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Da die Seeschiffe immer größer werden, müssen sich auch die Schlepper dieser Entwicklung anpassen. Benötigt werden stärkere Schlepper, die leicht zu manövrieren und zudem umweltfreundlich sind.
Für die 100%ige Tochter Novatug lässt Multraship Towage & Salvage (Mul­traship) bei der Damen Shipyards Group zwei neuentwickelte Schlepper[ds_preview] fertigen. Unmittelbar nach der Vertragsunterzeichnung während der Europort Rotterdam Anfang November 2015 wurde mit dem Bau des ersten Fahrzeugs begonnen. Darauf verständigten sich Novatug mit Multraship als erstem Kunden, und die Damen-Tochtergesellschaft Van der Velden Barkemeyer auf der Messe in der niederländischen Hafenstadt.

Carrousel Rave Tug

Bei den Schleppern vom Typ Carrousel Rave Tug (CRT) handelt es sich um eine Neuentwicklung, an der die Unternehmen Robert Allan, Novatug und Voith mitgewirkt haben. Der Rumpf der Fahrzeuge wird bei der Schiffswerft Theodor Buschmann in Hamburg gebaut. Die Endausstattung erfolgt bei Damen Maaskant Ship­yards im niederländischen Stellendam. Die Auslieferung der von Bureau Veritas (BV) klassifizierten Schlepper ist im ersten Quartal des kommenden Jahres vorgesehen.

Die CRTs sind 32m lang und für einen maximalen Tiefgang von 6,30m ausgelegt. Der Antrieb erfolgt durch zwei Voith Schneider Propeller des Typs 32RV5 EC/250 in Kombination mit Voith-Turbokupplungen des Typs 1150 DTL, Renk-Bogenzahnkupplungen und zwei ABC-Hauptmotoren mit einer Leistung von jeweils 2.650 kW bei 1.000 Umdrehungen pro Minute. Damit erreichen die Schiffe, deren Pfahlzug mit mindestens 70t angegeben ist, eine Freifahrtgeschwindigkeit von 14kn. Trotz der kompakten Abmessungen der CRTs ließen sich bei einer Geschwindigkeit von 10kn überdies sehr hohe Steuerkräfte von 160t realisieren, sagen die Hersteller.

Charakteristisch für den CRT ist die auf einem Ring angeordnete Schleppwinde. Der Ring könne frei um das Deckshaus des Schleppers drehen, weshalb das System auch als Karussellwinde bezeichnet werde. Das besondere Design soll das Risiko des Kenterns unter Schlepplast verhindern.

Mit den neuen Schleppern seien hocheffiziente Brems- und Steuermanöver möglich, heißt es. Durch die Nutzung der Rumpfkräfte anstelle der Propulsorkräfte ließen sich überdies der Kraftstoffverbrauch und die Emissionen reduzieren. Mit dem CRT könnten Manöver ausgeführt werden, die mit keinem anderen Schleppertyp gefahren werden könnten, sagen die Entwickler. Dabei sollen nahezu unbegrenzte Gierwinkel des Schleppers möglich sein.

Die VSPs wurden aufgrund ihrer präzisen Schubsteuerung, ihres schnellen Ansprechverhaltens und ihrer Robustheit gegenüber Veränderungen der Anströmrichtung als Antrieb ausgewählt, hieß es. Die entlang der Längsachse angeordneten VSPs sollen eine gleichmäßige und präzise Steuerung des Schleppwinkels unter allen denkbaren Betriebsbedingungen ermöglichen. Ferner soll die Zugkraft der Schleppleine zu jedem Zeitpunkt sicher und präzise gesteuert werden können.

Nach Angaben von Voith wurde das Design unter Einbeziehung von numerischen Strömungsanalysen, des Voith-Schiffssimulators und Modellversuchen umfassend verbessert, um die beste Position der VSPs in Bezug auf die Karussellwinde zu finden sowie Größe und Position der Heckflosse zu optimieren. Das Ergebnis sei ein sehr harmonischer Schlepper, der bei jedem Seegang und unter allen Witterungsbedingungen stabil und leicht zu manövrieren sein. Gesteuert werden die VSPs über ein vollständig redundantes elektronisches Joystick-Steuersystem von Voith.

Im Zuge ihrer geplanten Flottenerweiterung hat Multraship bei Damen zudem einen neuen Schlepper des Typs ASD 3212 bestellt. Die unter Flagge der Niederlande fahrende »Multratug 31« wurde bei Damen Song Cam in Vietnam gebaut und ist eine Schwester der »Multratug 19«, »Multratug 29« and »Multratug 30«. Der 32,70m lange und gut 12,80m breite Neubau hat einen Pfahlzug von mehr als 83t und eine Höchstgeschwindigkeit von 15kn. Das 453-t-Schiff wird von zwei Caterpillar-Motoren des Typs 3516C angetrieben. Derselbe Hersteller lieferte auch die Hilfsantriebe mit der Bezeichnung C6.6TA und je 125 kVA Leistung. Weiter sind zwei US-255-CP-Ruderpropeller von Rolls-­Royce sowie ein Verstellpropeller mit einem Durchmesser von 2.800mm eingebaut. An Deck ist ein Kran installiert, im vorderen Bereich befindet sich eine hydraulisch angetriebene Doppeltrommelwinde und eine weitere Trommel achtern. Das Schiff ist mit zwei Ein-Mann-Kabinen und vier Doppelkabinen ausgestattet. Es verfügt über zwei Feuerlöschmonitore mit einer Durchflussleistung von jeweils 1.200m3 Wasser pro Stunde. Mul­traship setzt die Ende 2015 abgelieferte und von BV als 100 A1 Escort Tug LMC UMS EP Fire Fighting Ship1 klassifizierte »Mul­tratug 31« im Bereich der Westerschelde ein.

Neues Design für Traktorschlepper

Das in den Niederlanden beheimatete Unternehmen Offshore Ship Designers (OSD) hat eine neue Serie von Traktorschleppern entworfen, die multifunktional eingesetzt werden können. Dazu zählen Escort-Operationen, Schleppvorgänge im Hafen und das Anlegen und Festmachen von Offshore-Einrichtungen.

Das Basismodell des Schleppers hat eine Länge von 33m und eine Breite von 13,50m. Das Design könne aber auf verschiedene Größen zugeschnitten werden, so OSD. Das hohe Vordeck soll sich positiv auf die Seegangeigenschaften auswirken. Der Rumpf ist mit Seitenflügeln versehen, um den Widerstand zu verringern, die Stabilität zu erhöhen und die Rolldämpfung zu verbessern. Dadurch soll sich der Schlepper insbesondere für Schlepp- und Bergungsvorgänge von Offshore-Einrichtungen eignen.

Die Schleppwinde ist auf dem Achterdeck positioniert. Eine breite Tauklammer soll hier Neigungen reduzieren, die durch Spannungen des Taus verursacht werden können. Die achterliche Bollwerk-Struktur ist mit einer integrierten Tau-Pin-Anordnung ausgestattet. Ein Knickarmkran reicht über die gesamte Fläche des Achterdecks.

Die Schlepper können entweder mit Propellern von Voith Schneider des Cyclotrac-3270-Models oder mit Ruderpropellern des Azitrac-3270-Designs ausgerüstet werden. Der Antrieb lasse sich beliebig an Kundenwünschen anpassen, denkbar sei ein diesel-elektrischer Antrieb oder eine Hybrid-Variante mit oder ohne Batterien. Je nach Motorentyp und Antrieb kann der Schlepper einem Pfahlzug von bis zu 90t erreichen.

Die mit dem Seearbeitsübereinkommen konformen Schlepper können mit einer Brandbekämpfungsanlage der Klasse FiFi1 ausgerüstet werden und beinhalten Unterkünfte für bis zu zwölf Personen sowie individuelle sanitäre Einrichtungen.

Autonome Schlepper entwickelt

Das rund ein Jahr lang entwickelte autonome Schlepperkonzept trägt den Namen »RAmora«. Das Flaggschiff der neuen TOWBoT-Serie (Tele-Operated Workboat or Tug), die »RAmora 2400«, ist eine vielseitig einsetzbare Schleppplattform, die in erster Linie dafür entwickelt wurde, Schiffen bei Anlegemanövern zu assistieren.

Der Hochleistungsschlepper hat einen Pfahlzug von 55t, ist nach Angaben des Herstellers mit einem Hybridantriebssystem ausgestattet und verfügt über eine hohe Batteriespeicherkapazität, um größere und aufwendigere Manöver durchzuführen, beispielsweise an LNG-Terminals oder bei der Brandbekämpfung.

Die Neuentwicklung ist so konzipiert, dass sie die Fähigkeit hat, im Tandem mit einem konventionellen Schlepper zusammenzuarbeiten. Ein erfahrener Schlepperkapitän soll die »RAmora 2400« von seinem Fahrzeug aus steuern und dabei die Videokommunikationsfeatures nutzen, die in der RAmora-Konsole eingebaut sind. Diese beinhalten ein 360-Grad-Live-Video von Bord des autonomen Schiffes sowie die elektronische Erfassung der Echtzeitposition und sollen zu einer sicheren und effektiven Arbeitsweise beitragen. Ein Echtzeit-Steuerungssystem soll die Schnittstelle für den Bediener sowie für die Onboard-Manöver/Positionskontrolle herstellen, die Ausrüstungs- und Arbeitsplatzüberwachung übernehmen sowie die Funktionalitäten des Sicherheitsmanagements gewährleisten. Entwickelt wurde das System von Robert Allan in Zusammenarbeit mit International Submarine Engineering des Hafens Coquitlam, Kanada. Es sei von bewährten ferngesteuerten Fahrzeugen, autonomen Unterwasserfahrzeugen sowie von Überwasserfahrzeugen abgeleitet, so der Hersteller. Das neue Design soll RAmora eine höhere Flexibilität geben, für den Betrieb auf verschiedenen autonomen Ebenen – angefangen von einem niedrigen Level, bei dem der Nutzer das Gerät direkt steuern kann, bis hin zu einen hohen Level, bei dem die Neuentwicklung halbautonom selbständig Arbeiten durchführt, sodass der Anwender nur noch die Funktion der Überwacheung ausübt.

RAmora ist mit Voith Schneider Propellern (VSP) ausgestattet, um optimale Manövriereigenschaften zu gewährleisten. Mit diesen Geräten hat Robert Allan nach eigenen Angaben schon gute Erfahrungen bei seinem neuen RAVE-Tug-Konzept gemacht. Die Rumpfform soll für einen hohe Stabilität und ein gutes Verhalten bei Seegang sorgen. Sie sei das Ergebnis umfangreicher Entwicklungsarbeiten einschließlich CFD und Schlepptank-Tests.

Da es sich bei dem RAmora-Konzept um ein autonomes Fahrzeug handelt, sind kein konventionelles Steuerhaus, Besatzungsräume oder Rettungsmittel nötig. Dadurch sei dieses Fahrzeug einfacher und kompakter als ein herkömmlicher Schlepper mit einer vergleichbaren Leistung. Darüber hinaus verfügt »RAmora 2400« über diverse ressourcenschonende und nützliche Funktionen. Am gesamten Deck sind schwerlastfähige zylindrische Fender installiert, die das Fahrzeug vor Schrammen schützen sollen. Der stabilisierte Kran dient dazu, das Tau auf das zu schleppende Schiff zu hieven. Die Ankertauwinde im vorderen Teil befindet sich in einem gut geschützten Deckshaus. Ferner ist mittschiffs eine geborgene und geschlitzte Abschleppklammer installiert, die die Schleppleine in der Nähe des Decks halten und während des Schleppvorgangs von der Seite die Krängung verhindern soll.

Nach Auskunft von Robert Allan sorgen die Sekundärfunktionen des Schleppers im Hafen für zusätzliche Sicherheit, die es beim Einsatz bemannter Schlepper nicht ohne weiteres gibt. Neben der standardmäßigen Ausstattung zur Brandbekämpfung sind zwei zusätzliche Feuerlöschmonitore installiert, deren elektrisch betriebene Feuerlöschpumpen jeweils 1.200m3/h Wasser fördern können. Wahlweise kann der Kranausleger mit einem kleineren 600m3/h-Feuerlöschmonitor und einer Kamera bestückt werden. Da keine Mannschaft an Bord sei, könne das autonome Fahrzeug einen Brand aus kürzerer Entfernung und über einen längeren Zeitraum bekämpfen als herkömmliche Feuerlöschboote, deren Besatzung bei der Brandbekämpfung in Gefahr geraten könne, heißt es.

Die Möglichkeiten von RAmora und anderen Schiffen der TOWBoT-Serie seien vielfältig. Neben dem Schleppen im Hafen könnten sie auch zur Rettung-, Bergungshilfe oder zur Bekämpfung von Ölverschmutzungen eingesetzt werden. Als das erste seiner Art könne das RAmora-Design somit ein neuer Bestandteil moderner Schlepperflotten in den kommenden Jahren werden, ist Robert Allan überzeugt.

Neuer Eddy Tug für Iskes

Derzeit wird bei Holland Shipyards der neue Schlepper »Telstar« für Iskes Towage & Salvage gebaut. Das Fahrzeug vom Design 24-70 ist eine optimierte Version des »Eddy 1« von Eddy Tug, der 2014 auf der Messe Tug & OSV als Prototyp präsentiert wurde. Wie der Vorgänger verfügt auch der Neubau über einen Hybridantrieb.

Die »Telstar« ist knapp 25,50m lang, 12,20m breit und damit sowohl kürzer als auch schmaler als die »Eddy 1«. Der Tiefgang hat sich indes auf 5,10m erhöht. Durch die beiden Mitsubishi-S16R2-Motoren mit einer Leistung von je 1.885 kW verfügt der neue Schlepper über einen stärkeren Antrieb als das Vorgängermodell (zwei S16R, je 1610 kW). Für einen diesel-elektrischen Antrieb des von Bureau Veritas klassifizierten Fahrzeugs sorgen zwei je 640 kWe starke Generatoren von Scania vom Typ DI16-090M. Als Hafenset dient ein Sisu-49-CTAG-Genset von ACGO. Zur weiteren Ausstattung des mit einem Pfahlzug von 75t angegebenen Neubaus gehören von Veth gelieferten VZ-1800-Propeller. Eine Neuerung ist die Bilge-Kühlung anstelle von Plattenwärmetauschern und für Push-,Pull- und Bremsoperationen ist achtern eine zusätzliche Schleppvorrichtung angebracht. Schienen an den Seiten des Rumpfes sollen Lackschäden verhindern und die Winde stammt jetzt von Ridderinkhof.

Thomas Wägener