach. Dem Schweizer Logistikriesen gelang es abermals, seine im Branchenvergleich ohnehin sehr hohen Margen weiter zu erhöhen.

Obwohl das gebuchte Ladungsaufkommen leicht auf 3,82Mio. TEU nachgab und sich neben dem Ratendruck auch negative Währungseffekte auf die Geschäfte niederschlugen, steigerte der Konzern seine Seefracht-Roherträge um gut 5% auf 1,38Mrd. CHF. Der Rohertrag pro gebuchte TEU verbesserte sich entsprechend um 5,2%. Den Margenanstieg begründete Kühne + Nagel mit dem Zugewinn profitabler Frachtkontrakte, vor allem auf den Routen von und nach Nord- und Südamerika, sowie mit dem Ausbau von Speziallösungen für verderbliche Ware (Perishables/Reefer) und Sammelgut (Less than container load/LCL). Mit der Gewinnsteigerung im Geschäftsbereich Seefracht konnten die Ergebnisverschlechterungen in den Landverkehrs- und Kontraktlogistiksparten ausgeglichen werden.

Für den deutschen Dienstleister DB Schenker sprang trotz eines Volumenrückgangs um 2% auf 1,94 Mio. TEU unterm Strich mehr heraus. Der Konzern meldet nur das konsolidierte Ergebnis für See- und Luftfracht zusammen. Zu der Steigerung um 26% auf 255Mio. € dürften die maritimen Ladungsverkehre aber einen veritablen Beitrag geleistet haben, wobei anzumerken ist, dass das Unternehmen dem Branchenführer Kühne + Nagel in puncto Profitabilität noch weit hinterherhinkt. Die Steigerung der Margen steht bei DB Schenker seit Jahren ganz oben auf der Agenda. Die Fortschritte im vergangenen Jahr begründet das Unternehmen u.a. mit Verbesserungen bei der Containerauslastung.

Auch für den Schweizer Wettbewerber Panalpina ging es mit den Buchungsumfängen leicht abwärts. Das Mengenaufkommen sank um 0,8% auf 1,5Mio. TEU und zog in Kombination mit negativen Währungseffekten – anders als bei Kühne + Nagel – auch den Gesamtrohertrag im Bereich Seefracht nach unten (-2% auf 480Mio. CHF). Pro TEU-Buchung blieb 1,5% weniger Rohertrag als im Vorjahr hängen. Internen Produktivitäts- und Prozessverbesserungen ist es zu verdanken, dass sich der Vorsteuergewinn der Seefrachtorganisation trotzdem auf 26,6Mio. CHF verdoppelte. Die Rendite liegt damit im Branchenvergleich aber nach wie vor sehr niedrig. Nicht umsonst betont der Vorstand nachdrücklich, dass auch in diesem Jahr weitere Produktivitätssteigerungen angestrebt werden. Rückenwind aus den Märkten sei kaum zu erwarten. So geht Panalpina für dieses Jahr von einer Zunahme des weltweiten Containerverkehrs von 2% aus, gegenüber 0 bis 1% im letzten Jahr.

Neidvoll dürften viele auf die wieder mal hervorragende Performance des dänischen Speditionskonzerns DSV blicken, der seine Position am Markt mit der Übernahme des US-Logistikers UTi stark ausbaut. Zunächst fällt auf, dass das Unternehmen seinen Rohertrag in der Sparte Air & Sea anders als die Konkurrenten deutlich steigern konnte – auf knapp 5,3Mrd. DKK (711Mio. €), was bereinigt um Akquisitionen einem Zuwachs von fast 8% entsprach. Die nachteiligen Auswirkungen gesunkener Frachtraten seien durch drei Faktoren mehr als aufgewogen worden, berichtete das DSV-Management: die Zunahme des Seefrachtvolumens um 2% auf über 855.300TEU, positive Währungseffekte im Verhältnis der dänischen Krone zum US-Dollar sowie verstärkte Zusatzleistungen über die Seefrachtabfertigung hinaus wie Sammelgutkonsolidierung, Zollabfertigung, Transportversicherung und Beschaffungsmanagement (Order Management).

Total aus der Reihe fiel hingegen der weltweit zweitgrößte Seefrachtspediteur DHL Global Forwarding – Tochtergesellschaft der Deutsche Post DHL Group. Probleme bei der Umstellung der IT-Landschaft kosteten das Unternehmen ein Vermögen und stürzten das Ergebnis der Speditionssparte tief in die roten Zahlen (-181Mio. €). Auch im Tagesgeschäft lief es nicht rund. Obwohl die Buchungen stabil bei 2,93Mio. TEU wie im Vorjahr lagen, sei der Rohertrag der Seefrachtsparte um 2% gesunken, berichtete der Konzern und kündigte neue Anstrengungen zur Effizienzsteigerung an.


Michael Hollmann