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Die Marktbereinigung in der [ds_preview]Linienschifffahrt ist mit der Insolvenz und einer möglichen Abwicklung von Hanjin Shipping nicht am Ende. Auf der JOC Container Trade Europe Conference in Hamburg warnten Experten, dass es zu weiteren Fusionen oder Übernahmen und eventuell auch Pleiten in naher Zukunft kommen werde.

Jens Rohweder, Geschäftsführer von Notos Consult, hält die Verschuldung einiger weiterer Linien-Carrier in Fernost und in Südostasien für bedenklich hoch. Ein guter Indikator für das Insolvenzrisiko sei der Anteil kurzfristiger Verbindlichkeiten (unter 12 Monaten) an den Gesamtschulden, der bei Hanjin 80% betragen habe. Einige andere Carrier, die an asiatischen Börsen gelistet sind, wiesen ebenfalls relativ hohe Quoten im mittleren zweistelligen Bereich auf. »Definitiv ja,« lautete Rohweders Antwort auf die Frage, ob weitere ähnliche Insolvenzen wie die von Hanjin Shipping denkbar seien. »Generell hätte ich bei kleineren Carriern eher Bedenken als bei Großen.«

Rohweder, der 2008 bei einer groß angelegten Restrukturierung von Chartervereinbarungen zwischen deutschen Reedern und der seinerzeit ums Überleben kämpfenden chilenischen Linie CSAV (inzwischen von Hapag-Lloyd übernommen) beteiligt war, sieht auch die zweite große koreanische Reederei Hyundai Merchant Marine (HHM) noch nicht über den Berg. Die Lage sei nach wie vor »fragil«, weil abzuwarten sei, wie der Hauptgläubiger von Hyundai, die Korea Development Bank, mit all ihren übernommenen Lasten aus der Privatwirtschaft fertig werde.

Die Reederei Hyundai Merchant Marine hat ihre finanziellen Schwirigkeiten noch nicht vollständig überwunden. Foto: Thomas Wägener
Die Reederei Hyundai Merchant Marine hat ihre finanziellen Schwirigkeiten noch nicht vollständig überwunden. Foto: Thomas Wägener

Nach Meinung von Jesper Praestensgaard, Berater bei Boston Consulting und Chairman der Feeder-Reederei Unifeeder, nimmt der Druck auf Linienreedereien außerhalb der Top 3 in Folge der Hanjin-Pleite zu. So sei zu erwarten, dass Kapitalgeber in der Linienschifffahrt künftig noch vorsichtiger agieren würden und höhere Risikoprämien für Kredite vor allem an mittlere und kleinere Carrier verlangen. »Es ist ein signifikanter Kostenunterschied für die Reedereien, ob sie 3% oder 7% Zins zahlen müssen«, so Praestensgaard.

Am günstigsten konnte sich schon in der Vergangenheit Marktführer Maersk refinanzieren. Der Experte hält den Vorsprung von Mega-Carriern wie Maersk, MSC und CMA CGM gegenüber den meisten anderen Linienreedern unter den Top 20 für nicht aufholbar. Maersk habe seine Transportmenge zuletzt noch um 7% ausbauen können, während viele mittlere und kleinere Carrier Rückgänge verzeichneten. »Wenn man das in die Zukunft fortschreibt, ist wohl klar, dass die Performance-Unterschiede weiter zunehmen werden«, unterstrich Praestensgaard.

Inwieweit der Markt infolge der Hanjin-Insolvenz neu aufgeteilt wird, ist noch unklar. Die dänische Beratungsfirma SeaIntel Maritime Analysis geht aber davon aus, dass das Unternehmen nicht saniert werden kann. »Wir gehen davon aus, dass die Schiffe von Hanjin relativ gleichmäßig unter den übrigen Reedereien verteilt werden, so dass sich an den Marktanteilen der anderen Carrier nicht viel ändern wird«, sagte SeaIntel-Partner Alan Murphy.